AWS, OpenAI und Microsoft läuten Ära autonomer KI-Agenten ein
02.12.2025 - 00:33:12Führende Tech-Konzerne stellen KI-Systeme vor, die eigenständig komplexe Aufgaben erledigen. Der Fokus liegt auf Transparenz, Vertrauen und direkter Integration in Geschäftsprozesse.
Die Zeit der Chatbots ist vorbei. Innerhalb von nur 48 Stunden haben Amazon Web Services, OpenAI und Microsoft eine neue Generation künstlicher Intelligenz präsentiert – und die macht nicht länger nur Vorschläge, sondern erledigt eigenständig komplexe Aufgaben. Die Botschaft aus Las Vegas und New York ist eindeutig: 2026 wird KI erstmals wirklich arbeiten, statt nur zu assistieren.
Was sich da gerade vollzieht, ist mehr als nur ein Software-Update. Es ist der Übergang vom Pilotprojekt zum Produktivbetrieb – mit all den Chancen und Risiken, die das mit sich bringt.
AWS macht die Black Box transparent
Auf der Konferenz re:Invent 2025 in Las Vegas stellte AWS-Chef Matt Garman am Dienstag seine Vision vor: “Agentic AI” – Systeme, die eigenständig planen, entscheiden und handeln können. Der Clou: Unternehmen sollen künftig genau nachvollziehen können, warum eine KI welche Entscheidung getroffen hat.
Die praktische Umsetzung kam bereits am 1. Dezember mit Amazon Connect. Anders als bisherige Kundenservice-KI, die lediglich Gespräche zusammenfasste, bietet das neue System vollständige Transparenz über den Entscheidungsprozess der Agenten. Welche Tools wurden genutzt? Wie kam die KI zu ihrem Schluss? Antworten auf Fragen, die bisher im Dunkeln blieben – und Unternehmen davon abhielten, KI wirklich zu vertrauen.
Passend zum Thema Transparenz und regulatorische Anforderungen: Seit 1. August 2024 ist die EU‑KI‑Verordnung in Kraft – viele Unternehmen unterschätzen Kennzeichnungspflichten, Risikoklassen und Dokumentationsanforderungen. Wer autonome Agenten einsetzt, muss jetzt nachvollziehbar darlegen, wie Entscheidungen zustande kommen. Der kostenlose Umsetzungsleitfaden erklärt praxisnah Pflichten für Entwickler und Anwender, welche Übergangsfristen gelten und liefert konkrete Checklisten zur Compliance. KI‑Verordnung: Umsetzungsleitfaden kostenlos herunterladen
“Wir bewegen uns von einer Welt der Eingabeaufforderungen zu einer Welt der Aktionen”, so Garman.
Visa lässt KI-Agenten eigenständig Transaktionen durchführen
Wie ernst es AWS mit dem Thema meint, zeigt die am 1. Dezember verkündete Partnerschaft mit Visa. Das neue System “Visa Intelligent Commerce” ermöglicht es KI-Agenten, selbstständig und sicher Finanztransaktionen im Namen der Nutzer durchzuführen. Ein Beispiel: Die KI kauft automatisch Tickets für ein Sportevent, sobald der Preis unter eine festgelegte Schwelle fällt.
Das ist nicht weniger als ein Vertrauensvorschuss der Extraklasse. Wer einer KI erlaubt, eigenständig Geld auszugeben, überquert eine rote Linie – und AWS weiß das. Nicht umsonst steht “Observability”, also Nachvollziehbarkeit, im Zentrum der Strategie.
OpenAI dringt direkt ins Unternehmensinnere vor
Während AWS die Infrastruktur bereitstellt, setzt OpenAI auf eine aggressive Strategie der Marktdurchdringung. Am 1. Dezember verkündete das Unternehmen eine Beteiligung an Thrive Holdings, einem Investmentvehikel von Thrive Capital. Das Besondere: OpenAI wird eigene Forschungs-, Produkt- und Entwicklungsteams direkt in die Portfoliounternehmen von Thrive entsenden.
Der Fokus liegt zunächst auf Buchhaltung und IT-Dienstleistungen – Bereiche, die für Automatisierung geradezu prädestiniert sind. “Technologie hat Branchen bislang von außen transformiert”, erklärte Thrive-Gründer Joshua Kushner am Montag. “Wir glauben, dieser Paradigmenwechsel wird von innen heraus geschehen.”
Parallel dazu erweiterte OpenAI die Partnerschaft mit Accenture. Zehntausende Berater der Unternehmensberatung erhalten Zugang zu ChatGPT Enterprise – und werden damit zu Multiplikatoren für OpenAIs fortschrittlichste Technologie.
Microsoft und Slack kämpfen um die Arbeitsoberfläche der Zukunft
Während die Infrastruktur für autonome Agenten entsteht, tobt der Kampf um etwas anderes: den Bildschirm, auf den Mitarbeiter tatsächlich schauen.
Microsoft startete am 1. Dezember eine aggressive Rabattaktion. Neue Kunden, die zwischen 10 und 2.400 Lizenzen für Microsoft 365 Copilot erwerben, erhalten 15 Prozent Nachlass auf Jahresabonnements. Die bis 31. März 2026 laufende Aktion zielt offenkundig auf mittelständische Unternehmen, die bisher vor den Preisen zurückschreckten.
Slack kontert mit einem komplett überarbeiteten Slackbot, der am 30. November in die Pilotphase ging. Produktchef Rob Seaman bezeichnet ihn als “personalisierten KI-Begleiter”, der weit über simple Erinnerungen hinausgeht. Die natürliche Sprachsuche durchforstet gesamte Arbeitsbereiche und beantwortet komplexe Fragen wie “Was sind heute meine Prioritäten?” oder “Wo finde ich die neuesten Informationen zum Q3-Projekt?”
Die “Mach-es-für-mich”-Wirtschaft
Was sich in den vergangenen 72 Stunden vollzog, markiert einen fundamentalen Schwenk. 2024 und 2025 drehte sich alles um Generative AI – das Erstellen von Texten, Bildern und Code. Jetzt verschiebt sich der Fokus eindeutig auf Agentic AI – Systeme, die Arbeitsabläufe ausführen.
Die AWS-Visa-Partnerschaft ist dabei besonders aufschlussreich. Wenn Agenten eigenständig Finanztransaktionen abwickeln dürfen, wird eine neue Vertrauensebene erreicht. Die Herausforderung für 2026 wird nicht die technische Machbarkeit sein, sondern die Kontrolle. AWS’ Betonung der “Observability” zeigt: Anbieter haben verstanden, dass Unternehmen diese Agenten nur einsetzen, wenn sie sie genauso streng prüfen können wie menschliche Mitarbeiter.
Auch die OpenAI-Thrive-Partnerschaft ist aufschlussreich. “Das deutet darauf hin, dass KI-Unternehmen nicht länger nur Lieferanten sein wollen”, analysiert Branchenbeobachterin Sarah Jenks. “Sie wollen direkt an den Effizienzgewinnen beteiligt werden, die sie schaffen.”
Alle Augen auf Salesforce
Die Branche schaut nun gespannt auf Salesforce, das am Mittwoch, 3. Dezember, seine Quartalszahlen vorlegt. Mit der am 1. Dezember verkündeten Expansion seiner “Agentforce”-Plattform in neue Märkte wie Griechenland werden Investoren konkrete Daten erwarten: Wie wirken sich autonome Agenten tatsächlich auf den Umsatz aus?
Und AWS re:Invent geht diese Woche weiter. Am Mittwoch wird Vizepräsident Swami Sivasubramanian eine eigene Keynote zu Agentic AI halten – mit tieferen Einblicken in die technische Architektur, die nötig ist, um diese autonomen Systeme sicher und in großem Maßstab zu betreiben.
Dürfte spannend werden.
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