Australien verbietet Social Media für unter 16-Jährige
27.11.2025 - 02:32:12Australien schafft Fakten: Soziale Netzwerke für Jugendliche unter 16 Jahren werden verboten. Was die Regierung in Canberra als Schutz vor einer psychischen Gesundheitskrise feiert, sorgt weltweit für Diskussionen. Europa und Deutschland stehen unter Zugzwang.
Die politische Geduld mit den Tech-Giganten ist am Ende. Premierminister Anthony Albanese bringt ein Gesetz auf den Weg, das seinesgleichen sucht: ein striktes Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige. Während in Deutschland noch über Medienkompetenz debattiert wird, schafft Australien Fakten – und zwingt damit europäische Gesetzgeber zum Handeln.
Das Kernstück der neuen Gesetzgebung markiert einen fundamentalen Paradigmenwechsel. Die Verantwortung für den Jugendschutz liegt künftig bei den Plattformen, nicht mehr bei Eltern oder Nutzern.
Meta (Instagram, Facebook), ByteDance (TikTok) oder X drohen Strafen von bis zu 50 Millionen AUD (rund 30 Millionen Euro), wenn sie nicht systematisch verhindern, dass Unter-16-Jährige Konten erstellen. “Social Media schadet unseren Kindern, und ich mache dem ein Ende”, erklärt Albanese unmissverständlich.
Passend zum Thema Datenschutz und Altersverifikation – die geplanten Maßnahmen würden Plattformen zwingen, Ausweisdokumente oder sogar biometrische Daten zu verarbeiten. Wer jetzt handelt, vermeidet teure Bußgelder und rechtliche Fallstricke. Der kostenlose DSGVO-Leitfaden erklärt in 5 klaren Schritten, wie Unternehmen und Plattformbetreiber rechtskonforme Altersprüfungen aufsetzen, welche Daten wirklich nötig sind und wie die Dokumentation aussehen muss. Ideal für Politikberater, Datenschützer und App-Anbieter. Jetzt DSGVO-Leitfaden mit Checkliste herunterladen
Die Regelung ist kompromisslos:
- Keine Ausnahmen für Bestandskonten: Auch bestehende Accounts fallen unter das Verbot
- Kein „Parental Consent”: Selbst mit Erlaubnis der Eltern bleibt die Nutzung untersagt
- Straffreiheit für Nutzer: Nur die Konzerne haften, nicht Kinder oder Eltern
Alarmierende Zahlen zur mentalen Gesundheit
Die politische Härte basiert auf besorgniserregenden Daten. Eine aktuelle Längsschnittstudie der DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zeigt: Die Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen hat sich drastisch verschärft.
Rund sechs Prozent der Minderjährigen gelten inzwischen als pathologisch nutzungsabhängig – eine Verdopplung gegenüber 2019. Die Symptome manifestieren sich zunehmend klinisch:
- Verlust der Impulskontrolle: Der Zwang, ständig online zu sein, verdrängt reale Kontakte und Schlaf
- Depressivität und Körperbildstörungen: Algorithmus-gesteuerte Feeds mit unrealistischen Schönheitsidealen treiben Angststörungen besonders bei Mädchen in die Höhe
- „Algorithmic Anxiety”: Vergleichsdruck und FOMO erzeugen chronischen Stress
US-Soziologe Jonathan Haidt argumentiert in seinem Buch „The Anxious Generation”, dass Like-Button und endloses Scrollen die Kindheit fundamental „neu verdrahtet” haben – mit verheerenden Folgen für die neurobiologische Entwicklung.
Europa unter Druck: Digital Services Act neu denken?
Während Australien vorprescht, ringt Europa mit der Umsetzung eigener Regeln. Der australische Vorstoß setzt die EU unter Druck, den Digital Services Act aggressiver auszulegen. Der DSA verbietet zwar keine Nutzung per se, verpflichtet Plattformen aber zu strikten Risikominimierungsmaßnahmen.
In Deutschland beobachten Politiker und Verbände die „Null-Toleranz-Strategie” genau. Bislang setzten deutsche Ansätze auf Medienkompetenz und Altersverifikation. Doch Stimmen aus Union und Kinderärzteverbänden fordern eine härtere Gangart.
Norwegen hat bereits reagiert und will das Mindestalter für Social Media auf 15 Jahre anheben. Auch Großbritanniens Technologieminister Peter Kyle erwägt ähnliche Schritte: “Alles liegt auf dem Tisch”, betont er.
Der „Tabak-Moment” der Tech-Industrie
Wir erleben gerade den entscheidenden Wendepunkt. Ähnlich wie bei der Regulierung des Rauchens scheint nun der politische Wille vorhanden, die Geschäftsmodelle der Aufmerksamkeitsökonomie zum Schutz der öffentlichen Gesundheit einzuschränken.
Doch die Umsetzung birgt massive Hürden:
Datenschutz vs. Altersprüfung: Um das Alter effektiv zu verifizieren, müssten Plattformen oder Drittanbieter potenziell Ausweisdokumente oder biometrische Daten verarbeiten. Datenschützer warnen vor dem Aufbau einer globalen Überwachungsinfrastruktur.
Ausweichbewegungen: Kritiker befürchten, dass Jugendliche in weniger regulierte, oft gefährlichere Bereiche des Internets abwandern könnten – in unmoderierte Foren ohne jegliche Schutzmechanismen.
Was kommt jetzt?
Das kommende Jahr wird zeigen, ob das australische Experiment als Blaupause dienen kann. Die Tech-Konzerne haben bereits Widerstand angekündigt und fordern bessere Alterskontrollen in den App-Stores statt harter Verbote.
Für Eltern und Pädagogen bleibt die Situation komplex. Bis staatliche Verbote greifen oder technische Lösungen etabliert sind, bleibt die digitale Erziehung ein Kampf gegen übermächtige Algorithmen.
Doch eines ist seit dieser Woche klar: Die Ära der unregulierten Selbstverantwortung im Kinderzimmer endet. Die Politik hat erkannt, dass ein „Weiter so” keine Option mehr ist.
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