Arthrose: Aerobes Training schlägt alle anderen Therapien
23.11.2025 - 19:20:12Bewegung statt Schonung – das war schon länger die Devise bei Gelenkschmerzen. Doch welche Art von Training hilft wirklich? Eine im Oktober 2025 im British Medical Journal veröffentlichte Mega-Analyse liefert nun die klare Antwort: Aerobes Training ist der neue Goldstandard gegen Arthrose.
Die Erkenntnisse könnten nicht größer sein. In Kombination mit bahnbrechenden genetischen Studien aus München und überraschenden Erfolgen mit einem Diabetes-Medikament zeichnet sich ab: Bewegung ist nicht mehr nur Begleittherapie, sondern der zentrale Wirkstoff gegen den Gelenkverschleiß.
Welche Sportart bei Kniearthrose am besten wirkt, war lange unklar. Die systematische Übersichtsarbeit unter Leitung von Lei Yan schafft nun Klarheit: Die Forscher analysierten Daten aus 217 randomisierten kontrollierten Studien mit insgesamt 15.684 Teilnehmern.
Das Ergebnis ist eindeutig. Aerobes Training – also Ausdaueraktivitäten wie zügiges Gehen, Radfahren oder Schwimmen – lindert Schmerzen und verbessert die Gelenkfunktion am effektivsten. Im direkten Vergleich mit Krafttraining oder Dehnübungen zeigte sich: Die konsistentesten positiven Effekte erzielt, wer sein Herz-Kreislauf-System fordert.
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Während Tai Chi kurzfristig die Funktion verbessern kann, bleibt aerobes Training die “First-Line”-Intervention. Die alte Befürchtung, erhöhte Herzfrequenz und zyklische Belastung würden den Verschleiß beschleunigen? Widerlegt. Das Gegenteil ist der Fall: Verbesserte Durchblutung und Stoffwechsel scheinen essenziell für den Knorpelerhalt.
Genetische Revolution: 900 neue Risikofaktoren entdeckt
Dass Bewegung so effektiv wirkt, liegt auch an einem neuen Verständnis der Krankheit selbst. Im April 2025 veröffentlichte ein internationales Team unter Federführung von Helmholtz Munich die weltweit größte genetische Arthrose-Studie in Nature.
Die Dimension der Untersuchung ist beispiellos: Fast zwei Millionen Menschen wurden genetisch analysiert. Das Ergebnis: Über 900 genetische Varianten stehen mit Arthrose in Verbindung – Hunderte davon waren völlig unbekannt.
Die Forscher identifizierten sogenannte “Effektorgene”. Diese belegen: Arthrose ist keine reine mechanische Abnutzung, sondern umfasst komplexe molekulare und entzündliche Prozesse. Ein Paradigmenwechsel, der die Therapieansätze grundlegend verändert.
Diabetes-Medikament lindert Gelenkschmerzen
Die neuen Erkenntnisse stützen auch eine im Mai 2025 in JAMA publizierte klinische Studie. Metformin, eigentlich ein Diabetes-Medikament, zeigte bei übergewichtigen Patienten mit Kniearthrose moderate, aber signifikante schmerzlindernde Effekte.
Der Zusammenhang ist entscheidend: Metformin wirkt auf den Stoffwechsel – genau wie aerobes Training. Beide Ansätze verbessern die metabolische Gesundheit des Gelenks, statt nur mechanisch zu entlasten. Die Helmholtz-Studie zeigt zudem: 10 % der identifizierten genetischen Zielstrukturen können bereits durch existierende Medikamente adressiert werden.
Die “Großen Drei” für den Alltag
Welche Aktivitäten sind besonders geeignet? Die BMJ-Analyse empfiehlt Bewegungsformen, die das Herz-Kreislauf-System fordern, ohne hohe Stoßbelastungen zu erzeugen:
Radfahren (Indoor & Outdoor): Die zyklische Bewegung ernährt den Knorpel optimal durch den “Schwammeffekt”, ohne das volle Körpergewicht tragen zu müssen.
Schwimmen & Aqua-Jogging: Der Auftrieb des Wassers reduziert die Gelenkbelastung drastisch, während der Wasserwiderstand für den nötigen Trainingsreiz sorgt.
Nordic Walking: Bei korrekter Technik entlasten die Stöcke Knie- und Hüftgelenke um bis zu 30 %, während gleichzeitig ein aerobes Training absolviert wird.
Regelmäßigkeit schlägt Intensität
Die Studienlage zeigt: Regelmäßigkeit ist wichtiger als Intensität. Tägliche Einheiten von 20 bis 30 Minuten moderater Bewegung sind effektiver als seltene, intensive Belastungen, die zu Entzündungsreaktionen führen können.
Experten raten, Bewegung als “Medikament” zu betrachten. Das bedeutet: feste Zeiten einplanen und bei leichten Beschwerden nicht absetzen, sondern die Dosis anpassen.
Millionen Betroffene in Deutschland
Die Relevanz für das Gesundheitssystem ist enorm. Laut Robert-Koch-Institut liegt die 12-Monats-Prävalenz von Arthrose bei Erwachsenen in Deutschland bei rund 17,9 %. Mit dem demografischen Wandel steigen die Zahlen weiter.
Die wirtschaftlichen Implikationen sind beträchtlich. Wird aerobes Training als primäre Therapie etabliert, könnte dies die Anzahl vorschneller Gelenkersatzoperationen reduzieren. Das Drug Repurposing bereits existierender Medikamente eröffnet zudem kosteneffiziente Therapiepfade jenseits teurer Neuentwicklungen.
Kritiker mahnen jedoch: Wissen allein heilt nicht. Die Herausforderung bleibt, Patienten trotz Schmerzen von der Couch in die Bewegung zu bringen.
Personalisierte Bewegungsmedizin kommt
Die Kombination aus genetischer Kartierung und klinischen Daten ebnet den Weg für die personalisierte Bewegungsmedizin. In den kommenden 12 bis 24 Monaten sind erste Pilotprojekte zu erwarten, bei denen Patienten basierend auf ihrem genetischen Risikoprofil spezifische Trainingspläne erhalten.
Statt pauschaler Empfehlungen könnte ein Algorithmus entscheiden: Ist für Patient A eher entzündungshemmendes Schwimmen oder für Patient B knochenstärkendes Walking optimal? Die Ära der “Precision Exercise Medicine” beginnt.
Bis dahin bleibt die Botschaft klar: Aerobe Bewegung ist die wirksamste Pille gegen Gelenkschmerz. Wer rastet, der rostet – wissenschaftlich präziser war diese alte Weisheit noch nie bestätigt.
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