Arbeitszeitgesetz-Reform, DGB

Arbeitszeitgesetz-Reform: DGB warnt vor Abkehr vom 8-Stunden-Tag

07.12.2025 - 12:49:12

Die Zukunft der täglichen Höchstarbeitszeit spaltet Deutschland. Während die Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) flexible Wochenarbeitszeiten plant, stemmt sich der Deutsche Gewerkschaftsbund mit neuen Umfragedaten gegen die Aufweichung bewährter Schutzregeln. Der Streit könnte die Arbeitswelt nachhaltig verändern – doch auf wessen Kosten?

Der am Donnerstag veröffentlichte “Index Gute Arbeit” des DGB liefert klare Zahlen: 72 Prozent der Beschäftigten wollen ihre tägliche Arbeitszeit auf maximal acht Stunden begrenzt wissen. Noch deutlicher fällt das Votum gegen Exzesse aus: 98 Prozent lehnen Arbeitstage von mehr als zehn Stunden ab. Die Botschaft an die Politik könnte kaum unmissverständlicher sein.

DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi nutzte die Präsentation der Ergebnisse für eine scharfe Warnung an die schwarz-rote Koalition: “Der 8-Stunden-Tag ist kein Relikt aus vergangenen Zeiten, sondern ein notwendiger Gesundheitsschutz.” Besonders brisant: 53 Prozent der Befragten würden ihre Arbeitszeit am liebsten sogar reduzieren. Von einem Ruf nach mehr Flexibilität keine Spur.

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Genau diese Flexibilität steht jedoch im Zentrum der Reformpläne. Der Koalitionsvertrag von CDU und SPD sieht vor, das Arbeitszeitgesetz 2026 grundlegend zu modernisieren. Kernstück: Die strikte Tagesobergrenze von acht Stunden (erweiterbar auf zehn) soll durch eine maximale Wochenarbeitszeit von 48 Stunden abgelöst werden.

Kanzler Merz argumentiert seit Monaten, die starren Tagesgrenzen passten nicht mehr in die digitale Arbeitswelt. Theoretisch könnten Beschäftigte künftig an einzelnen Tagen zwölf Stunden oder mehr arbeiten – solange der Wochenschnitt stimmt. Für Arbeitgeberverbände wäre dies ein längst überfälliger Schritt zur Wettbewerbsfähigkeit.

Die DGB-Umfrage zeichnet ein anderes Bild: Unter denjenigen, die heute schon regelmäßig mehr als acht Stunden arbeiten, würden sich fast 60 Prozent lieber an die Grenze halten – wenn sie könnten. Yasmin Fahimi spricht von einer “einseitigen Verschiebung zulasten der Beschäftigten” und betont, bereits bestehende Tarifverträge böten genug Spielraum für Flexibilität.

Arbeitszeiterfassung: Pflicht ohne Gesetz

Parallel zur Debatte über die Dauer tobt ein zweiter Streit: Wie müssen Arbeitszeiten erfasst werden? Seit dem Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom September 2022 steht fest – Arbeitgeber müssen die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter aufzeichnen. Doch eine konkrete gesetzliche Regelung fehlt bis heute.

Das Grundsatzurteil beruhte auf einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs aus dem Jahr 2019. Seitdem bewegen sich Unternehmen in einer rechtlichen Grauzone: Die Pflicht existiert, aber weder Sanktionen noch technische Standards sind klar definiert. Ein Gesetzentwurf des ehemaligen Arbeitsministers Hubertus Heil scheiterte vor dem Regierungswechsel.

Die neue Koalition verspricht nun ein Gesetz für 2026. Geplant ist eine “bürokratiearme” Lösung mit elektronischer Erfassung – aber Ausnahmen für kleine Betriebe und Vertrauensarbeitszeit. Arbeitsrechtler warnen allerdings: Jede Regelung muss die strengen Vorgaben des EuGH erfüllen, der ein “objektives, verlässliches und zugängliches” System fordert.

Unternehmen zwischen Pflicht und Unklarheit

Für Personalabteilungen bedeutet die Situation erhebliche Rechtsunsicherheit. Sie müssen die Vorgaben des Bundesarbeitsgerichts umsetzen, ohne zu wissen, welche konkreten Anforderungen der Gesetzgeber stellen wird. Die Arbeitgeberverbände fürchten eine “Überwachungsbürokratie”, die flexible Arbeitsmodelle erstickt.

Die DGB-Daten legen nahe, dass fehlende Erfassung oft zulasten der Beschäftigten geht. Als Hauptgründe für Überstunden nennt die Umfrage “starre betriebliche Strukturen” und übermäßige Arbeitsbelastung – nicht etwa den Wunsch nach mehr Stunden.

Showdown in 2026

Die kommenden Monate werden entscheidend für die deutsche Arbeitswelt. Anfang 2026 soll der Gesetzentwurf vorliegen – vermutlich als Paketlösung, die Flexibilisierung und Zeiterfassung verknüpft. Ein politischer Balanceakt zwischen den Koalitionspartnern.

Doch der Widerstand ist programmiert. “Wir werden keinen Deal akzeptieren, bei dem die Arbeitszeiterfassung zum Preis für die Abschaffung des 8-Stunden-Tags wird”, stellte Yasmin Fahimi klar. Während Unternehmen sich auf strengere Aufzeichnungspflichten einstellen sollten, bleibt die flexible 48-Stunden-Woche ein umkämpftes politisches Schlachtfeld. Kann die Regierung beide Lager versöhnen? 2026 wird es zeigen.

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