Arattai, App-Charts

Arattai stürmt indische App-Charts: Sieben Millionen Downloads in einer Woche

09.10.2025 - 18:29:02

Die indische WhatsApp-Alternative Arattai erlebt durch staatliche Förderung einen massiven Nutzerzuwachs, steht jedoch vor Herausforderungen bei Sicherheit und Netzwerkeffekten.

Die indische Messenger-App Arattai erlebt einen beispiellosen Boom. Innerhalb einer Woche verzeichnete die WhatsApp-Alternative sieben Millionen Downloads – ein direktes Ergebnis der staatlichen „Made in India“-Kampagne.

Was noch im August 2025 als unbekannte App galt, ist jetzt viral geworden. Arattai, entwickelt vom indischen Tech-Konzern Zoho, kletterte an die Spitze der App-Charts von Google Play und Apple App Store. Der Name bedeutet „Scherzen“ auf Tamil – und spiegelt die lockere Herangehensweise des Unternehmens wider.

Die Zahlen sprechen für sich: Von 3.000 täglichen Registrierungen auf 350.000. An Spitzentagen meldeten sich über zwei Millionen neue Nutzer an. Was steckt hinter diesem Phänomen?

Nationalstolz als Wachstumsmotor

Die Antwort liegt in Indiens verstärktem Drang zur digitalen Unabhängigkeit. Hochrangige Regierungsvertreter wie Bundesminister Dharmendra Pradhan warben öffentlich für heimische Apps. Die „Swadeshi“-Bewegung – ein Aufruf zu indischen Produkten – trifft einen Nerv der Zeit.

„Die Regierungsunterstützung hat definitiv zum plötzlichen Anstieg beigetragen“, bestätigt Zoho-CEO Mani Vembu. Die aktiven Nutzer stiegen um das Hundertfache – ein Zeichen dafür, dass Downloads auch zu echter Nutzung werden.

Kann patriotische Stimmung aber langfristig gegen ein etabliertes System wie WhatsApp bestehen?

David gegen Goliath: Die harten Fakten

WhatsApp dominiert Indien mit über 500 Millionen monatlich aktiven Nutzern – dem weltweit größten Markt der Meta-Plattform. Arattai bietet ähnliche Funktionen: Textnachrichten, Sprach- und Videoanrufe sowie Business-Tools. Ein Vorteil: Die App läuft auch auf schwächeren Smartphones und bei langsameren Internetverbindungen.

Doch es gibt einen entscheidenden Haken. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für Textnachrichten fehlt noch – ein Standard-Sicherheitsmerkmal bei WhatsApp. Zoho verspricht eine schnelle Nachbesserung, nachdem der Nutzerzuwachs alle Planungen über den Haufen geworfen hat.

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Gescheiterte Vorgänger als Warnung

Indiens Tech-Geschichte kennt bereits ähnliche Versuche. Hike Messenger erreichte 2016 sogar eine Bewertung von 1,4 Milliarden Euro und lockte mit regionalen Stickern in lokalen Sprachen. Trotzdem kapitulierte die App 2021 vor WhatsApps Netzwerkeffekten und stellte 2025 komplett den Betrieb ein.

„Das Produkt muss gut sein, aber selbst dann ist es unwahrscheinlich, dass es eine App mit Milliarden bestehender Nutzer ersetzen kann“, warnt Tech-Analyst Prasanto K. Roy. Arattais Trumpf: Der Rückhalt durch Zoho, ein profitables und etabliertes Unternehmen im B2B-Bereich.

Der entscheidende Test steht bevor

Zoho-Gründer Sridhar Vembu spricht von einem „100-fachen Anstieg“ des Traffics. Jetzt muss das Unternehmen beweisen, dass es die Infrastruktur skalieren und Sicherheitslücken schließen kann.

Die größte Hürde bleibt der Netzwerkeffekt: Nutzer bleiben bei WhatsApp, weil Familie, Freunde und Geschäftskontakte dort sind. Arattai braucht mehr als nationale Begeisterung – es braucht einen echten Grund für ganze Nutzerkreise zum Wechsel.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob aus viralem Ruhm dauerhafte Marktpräsenz wird. In Indiens hartem Messenger-Markt entscheidet nicht der erste Eindruck, sondern die langfristige Überzeugung der Nutzer.

@ boerse-global.de