Anthropic-KI, Microsoft

Anthropic-KI kommt in Microsoft 365

29.09.2025 - 07:25:02

Anthropic als OpenAI-Alternative

Microsoft bricht seine OpenAI-Abhängigkeit auf und integriert erstmals Modelle des Konkurrenten Anthropic in seinen KI-Assistenten Copilot. Parallel rudert der Konzern bei einem umstrittenen Teams-Update zurück – ein Zeichen für den schwierigen Spagat zwischen Innovation und Nutzerzufriedenheit.

Die Ankündigung markiert einen strategischen Wendepunkt: Erstmals können Unternehmenskunden zwischen verschiedenen KI-Anbietern wählen, statt ausschließlich auf OpenAI angewiesen zu sein. Gleichzeitig zeigt der Rückzieher beim Teams-Kalender, dass auch Microsoft-Kunden ihre Grenzen haben.

Ab sofort stehen Unternehmenskunden Anthropics Claude-Modelle in Microsoft 365 Copilot zur Verfügung. Die Integration umfasst zunächst zwei Bereiche: den „Researcher“-Agenten für komplexe Analysen und das „Copilot Studio“ für maßgeschneiderte KI-Anwendungen. Nutzer können zwischen OpenAI- und Anthropic-Modellen wählen – direkt über die Benutzeroberfläche.

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„Copilot bleibt weiterhin auf OpenAIs neuesten Modellen basiert, aber unsere Kunden erhalten jetzt zusätzlich die Flexibilität, Anthropic-Modelle zu nutzen“, erklärt Charles Lamanna, Microsofts Präsident für Business & Industry Copilot. Die Wahlmöglichkeit soll besonders bei aufwendigen Aufgaben wie Marktstrategien oder der Entwicklung individueller KI-Agenten Vorteile bringen.

Diversifizierung statt Abhängigkeit

Der Schritt signalisiert Microsofts Abkehr von der einseitigen OpenAI-Partnerschaft. Trotz milliardenschwerer Investitionen in das ChatGPT-Unternehmen setzt Microsoft nun auf ein breiteres Portfolio. CEO Satya Nadella beschreibt die Strategie als Bemühung, „die beste KI der gesamten Branche für Copilot zu nutzen“.

Intern hatte Microsoft Anthropics Claude-Modelle bereits in GitHub Copilot und Office 365 getestet. Die offizielle Integration schafft nun Konkurrenzdruck innerhalb des eigenen Ökosystems – und könnte Innovation beschleunigen. Entwickler im Copilot Studio können künftig Modelle verschiedener Anbieter kombinieren.

Teams-Kalender sorgt für Ärger

Während Microsoft seine KI-Strategie erweitert, musste das Unternehmen bei einem anderen Projekt kleinere Brötchen backen. Der geplante Zwangsumstieg auf einen neuen Teams-Kalender stieß auf heftige Kritik von Unternehmenskunden. Microsoft wollte die bewährte Kalender-Ansicht im September 2025 abschalten – ohne Rückfallmöglichkeit.

Nach dem Aufschrei der Nutzer entschuldigte sich Microsoft und passte den Zeitplan an. Für Regierungs- und Sicherheitskunden bleibt die alte Kalender-Version vorerst verfügbar. Ein seltener Rückzieher, der zeigt: Auch Microsoft kann sich nicht alles erlauben.

Innovation versus Stabilität

Die beiden Ankündigungen verdeutlichen Microsofts Gratwanderung zwischen technischem Fortschritt und Kundenzufriedenheit. Bei neuen KI-Features zeigt sich das Unternehmen experimentierfreudig und offen für Partnerschaften jenseits von OpenAI. Bei Änderungen an etablierten Arbeitsabläufen herrscht dagegen mehr Zurückhaltung.

Das macht Sinn: Der Großteil von Microsofts Umsatz stammt von Geschäftskunden, die Stabilität über Neuerungen stellen. Wer täglich mit Teams arbeitet, möchte nicht plötzlich vor einem völlig veränderten Kalender stehen. Die Anthropic-Integration hingegen ist optional – wer will, kann bei OpenAI bleiben.

Microsoft verspricht, dass die Anthropic-Partnerschaft „erst der Anfang“ sei. In den kommenden Monaten sollen Claude-Modelle in weitere Copilot-Bereiche einziehen. Beim Teams-Kalender bleibt die Umstellung das Ziel – aber mit mehr Rücksicht auf unterschiedliche Kundenbedürfnisse.

@ boerse-global.de