Amazon, Dell

Amazon, Dell und das Ende der Flexibilität

01.12.2025 - 18:11:12

Amazon zwingt Mitarbeiter zurück ins Büro. Dell verweigert Remote-Arbeitern Beförderungen. Doch während US-Tech-Giganten auf strikte Präsenzpflicht setzen, schreibt Europa flexible Arbeit ins Gesetz. Das Ergebnis: Mitarbeiterengagement auf historischem Tiefstand.

Was als „Jahr der großen Rückkehr” begann, entwickelt sich zur Zerreißprobe zwischen Unternehmensführung und Belegschaft. Die Daten sprechen eine klare Sprache – und sie widersprechen den Erwartungen der CEOs fundamental.

Seit Januar 2025 gilt bei Amazon die 5-Tage-Bürowoche. Fast ein Jahr später zeigt sich: Die Umsetzung ist gescheitert, noch bevor sie richtig begann.

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In New York, Houston und Atlanta fehlten schlicht die Schreibtische. Mitarbeiter, die der Pflicht folgten, fanden sich in überfüllten Büros wieder – nur um per Videocall mit Kollegen an anderen Standorten zu kommunizieren. Genau jene Situation, die das Mandat eigentlich beenden sollte.

Die eigentliche Strategie lag woanders. Interne Quellen bestätigen: Wer sich der Rückkehr verweigerte, stand vor der Wahl zwischen Präsenz und „freiwilliger Kündigung”. CEO Andy Jassy bestritt zwar öffentlich, dass es sich um verdeckte Entlassungen handele. Die Realität sah anders aus.

Dell spaltet die Belegschaft in zwei Klassen

Dell verschärfte im März die Gangart noch drastischer. 5-Tage-Woche für alle, die weniger als eine Stunde vom Büro entfernt wohnen. Wer weiter weg lebt, darf remote arbeiten – verliert aber jede Chance auf Beförderung oder interne Rollenwechsel.

Das Ergebnis? Eine Zweiklassengesellschaft.

VPN-Logins werden überwacht, Ausweiskontrollen dokumentiert. Mitarbeiter berichten von einer Atmosphäre des Misstrauens, in der physische Präsenz wichtiger wurde als tatsächliche Leistung. Die erhoffte Produktivitätssteigerung blieb aus. Stattdessen: mehr interne Politik, weniger Moral.

Europa geht den Gegenweg

Während US-Konzerne auf Zwang setzen, verankert Europa flexible Arbeit rechtlich.

Österreich macht Ernst mit Telearbeit

Seit Januar 2025 gilt in Österreich das neue Telearbeitsgesetz. Die Neuerung: Arbeit ist nicht mehr an die Wohnung gebunden. Coworking-Spaces, Cafés, Parks – alles rechtlich möglich, sofern vereinbart.

Die Unfallversicherung deckt nun auch externe Arbeitsorte ab. Die Telearbeitspauschale von bis zu 300 Euro jährlich bleibt bestehen, muss aber korrekt auf dem Lohnzettel ausgewiesen werden. Für Arbeitgeber bedeutet das Mehraufwand – aber auch einen Wettbewerbsvorteil im Kampf um Talente.

Großbritannien zieht nach

Das britische „Employment Rights Bill” steht kurz vor der Verabschiedung. Flexible Arbeit wird zum Standard ab Tag eins.

Die entscheidende Änderung: Arbeitgeber müssen Ablehnungen nicht nur begründen, sondern die Angemessenheit ihrer Gründe schriftlich darlegen. Die Beweislast verschiebt sich zugunsten der Arbeitnehmer. Ein kultureller Wandel, der 2026 voll greifen wird.

Die Quittung: Engagement im freien Fall

Der Gallup-Report 2025 liefert alarmierende Zahlen. Weltweites Mitarbeiterengagement stagniert bei 21 Prozent – in manchen Regionen ist es sogar gesunken.

Besonders betroffen: Führungskräfte. Ihr Engagement brach auf 27 Prozent ein. Der Grund liegt auf der Hand: Manager müssen unpopuläre RTO-Mandate durchsetzen und gleichzeitig die Unzufriedenheit ihrer Teams abfedern. Das Ergebnis ist eine Burnout-Welle in der mittleren Führungsebene.

Die Daten zeigen deutlich: Physische Anwesenheit erzeugt keine emotionale Bindung. Im Gegenteil. Der Zwang zur Präsenz ohne erkennbaren Mehrwert hat das Vertrauensverhältnis nachhaltig beschädigt.

Der stille Widerstand

Ein Phänomen breitet sich aus: „Hushed Hybrid” – stilles hybrides Arbeiten. Während Dell und Amazon offiziell 5 Tage Präsenz fordern, tolerieren viele direkte Vorgesetzte stillschweigend flexiblere Regelungen. Die Alternative wäre der Verlust ihrer Top-Talente.

So entsteht eine Diskrepanz zwischen offizieller Politik und gelebter Realität. In Österreich schafft das Telearbeitsgesetz transparente Strukturen. In den USA fördert die harte Linie der CEOs paradoxerweise eine Kultur des Verheimlichens.

Was 2026 bringt

Zwei gegenläufige Trends zeichnen sich ab.

Erstens: Technologische Überwachung nimmt zu. Die Tracking-Methoden von Dell und Amazon werden Schule machen. KI-gestützte Tools werden 2026 nicht nur Anwesenheit messen, sondern auch „aktive Arbeitszeit” im Büro überwachen.

Zweitens: Europas gesetzliche Regulierung greift weiter. Mit dem britischen Gesetz und den Erfahrungen aus Österreich geraten andere EU-Länder unter Zugzwang. Der Rechtsanspruch auf Flexibilität wird zum neuen europäischen Standard.

Der Kampf um Talente wird 2026 über vertragsrechtlich gesicherte Flexibilität entschieden. Wer nur auf Zwang setzt, wird verlieren.

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