Alzheimer-Screening, Befunde

Alzheimer-Screening: 23 Prozent auffällige Befunde in Bayern

09.12.2025 - 14:11:12

Lokale Demenz-Screenings verzeichnen hohe Teilnehmerzahlen, während die Kostenübernahme für neue Antikörper-Therapien ungeklärt bleibt. Das IQWiG sieht keinen Zusatznutzen für Lecanemab.

Neue Antikörper-Therapien versprechen Durchbrüche – doch der Weg zur Diagnose führt über den lokalen Gedächtnis-Check. Aktuelle Zahlen aus Bayern zeigen: Die Nachfrage ist enorm, die Versorgungslücke auch.

Der große Andrang: Über 1.500 Tests in wenigen Wochen

Während in Brüssel und Bonn über millionenteure Alzheimer-Therapien debattiert wird, spielt sich an der Basis ein anderes Drama ab. Die jüngsten Kampagnenwochen des Digitalen Demenzregisters Bayern brachten eine Rekordzahl an Screeningtagen – mit alarmierendem Ergebnis.

Von rund 1.500 untersuchten Personen erhielten 23 Prozent ein abklärungsbedürftiges Ergebnis. Das Forschungsprojekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg veröffentlichte die Zahlen im November. Besonders im ländlichen Raum, wo über 80 Prozent der Tests stattfanden, schließen solche Initiativen eine kritische Lücke.

Die Methode ist bewusst niederschwellig: Statt teurer Hirnscans kommen validierte Kurztests wie der Montreal Cognitive Assessment (MoCA) oder Tablet-Tests zum Einsatz. Sie fungieren als Filter für die aufwendige Spezialdiagnostik in Gedächtnisambulanzen.

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Therapie-Euphorie trifft auf hartes Erstattungs-Votum

Der Kontext könnte brisanter kaum sein. Nach der EU-Zulassung von Lecanemab im April folgte am 25. September die Freigabe für Donanemab. Beide Antikörper zielen darauf ab, Amyloid-Ablagerungen zu entfernen und den Verlauf im Frühstadium zu bremsen.

Doch diese Woche kam die Ernüchterung: Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) attestierte Lecanemab keinen Zusatznutzen gegenüber der Standardversorgung. Die Begründung: unklare Datenlage zur Lebensqualität und Risiken wie Hirnschwellungen.

Die Folgen:

  • Medikamente sind zugelassen, Kostenübernahme aber ungeklärt
  • Harte Verhandlungen im AMNOG-Verfahren laufen
  • IQWiG-Bewertung für Donanemab erst Februar 2026 erwartet

Für Patienten bedeutet das: Die Hoffnung auf Therapie bleibt vorerst theoretisch.

Bluttests revolutionieren die Forschung – nicht die Praxis

Ein weiterer Knackpunkt ist die Diagnostik. Die US-Gesundheitsbehörde FDA genehmigte im Mai den ersten Bluttest (Lumipulse G pTau217) zur Alzheimer-Diagnostik. In Deutschland? Noch keine Kassenleistung.

Wer heute einen Screeningtag besucht und ein auffälliges Ergebnis erhält, landet in der Gedächtnisambulanz. Dort folgt meist die klassische Lumbalpunktion oder ein PET-Scan – invasiv, teuer, zeitaufwendig. Die Alzheimer Forschung Initiative betont: Bluttests revolutionieren die Forschung, in der Regelversorgung sind sie noch nicht angekommen.

Die lokalen Screeningtage funktionieren deshalb als unverzichtbarer Trichter. Sie filtern aus der Masse besorgter Bürger jene heraus, bei denen die teure Spezialdiagnostik medizinisch sinnvoll ist.

Das Dilemma: Früherkennung ohne Therapie-Garantie

Die Situation im Dezember 2025 zeigt eine gespaltene Versorgungslandschaft:

High-End-Medizin: Neue Antikörper verfügbar, aber extrem teuer, komplex in der Anwendung und mit wackelnder Erstattung.

Basis-Versorgung: Initiativen wie digiDEM Bayern verzeichnen Rekordnachfrage und beweisen: Die Bevölkerung will Früherkennung.

Das Paradoxon: Je komplexer die Therapien werden, desto wichtiger wird der einfache erste Check. Die 23 Prozent auffälligen Befunde belegen, dass kognitive Gesundheit kein Tabu mehr ist. Menschen wollen Gewissheit – unabhängig davon, ob sofort eine Therapie bereitsteht.

Ökonomisch ist die Früherkennung ein zweischneidiges Schwert. Sie ermöglicht theoretisch den gezielten Einsatz neuer Medikamente. Doch eine flächendeckende Behandlung aller positiv Gescreenten würde das Gesundheitssystem finanziell sprengen.

Was 2026 bringt

Die kommenden Monate werden entscheidend:

Erstattungsschlacht: Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) entscheidet nach dem negativen IQWiG-Votum über die Kostenübernahme für Lecanemab. Das Urteil hat Signalwirkung für Donanemab.

Digitale Screenings: App-gestützte Diagnostik wird von Pilotregionen wie Oberfranken ausgeweitet, um analoge Screeningtage effizienter zu gestalten.

Demenzstrategie 2.0: Die aktuelle Strategie läuft 2026 aus. Die Diskussion über ihre Fortführung wird das gesundheitspolitische Jahr dominieren – geprägt von neuen therapeutischen Möglichkeiten und ihren Kosten.

Die Bilanz heute: Die Wissenschaft hat geliefert, die Behörden haben zugelassen. Doch die Umsetzung scheitert an Ressourcen und Erstattungsfragen. In diesem Vakuum bleiben lokale Screeningtage das wichtigste Instrument, um Betroffenen wenigstens den Weg zur richtigen Diagnose zu weisen.

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