Alzheimer-Forschung, Durchbruch

Alzheimer-Forschung: Durchbruch bei Früherkennung und Gentherapie

21.11.2025 - 02:40:12

Weltgrößter Metabolom-Datensatz der UK Biobank und innovative Gentherapie-Ansätze revolutionieren die Alzheimer-Behandlung. Präzise Bluttests und zugelassene Medikamente ebnen den Weg für frühere Diagnosen.

Die UK Biobank veröffentlichte gestern den weltweit größten Metabolom-Datensatz mit 500.000 Teilnehmern. Fast zeitgleich präsentierten Forscher eine Gentherapie, die ohne Sport das Gedächtnis schützen könnte. Erstmals fügen sich Big Data, präzise Bluttests und neue Therapien zu einem vielversprechenden Gesamtbild zusammen.

Die Kombination dieser Entwicklungen könnte Alzheimer künftig früher erkennbar und effektiver behandelbar machen. Besonders bemerkenswert: Die Fortschritte erreichen die Praxis schneller als erwartet.

Der “Heilige Gral” der Früherkennung

Die UK Biobank gab gestern den Abschluss ihrer Metabolomik-Studie bekannt. In Zusammenarbeit mit dem finnischen Unternehmen Nightingale Health kartierte sie die metabolischen Profile von einer halben Million Freiwilligen.

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Der Datensatz umfasst knapp 250 Metaboliten im Blut – Lipide, Aminosäuren und Fettsäuren. Diese Moleküle fungieren als chemische Fingerabdrücke des Gesundheitszustands.

„Dies vervollständigt die weltweit größte metabolomische Studie”, erklärt Professor Naomi Allen, Chef-Wissenschaftlerin der UK Biobank. Forscher weltweit können nun Muster identifizieren, die Krankheiten Jahre vor ersten Symptomen vorhersagen.

Was bedeutet das für Alzheimer? Dr. Najaf Amin von der Universität Oxford betont das Potenzial für die Demenzforschung. Durch Verknüpfung mit vorhandenen Genom- und Proteom-Daten entstehen exaktere Risikomodelle. Das Ziel: spezifische metabolische Signaturen finden, die den Übergang zur Alzheimer-Demenz ankündigen.

Gentherapie imitiert Sport-Effekt

Während die UK Biobank die Datenbasis liefert, sorgte am Dienstag eine Studie im Journal Aging Cell für Aufsehen. Forscher der Florida Atlantic University und des Novo Nordisk Foundation Center stellten einen neuartigen gentherapeutischen Ansatz vor.

Der Mechanismus dahinter: Körperliche Aktivität regt die Produktion von Cathepsin B in den Muskeln an. Das Enzym wandert ins Gehirn und fördert die Bildung neuer Nervenzellen. Doch lässt sich dieser Effekt auch ohne Sport auslösen?

Die Forscher nutzten Adeno-assoziierte Viren, um das Gen für Cathepsin B in Muskelzellen von Alzheimer-Mäusen einzuschleusen. Die Ergebnisse:

  • Gedächtnisschutz: Behandelte Mäuse zeigten signifikante Verbesserungen bei Gedächtnis und motorischer Koordination
  • Neue Wirkweise: Die typischen Amyloid-Plaques blieben unverändert – die Therapie stärkt offenbar die Widerstandsfähigkeit der Gehirnzellen

„Unsere Studie zeigt erstmals, dass muskelspezifische Expression von Cathepsin B Gedächtnisverlust verhindern kann”, so die Autoren. Der Ansatz eröffnet neue Wege für Patienten, die aufgrund von Alter oder körperlichen Einschränkungen keinen Sport treiben können.

Klinische Studien am Menschen sind allerdings noch Jahre entfernt.

Bluttests revolutionieren die Diagnostik

Parallel entwickelte sich die Diagnostik im klinischen Alltag 2025 massiv weiter. Der Fokus liegt auf dem Biomarker p-tau217 (phosphoryliertes Tau 217).

Eine im Oktober in Nature Medicine veröffentlichte Studie bestätigte: Moderne Bluttests mit dem APS2-Score erreichen eine diagnostische Genauigkeit von über 90 Prozent.

Die Studie zeigte, dass diese Tests Alzheimer-Pathologien zuverlässiger erkennen als die klinische Einschätzung durch Hausärzte oder Demenzspezialisten ohne Biomarker-Unterstützung.

Der Paradigmenwechsel: Dr. Oskar Hansson von der Universität Lund prognostiziert, dass diese Tests teure PET-Scans oder invasive Lumbalpunktionen drastisch reduzieren werden. Im Gegensatz zu den Metabolom-Daten befinden sich p-tau217-Tests bereits in der fortgeschrittenen Validierung und teilweise in klinischer Anwendung.

Eine neue Ära der Behandlung

Diese Fortschritte fallen in ein Jahr fundamentaler Veränderungen. Nach langem Zögern ebneten europäische Regulierungsbehörden 2025 den Weg für krankheitsmodifizierende Therapien:

Lecanemab (Leqembi): Die EU-Kommission genehmigte im April 2025 das Medikament für Patienten ohne oder mit nur einer Kopie des ApoE4-Gens.

Donanemab (Kisunla): Im Oktober 2025 folgte die EU-Zulassung, nachdem die FDA bereits 2024 grünes Licht gegeben hatte.

Die Verfügbarkeit dieser Medikamente erhöht den Druck auf die Diagnostik massiv. Beide Wirkstoffe funktionieren am besten in sehr frühen Krankheitsstadien. Genau hier greifen die neuen Entwicklungen ineinander: Bluttests ermöglichen schnelles Screening, UK-Biobank-Daten könnten Risikogruppen früher identifizieren, und Gentherapien wie der Cathepsin-B-Ansatz bieten künftig additive Optionen, die auf neuronale Resilienz statt Amyloid-Abbau setzen.

Was kommt als Nächstes?

In den kommenden 6 bis 12 Monaten wird eine Flut von Studien erwartet, die den neuen UK-Biobank-Datensatz nutzen. Der Fokus klinischer Studien verlagert sich bereits auf Kombinationstherapien – etwa die gleichzeitige Gabe von Anti-Amyloid-Medikamenten und neuroprotektiven Ansätzen.

Die größte Herausforderung für 2026 wird die logistische Integration hochpräziser Bluttests in die Routineversorgung europäischer Gesundheitssysteme sein. Nur so gelangen die neuen Therapien effizient zu den richtigen Patienten.

Alzheimer wandelt sich von einem schicksalhaften Urteil zu einer komplexen, aber zunehmend behandelbaren Erkrankung. Dürfte spannend werden, wie schnell dieser Wandel die Praxis erreicht.

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