Algenprodukte, Verbraucherzentralen

Algenprodukte: Verbraucherzentralen warnen vor Jod-Überdosis

29.11.2025 - 12:40:12

Die Verbraucherzentralen schlagen Alarm: Viele Algenprodukte im Handel enthalten gefährlich hohe Jodmengen – oft ohne Warnhinweis auf der Verpackung. Eine aktuelle Untersuchung zeigt massive Kennzeichnungsmängel bei Nudeln, Salaten und Snacks.

Algen gelten als Superfood: vegan, mineralstoffreich, nachhaltig. Doch der grüne Trend birgt unsichtbare Risiken. Ende November 2025 veröffentlichten die Verbraucherzentralen die Ergebnisse einer groß angelegten Marktanalyse. Das Fazit: Wer zum falschen Produkt greift, riskiert Schilddrüsenfunktionsstörungen.

Die Verbraucherzentralen untersuchten bundesweit 142 Algenprodukte aus stationärem Handel und Online-Shops. Geprüft wurden Snacks, Nudeln, Salate, Tees und Nahrungsergänzungsmittel.

Das Kernproblem: Der Jodgehalt schwankt extrem – für Verbraucher ohne Labor nicht erkennbar. Ein drastisches Beispiel aus der Analyse: Eine Portion Algen-Nudeln von nur 12 Gramm enthielt bereits die maximale tägliche Jodmenge, die ein Mensch sicher aufnehmen kann. Bei einer normalen Nudelportionen von 100 Gramm droht massive Überdosierung.

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Auch beliebte Wakame-Salate fielen negativ auf. Eine handelsübliche Portion von 150 Gramm lieferte bis zu 315 Mikrogramm Jod – mehr als das Doppelte der empfohlenen Tagesdosis von 150 Mikrogramm.

Frank Waskow, Ernährungsexperte der Verbraucherzentrale NRW, kritisiert scharf: „Die Kennzeichnung des Jodgehalts, der empfohlenen Verzehrmenge und Warnhinweise sind bei hohen Jodgehalten dringend erforderlich.” Genau diese Angaben fehlen jedoch bei einem Großteil der Produkte oder sind fehlerhaft.

Wenn das Superfood zur Gefahr wird

Jod ist lebensnotwendig für die Schilddrüse. Doch der Grat zwischen gesunder Versorgung und toxischer Überdosis ist schmal. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt: Eine plötzliche, exzessive Jodzufuhr kann schwere Folgen haben.

Besonders gefährdet sind:
* Ältere Menschen
* Personen mit “heißen Knoten” in der Schilddrüse (oft unwissentlich)

Bei diesen Risikogruppen kann hohe Joddosis die Schilddrüse zu unkontrollierter Hormonproduktion treiben. Die Folge: akute Hyperthyreose mit Herzrasen, Bluthochdruck, Nervosität und im schlimmsten Fall lebensbedrohlicher thyreotoxischer Krise.

Aber auch Gesunde trifft es. Eine dauerhaft zu hohe Zufuhr kann paradoxerweise eine Unterfunktion mit Kropfbildung auslösen. Das BfR empfiehlt: maximal 500 bis 600 Mikrogramm Jod täglich aus allen Quellen. Viele getestete Algenprodukte reizen dieses Limit mit einer einzigen Mahlzeit.

Regulatorischer Flickenteppich

Die aktuelle Situation ist unbefriedigend: Empfehlungen existieren, doch verbindliche EU-Höchstmengen für Jod in Algenprodukten fehlen. Das BfR empfiehlt bei mehr als 20 Milligramm Jod pro Kilogramm einen verpflichtenden Warnhinweis.

Die Realität im Handel sieht anders aus. Die Verbraucherzentralen stellten fest: Bei Produkten mit relevanten Algenanteilen fehlen notwendige Warnhinweise oft komplett. Noch problematischer: Manche Angaben sind schlicht falsch oder beziehen sich auf unrealistisch kleine Portionsgrößen.

Die Verbraucherschützer fordern:
* Verbindliche Höchstmengen für Jod in verarbeiteten Algenprodukten
* Rechtsverbindliche Kennzeichnungspflicht des exakten Jodgehalts
* Klare Warnhinweise bei Grenzwertüberschreitung

Das europäische Schnellwarnsystem RASFF meldet parallel: Allein im November 2025 mussten getrocknete Seealgen aus Asien wegen gesundheitsgefährdender Jodwerte vom Markt genommen werden. Das Problem ist international.

Was Verbraucher jetzt beachten sollten

Angesichts mangelhafter Kennzeichnung sind Verbraucher auf sich gestellt. Die Verbraucherzentralen raten:

Etiketten genau prüfen: Kaufen Sie nur Produkte mit klarer Angabe des Jodgehalts in Mikrogramm und maximaler Verzehrmenge. Fehlen diese Infos? Finger weg.

Algenart beachten: Der Jodgehalt variiert stark. Während Nori (für Sushi) meist moderate Werte aufweist, können Braunalgen wie Kombu, Arame und Wakame extrem hohe Konzentrationen enthalten. Kombu sollte eher als Gewürz denn als Gemüse betrachtet werden.

Richtig zubereiten: Getrocknete Algen vor dem Verzehr gründlich waschen und einweichen. Das Kochwasser wegschütten – darin löst sich ein Teil des Jods.

Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln: Tabletten oder Pulver aus Algen nie ohne ärztliche Rücksprache einnehmen, wenn Schilddrüsenerkrankungen vorliegen.

Kommt die Regulierung?

Die Vehemenz, mit der die Verbraucherzentralen diese Woche an die Öffentlichkeit gingen, zeigt: Der Druck auf die Politik wächst. Da Algen als nachhaltige Proteinquelle weiter an Popularität gewinnen, ist Regulierung unumgänglich.

Branchenbeobachter erwarten, dass die EU-Kommission 2026 neue Grenzwerte diskutiert. Bis dahin bleibt der Verbraucher auf Eigenverantwortung angewiesen. Ein gesundes Misstrauen und der genaue Blick aufs Kleingedruckte sind derzeit der beste Schutz vor der ungewollten Jod-Dusche.

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