ALDI, OBI

ALDI, OBI und Co. gehen in die Digital-Offensive

27.11.2025 - 00:20:12

Pünktlich zum Black Friday läuten Deutschlands Einzelhändler eine neue Ära ein: Künstliche Intelligenz, smarte Regale und digitale Identitäten erobern die Ladenlokale. Was bedeutet das für Verbraucher?

Während Millionen Deutsche ihre Weihnachtseinkäufe planen, vollzieht sich hinter den Kulissen ein fundamentaler Wandel. ALDI SÜD und OBI haben binnen 48 Stunden Investitionen in Millionenhöhe angekündigt – und der Handelsverband Deutschland (HDE) wirft sein Gewicht hinter einen EU-weiten digitalen Ausweis. Die Botschaft ist eindeutig: Der Einzelhandel rüstet technologisch auf wie nie zuvor.

Doch was steckt wirklich hinter diesen Ankündigungen? Und wie werden Kunden davon profitieren, wenn sie demnächst durch die Gänge schlendern?

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Am Mittwoch verkündete ALDI SÜD eine mehrjährige Partnerschaft mit dem IT-Konzern Tata Consultancy Services (TCS). Ziel: Die komplette Modernisierung der IT-Infrastruktur – nicht nur in Deutschland, sondern auf mehreren Kontinenten. Im Zentrum steht der Einsatz von KI-gestützten Cloud-Lösungen, die Betriebsabläufe stabilisieren und effizienter machen sollen.

„Wir freuen uns, unsere Zusammenarbeit mit TCS zu erweitern, um unsere digitale Transformation zu beschleunigen”, erklärte Daniel Koch, International Technology Officer bei ALDI DX. „Gemeinsam werden wir die Infrastruktur modernisieren, Automatisierung vorantreiben und bessere Ergebnisse für unser Geschäft und unsere Kunden weltweit liefern.”

Was heißt das konkret für Verbraucher? Auf den ersten Blick wirkt eine „Cloud-Migration” abstrakt. Doch die Auswirkungen sind spürbar: zuverlässigere Warenverfügbarkeit, schnellere Reaktionen auf Nachfrageschwankungen und stabilere digitale Dienste – gerade während der umsatzstarken Weihnachtszeit. Die Cloud-Technologie soll zudem die Cybersicherheit erhöhen, ein zunehmend kritischer Faktor angesichts steigender Bedrohungen.

Der Discounter setzt auf Automatisierung, um operative Komplexität zu reduzieren. Klingt technisch? Ist es auch. Aber das Ergebnis soll sein: Weniger leere Regale, präzisere Prognosen und ein reibungsloserer Einkauf.

OBI ersetzt Papier durch Pixel

Während ALDI in der Cloud aufrüstet, digitalisiert OBI die Regalfront. Der Baumarktriese gab am Mittwoch bekannt, in über 200 Filialen in Deutschland elektronische Preisschilder einzuführen. Partner ist VusionGroup, ein führender Anbieter von Retail-Tech.

Die sogenannten Electronic Shelf Labels (ESLs) ermöglichen es, Preise und Produktinformationen in Echtzeit zu aktualisieren. Vorbei die Zeiten, in denen Mitarbeiter mühsam Papieretiketten austauschen mussten.

„Wir suchen ständig nach Wegen, das Einkaufserlebnis für unsere Kunden zu optimieren und unsere Filialmitarbeiter mit modernsten Tools auszustatten”, so Stefanie Kristes, Senior Expert bei OBI. „Die Partnerschaft mit VusionGroup erlaubt es uns, unsere Prozesse signifikant zu verbessern, sodass unser Personal sich noch besser auf den Kundenservice konzentrieren kann.”

Für Kunden bedeutet das: Preistransparenz in Echtzeit. Online-Angebote und Ladenpreise stimmen endlich überein – ein entscheidender Vorteil während volatiler Aktionszeiträume wie der Black Week. Zudem werden Mitarbeiter von administrativen Aufgaben entlastet und können sich stärker der Beratung widmen.

Kann Technologie also tatsächlich den Service verbessern? OBI setzt darauf.

Der digitale Ausweis kommt – dank HDE-Unterstützung

Jenseits einzelner Unternehmensstrategien vollzieht sich ein branchenweiter Wandel. Am Mittwoch unterzeichnete der Handelsverband Deutschland (HDE) eine Absichtserklärung zur Einführung der EU Digital Identity Wallet (EUDI-Wallet) in Deutschland.

Die Initiative, entwickelt in Zusammenarbeit mit dem Digitalverband Bitkom und dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr, zielt auf eine sichere, smartphone-basierte Identitätslösung für Verbraucher ab.

Stephan Tromp, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des HDE, betonte die praktischen Vorteile: „Der Handel mit seinen Millionen täglichen Kundenkontakten kann maßgeblich zur Akzeptanz der EUDI-Wallet beitragen.”

Konkrete Anwendungsfälle im Einzelhandel:
* Altersverifikation: Digitale Prüfungen für altersbeschränkte Produkte wie Alkohol oder Videospiele – online und an Selbstbedienungskassen
* Sichere Zahlungen: Integration von Identitätsprüfung direkt in den Bezahlvorgang zur Betrugsbekämpfung
* Kundenkarten: Speicherung digitaler Bonusprogramme und Treuepunkte an einem verifizierten Ort

Die Unterstützung des HDE ist ein Signal: Deutsche Verbraucher könnten schon bald einen staatlich zertifizierten digitalen Ausweis für alltägliche Einkäufe nutzen – physische Karten und manuelle ID-Kontrollen würden obsolet.

Black Friday als Katalysator für Digital-Investitionen

Diese technologischen Offensiven kommen nicht von ungefähr. Laut einer Bitkom-Umfrage vom Montag planen deutsche Verbraucher, während Black Friday und Cyber Monday durchschnittlich 312 Euro auszugeben – ein Plus von rund 11 Prozent gegenüber 2024.

Die Zahlen verdeutlichen: Der Druck auf Händler, ihre digitale Infrastruktur zu modernisieren, steigt massiv. 69 Prozent der Konsumenten wollen ausschließlich online shoppen, 26 Prozent kombinieren Online- und Offline-Käufe. Nur 4 Prozent planen rein stationäre Einkäufe.

„An Black Friday und der folgenden Cyber Week kann es sich kaum ein Händler leisten, nicht teilzunehmen”, so Bitkom-CEO Bernhard Rohleder. Doch der Ansturm erfordert robuste digitale Systeme. Der DHL eCommerce Trends Report vom Dienstag zeigte: Zwar beteiligen sich 84 Prozent der Online-Händler an Black Friday, doch nur 50 Prozent der Kunden vertrauen den Angeboten vollständig.

Genau hier setzen Investitionen wie OBIs digitale Preisschilder und ALDIs stabile Cloud-Infrastruktur an: Sie adressieren Verbraucherskepsis durch Preistransparenz und Systemzuverlässigkeit während Spitzenlastzeiten.

KI-Regulierung: Chance oder Wachstumsbremse?

Blickt man voraus, steht der deutsche Einzelhandel vor weiteren regulatorischen Herausforderungen rund um künstliche Intelligenz. Am Mittwoch begrüßte der HDE neue EU-Vorschläge zur Vereinfachung der KI-Regulierung, die sogenannten „Omnibus”-Vorschläge.

Der Verband argumentiert: Damit KI die Branche revolutionieren kann – von personalisierten Empfehlungen bis zur Lieferkettenoptimierung – muss der Rechtsrahmen „wettbewerbsfreundlich” und klar bleiben. Ein schmaler Grat zwischen Innovation und Verbraucherschutz.

„Technologie soll das Leben der Mitarbeiter verbessern, nicht verkomplizieren”, merkte Laurent Homeyer von Workday in einer Branchendiskussion am Mittwoch an. „Sie sind nicht hier, um Technologie zu bedienen. Sie sind hier, um Kunden zu begeistern.”

Mit der Infrastruktur, die Giganten wie ALDI und OBI jetzt aufbauen, verspricht 2026 das Jahr zu werden, in dem diese Backend-Investitionen für deutsche Verbraucher zu sichtbaren, alltäglichen Annehmlichkeiten werden.

Die Frage bleibt: Kann der Einzelhandel das Versprechen einlösen – oder bleiben es leere Worthülsen? Die kommenden Monate werden es zeigen.

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