Akupunktur schlägt Migräne-Medikamente – IQWiG sieht höheren Nutzen
28.11.2025 - 19:02:12Das IQWiG bescheinigt Akupunktur eine höhere Wirksamkeit und bessere Verträglichkeit gegenüber gängigen Migräne-Medikamenten. Die Bewertung könnte den Kassen-Zugang für Millionen Patienten erweitern.
Migräne-Patienten könnten künftig leichter Zugang zu Akupunktur erhalten. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bescheinigte der Nadeltherapie am Mittwoch in einem Vorbericht einen höheren Nutzen gegenüber gängigen Arzneimitteln zur Vorbeugung. Die Bewertung könnte die Erstattung durch gesetzliche Krankenkassen erheblich ausweiten.
Die Kölner Wissenschaftler identifizierten nicht nur eine stärkere Wirkung bei der Reduktion von Attacken, sondern auch deutlich weniger Nebenwirkungen. Ein bemerkenswerter Befund in der langjährigen Diskussion über nicht-medikamentöse Behandlungsformen – und ein möglicher Wendepunkt für Millionen Betroffene, die bislang hauptsächlich auf Tabletten angewiesen waren.
Die Analyse von fünf randomisierten kontrollierten Studien mit erwachsenen Patienten brachte klare Ergebnisse: Akupunktur übertraf medikamentöse Prophylaxe bei der sogenannten Responder-Rate – dem Anteil der Patienten, bei denen sich die Migränetage um mindestens 50 Prozent reduzierten. Verglichen wurde mit Wirkstoffen wie Flunarizin, Topiramat und Onabotulinumtoxin A.
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Der entscheidende Vorteil lag jedoch im Sicherheitsprofil. Deutlich weniger Patienten brachen die Akupunktur-Behandlung wegen unerwünschter Wirkungen ab als die Medikamenten-Therapie. Ein gewichtiges Argument in der Migräne-Versorgung, wo Gewichtszunahme, Müdigkeit oder kognitive Beeinträchtigungen viele Betroffene zur Therapieabbruch bewegen.
„Die Schlussfolgerung zugunsten des Zusatznutzens der Akupunktur beruht insbesondere darauf, dass es Anhaltspunkte für einen höheren Nutzen bei den Nutzenendpunkten und einen Anhaltspunkt für geringeren Schaden bei den Nebenwirkungen gab”, so das IQWiG in seiner Mitteilung zum Projekt N25-01.
Wirkung lässt nach vier Monaten nach
Doch die positive Bewertung hat zeitliche Grenzen. Der höhere Nutzen zeigte sich vor allem in den ersten vier Monaten nach Behandlungsbeginn. Bei Studien mit Nachbeobachtungen von sechs Monaten oder länger verschwand die statistische Überlegenheit gegenüber Medikamenten wieder.
Die Frage bleibt also: Handelt es sich um einen anhaltenden Effekt oder muss die Akupunktur regelmäßig aufgefrischt werden, um ihre Wirksamkeit zu behalten? Eine Antwort darauf wird für die praktische Versorgungsrealität entscheidend sein.
Entscheidende Vergleiche fehlen
Die Aussagekraft des Berichts wird durch fehlende Vergleichsdaten eingeschränkt. Beta-Blocker wie Metoprolol oder Propranolol, die in Deutschland zu den erstrangig verschriebenen Migräne-Prophylaktika zählen, wurden in keiner der analysierten Studien gegen Akupunktur getestet.
Ebenso wenig gibt es Daten zu den modernen CGRP-Antikörpern wie Erenumab oder Fremanezumab, die in den vergangenen Jahren die Migräne-Therapie revolutioniert haben. „Daher bleibt das Bewertungsergebnis auf den Vergleich mit (einigen) älteren Arzneimitteln beschränkt”, räumt das IQWiG ein.
Kann Akupunktur also nur veraltete Medikamente schlagen? Die Antwort auf diese Frage steht noch aus und dürfte die finale Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) maßgeblich beeinflussen.
Jetzt beginnt die Kommentierungsphase
Der veröffentlichte Vorbericht startet ein formales Stellungnahme-Verfahren, das über die Zukunft der Akupunktur-Erstattung entscheiden wird:
- Bis 23. Dezember 2025 können Fachgesellschaften, Experten und Interessierte schriftliche Stellungnahmen einreichen
- Bei offenen Fragen folgt am 20. Januar 2026 eine mündliche Anhörung
- Der Abschlussbericht wird für das zweite Quartal 2026 erwartet
Der G-BA wird auf Basis des finalen IQWiG-Berichts über eine mögliche Änderung der Heilmittel-Richtlinie entscheiden. Derzeit erstattet die gesetzliche Krankenversicherung Akupunktur standardmäßig nur bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule und des Kniegelenks.
Versicherungen kalkulieren bereits
Für die gesetzlichen Krankenkassen könnte eine positive Entscheidung erhebliche finanzielle Folgen haben. Millionen Migräne-Patienten in Deutschland würden Anspruch auf Akupunktur-Behandlungen erhalten, die bislang oft selbst bezahlt werden mussten.
Allerdings könnten Einsparungen durch weniger Medikamenten-Verordnungen und die Behandlung von deren Nebenwirkungen die Mehrkosten teilweise ausgleichen. Neurologen und TCM-Verbände dürften in den kommenden Wochen intensiv um die Interpretation der Daten ringen.
Die entscheidende Schlacht wird wohl um die Frage geschlagen, ob die fehlenden Beta-Blocker-Vergleiche den G-BA zu einer Einschränkung bewegen: Akupunktur nur als Zweitlinien-Therapie für Patienten, die Beta-Blocker nicht vertragen oder bei denen diese versagt haben?
Vorerst steht fest: Der IQWiG-Vorbericht markiert die bislang stärkste wissenschaftliche Anerkennung für manuelle Akupunktur in der Migräne-Prophylaxe – und stellt die Dominanz rein medikamentöser Ansätze grundsätzlich in Frage.
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