AI-Betrugsmasche, Fälle

AI-Betrugsmasche: 148 Prozent mehr Fälle in einem Jahr

13.10.2025 - 16:35:02

Identitätsbetrug stieg um 148 Prozent durch KI-gestützte Angriffe mit gefälschten Stimmen und Videos. Das FBI warnt vor neuen Dimensionen des Business-E-Mail-Betrugs.

Künstliche Intelligenz macht Betrüger gefährlicher denn je. Mit Stimmklonen und Deepfakes täuschen Cyberkriminelle inzwischen selbst Experten – und richten Milliardenschäden an.

Die Zahlen sind alarmierend: Zwischen April 2024 und März 2025 stiegen Identitätsbetrug und Impersonation-Scams um satte 148 Prozent. Verantwortlich für diese Explosion sind vor allem KI-gestützte Betrugsmaschen, die mit geklonten Stimmen und täuschend echten Videos arbeiten.

Das FBI warnt diese Woche eindringlich vor der neuen Bedrohung. Allein durch manipulierte Unternehmens-E-Mails entstanden in den vergangenen zehn Jahren Schäden von über 46 Milliarden Euro. Doch das könnte erst der Anfang sein.

Wenn die Stimme des Chefs zum Verhängnis wird

Die Zeiten schlecht formulierter Betrugs-E-Mails sind vorbei. Moderne Kriminelle nutzen KI, um perfekte Täuschungen zu erschaffen. Mit nur wenigen Sekunden Audiomaterial aus Social-Media-Videos oder öffentlichen Auftritten können sie jede Stimme klonen.

Das Ergebnis: „Vishing“-Angriffe, bei denen Opfer Anrufe von scheinbar vertrauten Personen erhalten. Ein dramatischer Fall aus Hongkong zeigt das Ausmaß der Bedrohung: Ein Finanzbeamter überwies über 21 Millionen Euro, nachdem er an einer Videokonferenz mit vermeintlichen Vorgesetzten teilgenommen hatte. Alle Teilnehmer waren KI-generierte Deepfakes.

Besonders perfide: Sogenannte „Clone-as-a-Service“-Pakete gibt es bereits ab 17 Euro im Darknet. Was früher High-Tech-Kriminellen vorbehalten war, steht heute jedem zur Verfügung.

Business-E-Mail-Betrug erreicht neue Dimension

Während Stimmenklone Schlagzeilen machen, bleibt der klassische Business-E-Mail-Betrug eine der größten finanziellen Bedrohungen. Das FBI verzeichnete allein zwischen Dezember 2022 und Dezember 2023 einen Anstieg der weltweiten Schäden um neun Prozent.

Die Masche wird immer raffinierter: Betrüger infiltrieren Unternehmensnetzwerke, überwachen E-Mail-Verläufe und ahmeln dann den Schreibstil von Führungskräften nach. Sicherheitsfirma VIPRE schätzt, dass bereits 40 Prozent aller betrügerischen Geschäfts-E-Mails von KI verfasst werden.

Die Strategie der Kriminellen ist simpel wie effektiv: 87 Prozent der Angriffe geben sich als CEO des Unternehmens aus. Der Zeitdruck und die vermeintliche Autorität verleiten Mitarbeiter zu schnellen, ungeprüften Überweisungen.

SMS-Betrug und falsche Rückrufe im Trend

Auch Smartphones werden verstärkt zur Zielscheibe. „Smishing“ – Betrug per SMS – nutzt gefälschte Lieferbenachrichtigungen, Bankalerts oder Strafzettel, um persönliche Daten abzugreifen.

Besonders heimtückisch sind sogenannte „Callback-Scams“: Diese Woche warnten australische Behörden vor einer Kampagne, die Bildungs-, Rechts- und Versicherungsunternehmen ins Visier nimmt. Die Betrüger versenden täuschend echte E-Mails großer Banken über angeblich verdächtige Transaktionen. Wer die angegebene Hotline anruft, landet bei falschen Bankmitarbeitern, die sensible Finanzdaten erschleichen.

Allein im Juli 2025 registrierten Experten über 70.000 solcher Versuche.
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Vertrauen wird zur Schwachstelle

Die rasante Entwicklung zeigt ein fundamentales Problem: Die Werkzeuge für bessere Kommunikation werden zu Betrugswaffen umfunktioniert. Cybersecurity-Experte Kaspersky warnt, dass Kriminelle inzwischen biometrische Daten wie Gesichter und Stimmen ins Visier nehmen – und die lassen sich nicht einfach wie Passwörter zurücksetzen.

Besonders ältere Menschen werden zur Zielscheibe. Die US-Handelskommission FTC beobachtet bei dieser Gruppe dramatisch steigende Verluste durch Impersonation-Betrug.

Ohne massive Aufklärung und bessere Echtzeit-Erkennung dürfte sich das Problem verschärfen. Die niedrigen Kosten und einfache Verfügbarkeit von KI-Tools ermöglichen Betrug in nie dagewesener Größenordnung.

Wettrüsten zwischen Betrügern und Sicherheit

Der Kampf gegen KI-Betrug wird zum technologischen Wettrüsten. Sicherheitsfirmen entwickeln KI-basierte Abwehrsysteme, die Verhaltensanomalien und synthetische Medien in Echtzeit erkennen sollen.

Doch die Gegenseite rüstet ebenfalls auf: Kriminelle nutzen legitime Dienste wie Google Translate, um bösartige Links zu verschleiern und Sicherheitsfilter zu umgehen.

Experten erwarten in den kommenden Monaten eine neue Welle von Multi-Kanal-Angriffen, die E-Mail, SMS und Anrufe kombinieren. Regulierungsbehörden diskutieren bereits schärfere Regeln für KI-generierte Inhalte.

Die wichtigste Botschaft der Ermittler bleibt jedoch simpel: Stopp, denk nach, prüf nach. Auch vermeintlich vertraute Stimmen und Gesichter können täuschen – gerade in Zeiten von Künstlicher Intelligenz.

@ boerse-global.de