Agentic, Autonome

Agentic AI: Autonome Agenten revolutionieren deutsche HR-Abteilungen

21.11.2025 - 18:40:11

Die Arbeitswelt hat diese Woche einen Wendepunkt erreicht. Mit den Ankündigungen von Microsoft Ignite und Workday am 19. November beginnt die Ära der „Agentic AI” – autonomer digitaler Agenten, die selbstständig handeln. Für Personalabteilungen bedeutet das: Sie müssen künftig nicht nur Menschen führen, sondern eine hybride Belegschaft aus Mitarbeitern und KI-Agenten orchestrieren.

Die wichtigste Frage lautet nicht mehr, ob KI kommt, sondern wer diese Revolution steuert. Denn während die Budgets explodieren, droht HR die strategische Kontrolle zu verlieren.

Was unterscheidet 2025 von 2024? Im vergangenen Jahr dominierten „Copilots” – KI-Assistenten, die auf menschliche Befehle warteten. Die jüngsten Entwicklungen läuten nun das Zeitalter autonomer Systeme ein: Agenten, die komplexe Arbeitsabläufe eigenständig erledigen, von der Terminplanung bis zur Datenverwaltung.

Microsoft stellte am Dienstag auf der Ignite 2025 „Agent 365″ vor – eine Steuerungszentrale für autonome Agenten. Zeitgleich kündigte Workday die „EU Sovereign Cloud” an und beseitigte damit eine massive Compliance-Hürde für deutsche Unternehmen. Zusammen mit aktuellen ISG-Daten, die eine Verzehnfachung der HR-KI-Budgets zeigen, wird klar: HR ist nicht länger nur Anwender, sondern Architekt dieser neuen Organisationsstruktur.

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Microsoft Agent 365: Die Roboter-Workforce bekommt ein Dashboard

Microsoft hat am 19. November die Unternehmenstechnologie neu definiert. Anders als frühere KI-Versionen warten diese Agenten nicht auf Befehle – sie identifizieren Aufgaben proaktiv, führen Workflows aus und kooperieren untereinander.

Für HR-Abteilungen besonders relevant: der SharePoint Admin Agent und Teams Admin Agent, die eigenständig Governance, Site-Management und Richtliniendurchsetzung übernehmen. Während der „Sales Development Agent” für Schlagzeilen sorgte, ist die zugrundeliegende Infrastruktur – Agent 365 – für Personalabteilungen entscheidend.

„Agent 365 ist das IT-Admin-Dashboard für Ihre Roboter-Belegschaft”, analysierten Branchenexperten nach der Keynote. Für HR bedeutet das eine neue Kernkompetenz: Digital Workforce Management. Personalverantwortliche müssen jetzt gemeinsam mit der IT fundamentale Fragen beantworten:

  • Wer haftet, wenn ein KI-Agent einen Planungsfehler macht?
  • Wie werden „Schatten-Agenten” – von Mitarbeitern unautorisiert erstellte Bots – erkannt und kontrolliert?
  • Zählt ein autonomer Agent zur Headcount-Metrik?

Diese Entwicklung ermöglicht es HR, Mitarbeiter-Services der „Stufe Null” zu automatisieren – Urlaubsbuchungen, Dokumentenerstellung, Richtlinienanfragen. Nicht nur mit Chat-Antworten, sondern mit tatsächlicher Ausführung in Backend-Systemen.

Workday EU Sovereign Cloud: Der Durchbruch für deutsche Compliance

Datenschutz nach DSGVO und Betriebsrats-Zustimmung waren bislang die größten Bremsen für KI-Einführung in Deutschland. Workday adressierte diese Herausforderung am 19. November direkt mit der Workday EU Sovereign Cloud.

Auf der Workday Rising EMEA angekündigt, garantiert das neue Angebot: Sämtliche Datenverarbeitung, einschließlich KI-Workloads, bleibt strikt in der Europäischen Union – verwaltet von EU-Personal. Für den DACH-Raum ist das ein Game-Changer.

„Datensouveränität ist für über 80 Prozent der Führungskräfte strategische Priorität”, betonte Workday in der Ankündigung. Indem sensible Mitarbeiterdaten – der Treibstoff jeder effektiven HR-KI – nie den EU-Rechtsrahmen verlassen, entfällt das „Compliance-Schutzschild”, mit dem viele Unternehmen KI-Integration verzögerten.

Deutsche CHROs erhalten damit ein starkes Argument für Verhandlungen mit Betriebsräten: KI-gesteuerte Effizienz ist nun mit garantierter regionaler Datenresidenz möglich. Innovation und Datentransfer-Risiken sind entkoppelt.

Das Paradox: Budgets steigen, Einfluss schwindet

Die Technologie ist bereit – aber sind es die HR-Leader? Zwei diese Woche veröffentlichte Berichte zeichnen ein widersprüchliches Bild der Funktionsbereitschaft.

Der Investment-Boom:
Am 18. November veröffentlichte die Information Services Group (ISG) ihren „2025 State of HR Technology”-Report. Die Zahlen sind beeindruckend: KI-Budgets für HR werden 2026 durchschnittlich 1,5 Millionen Euro betragen – eine Verzehnfachung gegenüber 2023. Mehr als zwei Drittel der Unternehmen zählen KI-Adoption zu ihren Top-3-HR-Prioritäten. 69 Prozent nutzen bereits SaaS- oder Hybrid-Cloud-Modelle.

Die Einflusslücke:
Ein Beamery-Report, ebenfalls am 18. November erschienen, zeigt jedoch: Trotz Budgetflut wird HR „oft an den Rand gedrängt” bei strategischen KI-Gesprächen. Nur 12 Prozent der Befragten identifizierten CHROs als einflussreiche Entscheider bei der KI-Strategie – weit abgeschlagen hinter CEOs (81 Prozent) und CIOs.

Ein gefährliches Paradox entsteht: HR hat das Budget (durchschnittlich 1,5 Millionen Euro) und die Tools (Microsoft Agents, Workday EU Cloud), aber nicht das strategische Mandat, die Transformation zu führen. Übernimmt HR nicht die Rolle des „Architekten” für agentische Workflows, werden IT oder Finanzen diktieren, wie diese digitalen Mitarbeiter mit menschlichen Talenten interagieren.

Der Betriebsrat-Faktor: Chance statt Hindernis?

Die Konvergenz dieser Ereignisse – Microsofts autonome Agenten und Workdays souveräne Cloud – schafft eine einzigartige Situation für den deutschen Arbeitsmarkt.

Die Mitbestimmungs-Herausforderung:
Autonome Agenten, die Workflows überwachen (wie Agent 365), werden unweigerlich Mitbestimmungsrechte nach Betriebsverfassungsgesetz auslösen. Betriebsräte werden fragen:

  1. Leistungsüberwachung: Können diese Agenten zur Überwachung menschlicher Mitarbeiterleistung genutzt werden? Microsofts Agent 365 bietet Einblick in Agent-Mensch-Interaktionen – das könnte als Surveillance interpretiert werden.
  2. Arbeitsplatzverlust: Ersetzen „Sales Agent” oder „Admin Agent” bestehende Rollen?

Die Chance:
Die Workday EU Sovereign Cloud bietet ein Friedensangebot. Durch Absicherung der Datenebene kann HR Verhandlungen auf die Anwendung von KI fokussieren statt auf den Speicherort von Daten. Personalverantwortliche sollten jetzt proaktiv Betriebsräte einbinden und mit Microsofts Transparenz-Tools zeigen: „Agentic AI” ergänzt menschliche Fähigkeiten, statt heimlich zu überwachen.

Ausblick 2026: Das hybride Organigramm kommt

Die Ankündigungen dieser Woche (17.–21. November 2025) werden als Moment in Erinnerung bleiben, in dem die „Agentic Workforce” realisierbar wurde.

Kurzfristig (Q4 2025): Deutsche Unternehmen migrieren sensible HR-Workloads in die Workday EU Sovereign Cloud, um KI-Deployment vorzubereiten.

Mittelfristig (2026): Wir erleben die ersten „Hybriden Organigramme”, in denen autonome Agenten neben menschlichen Teams in Verzeichnisstrukturen aufgeführt werden – wahrscheinlich verwaltet über Microsoft Teams/SharePoint.

Das neue HR-Mandat: Die Rolle „HR Operations” entwickelt sich zur „Workforce Architecture”. Erfolg wird nicht mehr daran gemessen, wie gut HR Menschen dient, sondern wie effektiv sie die Zusammenarbeit zwischen menschlicher Kreativität und agentischer Effizienz orchestriert.

Die Tools sind da. Das Budget ist genehmigt. Die Daten sind sicher. Die einzige verbleibende Frage: Wird HR-Leadership das Steuer übernehmen oder Passagier dieser Transformation bleiben?

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