Agent, Microsoft

Agent 365: Microsoft startet zentrale Kontrollplattform für KI-Agenten

19.11.2025 - 01:09:12

Microsoft macht Ernst mit der Verwaltung künstlicher Intelligenz im Unternehmen. Auf der Ignite 2025 in San Francisco stellte der Konzern heute Agent 365 vor – eine zentrale Plattform, die der wachsenden Zahl unkontrollierter KI-Agenten in Firmen einen Riegel vorschieben soll. Das Problem: Unternehmen setzen zunehmend autonome KI-Helfer ein, doch IT-Abteilungen verlieren dabei den Überblick.

Die neue „Kontrollzentrale” ermöglicht es IT-Verantwortlichen erstmals, sowohl eigene als auch externe KI-Agenten mit denselben strengen Maßstäben zu überwachen wie menschliche Mitarbeiter. Das ist bitter nötig, denn laut Analystenhaus IDC werden bis 2028 rund 1,3 Milliarden KI-Agenten weltweit im Einsatz sein. Wer da den Überblick verliert, riskiert Sicherheitslücken und Compliance-Verstöße.

Charles LaManna, Microsoft-Präsident für Business Apps und Agenten, bringt die Herausforderung auf den Punkt: „Unternehmen müssen Agenten verantwortungsvoll und skalierbar verwalten können, ohne die vertrauenswürdigen Systeme neu aufbauen zu müssen, auf die sie angewiesen sind.” Agent 365 behandelt KI-Agenten wie digitale Mitarbeiter – mit eigener Identität und klaren Zugriffsrechten.

Anzeige

Passend zum Thema KI-Governance: Die EU-KI-Verordnung und interne Compliance-Anforderungen stellen Unternehmen vor neue Dokumentations- und Risikomanagement-Aufgaben. Wer Wissenslücken bei Klassifizierung, Kennzeichnung und Nachweisen hat, riskiert Bußgelder und Betriebsstörungen. Der kostenlose Umsetzungsleitfaden erklärt Anforderungen, Risikoklassen und notwendige Dokumentationen praxisnah – ideal für IT-, Compliance- und Produktteams. Jetzt kostenlosen Umsetzungsleitfaden zur KI‑Verordnung herunterladen

Die Realität in vielen Unternehmen gleicht einem Wildwuchs: Marketing kauft sich einen Chatbot, der Vertrieb entwickelt eigene Automatisierungstools, die Personalabteilung experimentiert mit KI-Assistenten. Das Resultat? IT und Security stehen im Dunkeln. Sie wissen nicht, welche Agenten auf sensible Daten zugreifen, wie sich diese verhalten oder ob sie überhaupt den Unternehmensrichtlinien entsprechen.

Agent 365 schafft erstmals vollständige Transparenz über sämtliche KI-Agenten einer Organisation. Die Plattform liefert ein zentrales Dashboard mit Telemetriedaten, Warnmeldungen und Verhaltensanalysen. Egal ob ein Agent mit Microsofts eigenem Copilot Studio gebaut wurde, von Partnern wie ServiceNow oder Adobe stammt oder auf Open-Source-Frameworks basiert – alle werden unter einem einheitlichen Governance-Modell verwaltet.

Das System basiert auf fünf Kernelementen: Eine zentrale Registry erfasst jeden einzelnen Agenten im Unternehmen. Access Control regelt präzise Zugriffsrechte. Visualisierung macht Interaktionen zwischen Agenten sichtbar. Interoperabilität ermöglicht die Zusammenarbeit unterschiedlicher Agententypen. Und Security durchzieht alle Ebenen der Plattform.

Jeder Agent bekommt seine eigene digitale Identität

Besonders clever: Agent 365 dockt nahtlos an Microsofts bestehende Sicherheitsinfrastruktur an. Die Plattform integriert Microsoft Defender für Bedrohungsschutz, Microsoft Purview für Datenverwaltung und Microsoft Entra für Identitätsmanagement. Jeder registrierte KI-Agent erhält eine eindeutige „Entra Agent ID” – im Grunde einen digitalen Personalausweis.

Was bedeutet das konkret? Administratoren können einem KI-Agenten exakt dieselben Zugriffsrechte zuweisen wie einem menschlichen Kollegen. Ein Agent darf beispielsweise nur auf bestimmte Datensätze oder Anwendungen zugreifen, die er für seine Aufgabe benötigt. Zeigt er verdächtiges Verhalten, lässt er sich unter Quarantäne stellen oder komplett abschalten.

Dieser identitätszentrierte Ansatz könnte der Schlüssel sein, um das Vertrauen in autonome Systeme zu stärken. Indem Microsoft bewährte Werkzeuge wie bedingte Zugriffskontrolle und Bedrohungserkennung auf die KI-Belegschaft ausweitet, senkt der Konzern die Hemmschwelle für den großflächigen Einsatz von Agenten.

Neue KI-Agenten für Vertrieb, Personal und Weiterbildung

Agent 365 ist nur ein Teil von Microsofts Großoffensive. Parallel stellte der Konzern eine Reihe spezialisierter KI-Agenten für verschiedene Geschäftsbereiche vor. Der Sales Development Agent recherchiert eigenständig potenzielle Kunden, erstellt personalisierte Ansprachen und verwaltet Leads – erst wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, übergibt er an menschliche Verkäufer.

Weitere neue Agenten: Der Workforce Insights Agent analysiert Mitarbeiterdaten, der People Agent unterstützt HR-Prozesse, der Learning Agent kümmert sich um Weiterbildung. Alle sind darauf ausgelegt, die Mitarbeitererfahrung zu verbessern und Managementaufgaben zu automatisieren.

Damit auch Fachabteilungen ohne Programmierkenntnisse eigene Agenten entwickeln können, hat Microsoft sein Low-Code-Tool Copilot Studio aufgerüstet. Die neuen Funktionen sollen es sowohl professionellen Entwicklern als auch Business-Anwendern erleichtern, ausgefeilte Agenten zu bauen, zu testen und innerhalb des Agent-365-Frameworks einzusetzen.

Microsoft spielt seine Ökosystem-Stärke aus

Mit Agent 365 positioniert sich Microsoft als zentraler Akteur im aufstrebenden Markt für KI-Governance. Während Wettbewerber wie Google und diverse Startups ebenfalls in diesem Bereich aktiv werden, hat Microsoft einen entscheidenden Vorteil: Die nahtlose Integration in das gigantische Enterprise-Ökosystem des Konzerns – von Azure über Microsoft 365 bis zum kompletten Security-Stack.

Bemerkenswert ist Microsofts offene Haltung gegenüber Drittanbieter- und Open-Source-Agenten. Statt Kunden in ein proprietäres System zu zwingen, akzeptiert der Konzern die heterogene Realität moderner IT-Landschaften. Microsoft positioniert sich als zentrale Verwaltungsschicht für eine vielfältige KI-Umgebung – eine Strategie, die Unternehmen die Angst vorunkontrollierten autonomen Technologien nehmen könnte.

Zum Vergleich: Deutsche Konzerne wie SAP experimentieren ebenfalls mit KI-Agenten, doch eine vergleichbare Governance-Plattform fehlt bislang. Für DAX-Unternehmen mit strengen Compliance-Anforderungen könnte Agent 365 daher zum Standard werden.

Ausblick: Die nächste Phase der KI-Revolution

Agent 365 ist ab sofort für Teilnehmer des Microsoft-Frontier-Programms verfügbar, einem Early-Access-Angebot für innovative KI-Technologien. Die allgemeine Verfügbarkeit soll zeitnah folgen. Die Roadmap dürfte eine Ausweitung des Katalogs unterstützter Drittanbieter-Agenten, vertiefte Security-Funktionen und weitere Vereinfachungen beim Agent-Design über Copilot Studio umfassen.

Der Launch markiert einen Wendepunkt: Die Ära der Agenten-KI wird erwachsen. Unternehmen bewegen sich von der Experimentierphase in die strategische Umsetzung. Es geht nicht mehr nur darum, einzelne KI-Tools zu entwickeln, sondern eine hybride Belegschaft aus Menschen und Maschinen gezielt einzusetzen und zu steuern.

Kann diese Kontrollplattform tatsächlich das Vertrauen schaffen, das für den Durchbruch autonomer KI nötig ist? Microsoft setzt darauf – und könnte damit die Spielregeln im Enterprise-Bereich neu definieren.

Anzeige

PS: Viele Unternehmen unterschätzen die Fristen und Kennzeichnungspflichten der neuen KI-Regeln – das kann teuer werden. Dieser kostenlose, kompakte Leitfaden fasst die EU-KI-Verordnung verständlich zusammen, zeigt notwendige Schritte zur Klassifizierung und Dokumentation und hilft Ihnen, Prüfungen und Umsetzungsfristen sicher zu meistern. Schnell runterladen und direkt im Unternehmen umsetzen. KI‑Verordnung: Gratis-Umsetzungsleitfaden anfordern

@ boerse-global.de