Agent 365: Microsoft läutet Ära autonomer KI-Assistenten ein
22.11.2025 - 21:10:12Die letzten 72 Stunden haben die digitale Arbeitswelt fundamental verändert. Microsoft, Salesforce und Google präsentierten diese Woche KI-Systeme, die nicht mehr nur assistieren – sondern eigenständig handeln.
Der Wandel ist eindeutig: Vorbei die Ära der KI-Copiloten, die auf Anweisung arbeiten. Jetzt kommen autonome Agenten, die Aufgaben selbstständig erledigen, oft ohne menschliche Aufsicht. Microsoft kündigte auf seiner Ignite-Konferenz in San Francisco die zentrale Steuerzentrale “Agent 365” an, Salesforce konterte mit Transparenz-Tools für KI-Entscheidungen, Google integriert hochentwickelte Reasoning-Modelle in seine Workspace-Suite.
Seit die EU-Regeln zur KI in Kraft sind, drohen Unternehmen Bußgelder, wenn Agenten nicht korrekt dokumentiert und klassifiziert werden. Gerade jetzt, wo Firmen Agenten eigenständig Entscheidungen treffen lassen, sind Kennzeichnungspflichten, Risikoklassen und Nachweisdokumentation entscheidend. Ein kostenloser Umsetzungsleitfaden erklärt praxisnah, welche Pflichten für Entwickler, Anbieter und Anwender gelten – inklusive Checklisten für die unmittelbare Umsetzung. Jetzt kostenlosen KI‑Verordnungs‑Leitfaden herunterladen
Das Fazit der Branche: 2025 wird offiziell das Jahr der “Agentischen KI”.
Zwischen dem 19. und 21. November stellte Microsoft seine neue Produktivitätsstrategie vor – und die dreht sich um Autonomie. Das Herzstück: Agent 365, eine Verwaltungsplattform, die IT-Abteilungen endlich Überblick und Kontrolle über die wuchernde KI-Agent-Landschaft verschafft.
Die Notwendigkeit liegt auf der Hand: Mitarbeiter erstellen bereits heute ungezählte KI-Bots – oft ohne Genehmigung, ohne Sicherheitskonzept. Diese “Schatten-KI” greift auf sensible Daten in Salesforce, ServiceNow oder HR-Systemen zu. Agent 365 bietet nun ein zentrales Register, das alle Agenten überwacht, absichert und bei Fehlverhalten sogar isoliert.
Parallel dazu präsentierte Microsoft Foundry, eine Entwicklerplattform zum Erstellen eigener Agenten. Anwender profitieren von Copilot Chat, der jetzt interaktive “Pages” generiert – lebendige Dokumente, die aus Ideen strukturierte Pläne oder Code entwickeln. Spezialisierte Agenten wie der Workforce Insights Agent für Personalabteilungen oder der Teams Admin Agent, der Meeting-Konfigurationen eigenständig repariert, komplettieren das Angebot.
Salesforce macht Shopping zur KI-Aufgabe
Während Microsoft das Büro automatisiert, nimmt Salesforce den Online-Handel ins Visier. Am 20. November ging Agentforce Observability live – ein Analyse-Tool, das KI-Agenten in Echtzeit überwacht.
“Ihre Agenten arbeiten nicht mehr in einer Black Box”, verkündete das Unternehmen. Die neuen Funktionen “Agent Analytics” und “Agent Optimization” erlauben es, Entscheidungsprozesse der KI Session für Session nachzuvollziehen. Gerade wenn Agenten mit Kunden interagieren, ist diese Transparenz entscheidend – Halluzinationen könnten sonst den Markenruf beschädigen.
Noch spektakulärer: Agentforce Commerce ermöglicht “agentisches Shopping”. Die Plattform erlaubt Händlern, ihre Produktkataloge direkt in KI-Assistenten wie ChatGPT einzuspeisen. Das Ergebnis? Nutzer können ihrem persönlichen KI-Assistenten sagen “Finde und kaufe eine Winterjacke” – und die Transaktion läuft vollautomatisch über Zahlungsprotokolle wie Stripe ab, ohne dass je ein Browser geöffnet wird.
Freihändige Produktivität wird zum Standard
Die Welle der Automatisierung erfasste diese Woche auch Kommunikationsplattformen. Zoom AI Companion 3.0 ist seit November allgemein verfügbar und bringt vollwertige “agentische” Fähigkeiten mit.
Die Suite geht weit über simple Transkription hinaus: Sie bereitet Nutzer eigenständig auf Meetings vor, analysiert vorherige E-Mails und Dokumente, erstellt To-Do-Listen und bietet Echtzeit-Sprachübersetzung. Der “Custom AI Companion” für 11 Euro pro Nutzer und Monat erlaubt es Organisationen, maßgeschneiderte Agenten zu entwickeln, die Workflows in Jira und Asana ausführen – ganz ohne Tastatureingabe.
Google zog am 21. November nach: Gemini 3 Pro hält Einzug in Google Workspace. Das Update bringt hochentwickelte Reasoning-Fähigkeiten in Docs, Sheets und Drive. Besonders bemerkenswert: “Audio Overviews” in Google Drive verwandeln komplexe PDFs und Berichte in gesprächsartige Audio-Zusammenfassungen im Podcast-Stil. Berufstätige können so komplizierte Verträge oder Branchenreports auf dem Arbeitsweg “lesen”.
Datenschutz wird zum Konfliktfeld
Die Entwicklungen der vergangenen Tage offenbaren eine kritische Branchenverschiebung: “Reasoning” wird zur Massenware, KI-Verhalten professionalisiert sich rasant.
Microsofts Agent 365 erkennt eine unbequeme Realität an: Unternehmen sind bereits mit KI-Tools überflutet, IT-Sicherheit kommt nicht hinterher. Mit “Foundry” und Governance-Schicht positioniert sich Microsoft als Betriebssystem für die agentische Arbeitswelt – ähnlich wie Windows einst für den PC.
Doch diese Beschleunigung erzeugt Reibung. Google sah sich am Freitag Kritik ausgesetzt: Die “intelligenten Funktionen” in Workspace sind standardmäßig aktiviert, wie Datenschutzaktivisten und Medien wie The Register bemängelten – möglicherweise werden private Daten verarbeitet, um diese agentischen Fähigkeiten zu trainieren. Während sich KI vom passiven Assistenten zum aktiven Agenten wandelt, wird die Spannung zwischen Nutzen und Privatsphäre zum zentralen Konflikt der digitalen Arbeitswelt.
Technologisch bleibt das Tempo gnadenlos. Diese Woche erschienen Berichte über GPT-5.1 und ElevenLabs Scribe v2 – letzteres bietet Transkription in unter 150 Millisekunden, sodass Echtzeit-Sprachgespräche mit KI kaum noch von menschlicher Interaktion zu unterscheiden sind.
Delegation statt Bedienung
Für den Rest des Jahres 2025 und darüber hinaus wird sich der “Agentische” Trend vertiefen. Salesforce kündigte bereits Agent Health Monitoring für Frühjahr 2026 an – die Wartung digitaler Arbeitskräfte wird zum Standard-IT-Bereich neben der Serverwartung.
Für durchschnittliche Arbeitnehmer beginnt eine Lernkurve der besonderen Art: Nicht neue Software-Oberflächen müssen gemeistert werden, sondern die Kunst der Delegation. Die zentrale Frage verschiebt sich von “Wie benutze ich dieses Tool?” zu “Wie viel Autorität gebe ich ihm?”
Während sich Tools wie Zooms Companion und Microsofts Agenten bewähren, dürfte ein erheblicher Teil der Routine-Administration – Terminplanung, einfaches Coding, initiale Recherche – bis Ende 2025 vollständig automatisiert sein. Die Arbeitswelt verändert sich nicht mehr schrittweise. Sie springt.
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