Agent 365: Microsoft baut Kontrollzentrum für KI-Agenten
23.11.2025 - 04:31:12Microsoft stellt auf der Ignite-Konferenz Agent 365 als zentrale Verwaltungsplattform für KI-Agenten vor. Die Lösung bietet Governance, Sicherheit und Kontrolle für tausende autonome Systeme in Unternehmen.
Microsoft strukturiert sein Enterprise-KI-Angebot grundlegend um. Mit „Agent 365″ präsentiert der Konzern eine zentrale Steuerungsplattform, die Tausende autonome KI-Agenten in Unternehmen verwalten soll. Die Ankündigung auf der Ignite-Konferenz diese Woche in San Francisco markiert den Übergang von der individuellen Produktivitätshilfe zur unternehmensweiten Orchestrierung autonomer Systeme.
Der Hintergrund: Während Firmen ihre KI-Projekte von Pilotphasen in den Echtbetrieb überführen, wird die Verwaltung einer wachsenden Agentenflotte zur kritischen Herausforderung. Wer tut was? Wer darf worauf zugreifen? Genau hier setzt Agent 365 an.
Zentrale Steuerung statt Agent-Chaos
Die neue Plattform funktioniert als „Mission Control” für IT-Administratoren. Kernstück ist die direkte Integration in Microsofts Security-Trias aus Defender, Entra und Purview. Jede Aktion eines KI-Agenten wird gegen Unternehmensrichtlinien geprüft – in Echtzeit. Das System schlägt Alarm, sobald ein Agent unerlaubte Aktionen versucht oder von vorgegebenen Protokollen abweicht.
Seit August 2024 gelten neue Regeln für KI‑Systeme – Unternehmen, die Agenten wie Agent 365 einsetzen, riskieren Bußgelder, wenn sie Pflichten zu Kennzeichnung, Risikobewertung und Dokumentation ignorieren. Dieser kostenlose Umsetzungsleitfaden zur EU‑KI‑Verordnung erklärt Risikoklassen, Kennzeichnungspflichten und konkrete Schritte zur Compliance – inklusive Checkliste für Entwickler und IT‑Verantwortliche. Jetzt kostenlosen KI‑Verordnung‑Leitfaden herunterladen
Agent 365 verwaltet dabei nicht nur Microsoft-eigene Agenten. Die Plattform öffnet sich auch für Drittanbieter und individuell über Copilot Studio entwickelte Lösungen. Ein Dashboard begleitet jeden Agenten von der Erstellung bis zur Stilllegung – eine Antwort auf das „Agent-Wildwuchs”-Problem früher Anwender.
„Wenn jeder einen KI-Agenten hat, brauchen alle ein Verwaltungstool dafür”, fasste Tech.co den Ansatz zusammen. Die Frage ist nicht mehr, ob Unternehmen KI-Agenten einsetzen, sondern wie sie Hunderte davon kontrollieren.
Die Intelligenz-Architektur: Work IQ, Fabric IQ und Foundry IQ
Unter der Haube arbeitet eine dreischichtige Intelligenzarchitektur, die Microsoft während der Keynotes vorstellte:
Work IQ fungiert als Verständnismotor für Arbeitsabläufe. Die Schicht baut einen dynamischen Wissensgraphen aus Nutzeraktivitäten auf – Dokumente, Chats, Meetings. Mit Gedächtnis und Inferenz antizipiert das System Bedürfnisse und führt relevante Aktionen aus, ohne dass Nutzer explizit danach fragen müssen.
Fabric IQ liefert eine semantische Darstellung von Geschäftsdaten. Analysen, Zeitreihendaten und standortbasierte Erkenntnisse verschmelzen zu einem einheitlichen Modell, auf das Agenten zugreifen können.
Foundry IQ übernimmt die Erdung des Systems. Diese Ebene verbindet multiple Datenquellen – vom öffentlichen Web bis zu Custom-Anwendungen – und ermöglicht präziseres Reasoning bei gleichzeitig reduzierten Halluzinationen.
„Diese Schichten sitzen unter Copilot und Enterprise-Agenten und liefern den Kontext für echte Autonomie”, erklärte Techeconomy in seiner Analyse vom 22. November. Die Trennung erlaubt Entwicklern, beim Bau maßgeschneiderter Lösungen gezielt spezifische Intelligenztypen anzusprechen.
Office-Apps im „Agent-Modus”
Für Endnutzer zeigt sich die Transformation am deutlichsten im Agent-Modus der Microsoft-365-Suite. Statt lediglich Seitenleisten-Vorschläge zu bieten, führt Copilot nun direkte Bearbeitungen und komplexe Content-Generierung durch.
In PowerPoint etwa genügt der Befehl „Strukturiere diese Präsentation für C-Level-Publikum um”. Der Agent ordnet eigenständig Folien neu, passt den Tonfall an und aktualisiert Datenvisualisierungen basierend auf verknüpften Excel-Dateien. Die KI nutzt fortgeschrittene Reasoning-Modelle zur Planung und Verfeinerung – die Office-App wird zur Arbeitsfläche für autonome Systeme.
Parallel dazu startet die Agent Factory, ein Entwicklerprogramm zur Beschleunigung der Enterprise-KI-Einführung. Rollenbasierte Lernmodule und Zugang zu „Forward Deployed Engineers” sollen Unternehmen beim Bau produktionsreifer Agenten unterstützen.
Vom Experiment zur Infrastruktur
Agent 365 markiert die Reifung einer Strategie, die Microsoft auf der Ignite 2024 mit dem „Copilot Control System” einleitete. Während letztes Jahr individuelle Produktivität durch „Copilot Actions” im Fokus stand, dreht sich 2025 alles um die Governance autonomer Systeme.
Die Dimensionen sind gewaltig: Schätzungen gehen von rund 1,3 Milliarden aktiven KI-Agenten bis 2028 aus. Microsoft positioniert Agent 365 als Infrastruktur-Layer für die „Agent Economy” – ähnlich wie Windows für die PC-Ära.
Security-Anbieter reagierten prompt. Am 20. November kündigte Sophos die Integration seiner Intelix-Threat-Intelligence direkt in Security Copilot und Agent 365 an. Sicherheitsdaten fließen damit in Echtzeit zu den Agenten.
Analysten erwarten, dass Agent 365 und die neuen IQ-Schichten die IT-Strategien Anfang 2026 dominieren werden. CIOs stehen vor der Aufgabe, bestehende KI-Implementierungen auf Kompatibilität mit dem neuen Governance-Framework zu prüfen.
„Die Einführung einer einheitlichen Kontrollplattform zeigt: Wir verlassen die Experimentierphase generativer KI”, kommentieren Branchenbeobachter. Die Frage lautet nicht mehr „Können wir es bauen?”, sondern „Können wir es sicher und im großen Maßstab verwalten?”
Mit der Agent Factory im Betrieb dürfte im ersten Quartal 2026 eine Welle spezialisierter, branchenspezifischer Agenten folgen. Entwickler nutzen den neuen Foundry Agent Service zum Bau selbstplanender Systeme mit komplexen Reasoning-Fähigkeiten. Die nächste Phase der KI-Revolution hat begonnen – diesmal mit Kontrollzentrum.
PS: Die EU‑KI‑Verordnung verlangt Nachweise und technische Dokumentation für automatisierte Agenten – ein Risiko für Unternehmen, die Agentenflotten ohne Governance betreiben. Der gratis Leitfaden zeigt, wie Sie Ihre Agenten richtig klassifizieren, notwendige Dokumentation aufbauen und Übergangsfristen einhalten, damit Agent 365‑Projekte rechtskonform bleiben. Gratis Umsetzungsleitfaden zur KI‑Verordnung anfordern


