Ältere Menschen: Smarter, aber unsicherer
27.11.2025 - 00:21:12Die digitale Kluft ist überwunden – zumindest beim Besitz. Doch während nahezu alle Senioren online sind, nutzen sie ihre Geräte kaum für Gesundheit und Sicherheit. Städte reagieren mit KI-Kursen gegen Betrugsmaschen.
Eine am Dienstag veröffentlichte Studie aus dem Journal of Medical Internet Research zeichnet ein paradoxes Bild: 85 Prozent der älteren Erwachsenen besitzen einen Computer, 83 Prozent nutzen regelmäßig das Internet. Doch weniger als jeder Zehnte verwendet Telemedizin oder Sturzerkennungstechnologie. Die Forschenden Mirou Jaana und Haitham Tamim sprechen von einer „Nutzungslücke”: Die Hardware ist da, die Kompetenz fehlt.
Besonders alarmierend? Patientenportale zur Terminbuchung oder Laborwerteinsicht bleiben nahezu ungenutzt – trotz flächendeckender Verfügbarkeit. Frauen recherchieren zwar häufiger Symptome online, doch die Integration digitaler Werkzeuge in den Gesundheitsalltag bleibt die Ausnahme. Was bedeutet das? Jahrelang geförderte Breitbandanschlüsse und subventionierte Tablets greifen zu kurz.
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Während Forschende diese Lücke dokumentieren, vollziehen Kommunen bereits die Wende. Am Montag präsentierte Long Beach, Kalifornien, ein Pilotprojekt der anderen Art: Keine „E-Mail für Einsteiger”-Kurse mehr, sondern KI-Kompetenz als Schutz vor Betrug.
„Die Nachfrage nach städtisch organisierter KI-Schulung ist enorm”, erklärt Programmmanagerin Małgosia Rejniak. 70 Prozent der Teilnehmenden waren über 55 Jahre alt. Der Clou? Die Älteren lernten, Tools wie ChatGPT gegen Betrüger einzusetzen – verdächtige Nachrichten prüfen, Phishing-Muster erkennen. Die Technologie wird zur Waffe gegen jene, die sie missbrauchen.
Omar Moncayo, Datenschutzanalyst des Programms, betont die Dringlichkeit: Betrugsmaschen gegen Ältere werden raffinierter. Die Stadt plant nun, das Modell über öffentliche Bibliotheken auszurollen. Kann ausgerechnet KI das Vertrauen älterer Menschen in digitale Systeme stärken?
Smartwatch als Lebensretter
Parallel mobilisiert die Senior*innencommunity selbst. Die Online-Initiative „Tech for Senior” sendete am Montag eine Spezialsendung zu Herzgesundheit und tragbaren Geräten. Moderator Ron Brown argumentierte mit harten Fakten: Ab 60 Jahren steigt die Zahl der Herzschrittmacher-Implantationen exponentiell.
Seine Empfehlung? Jeder über 60 sollte eine Smartwatch tragen. Nicht als Spielerei, sondern als Frühwarnsystem. Dieser Peer-to-Peer-Ansatz – Senioren unterrichten Senioren – durchbricht genau jene Vertrauensbarriere, die in der Studie als Haupthindernis identifiziert wurde. Während Gesundheitsportale ungenutzt bleiben, könnten niedrigschwellige Wearables den Durchbruch bringen.
Neuseeland digitalisiert – patientenorientiert
Auch auf nationaler Ebene beschleunigt sich der Wandel. Neuseeland stellte am Dienstag einen Zehnjahresplan zur Digitalisierung des Gesundheitswesens vor. Anders als frühere Top-Down-Projekte setzt das Konzept auf ein „Patient-First”-Modell: Systeme müssen für jene zugänglich sein, die sie am meisten brauchen – primär ältere Menschen.
Branche im Umbruch: Von Hardware zu Kompetenz
Die Entwicklungen dieser Woche markieren einen Wendepunkt im „AgeTech”-Sektor. Die Phase der Geräteverteilung ist vorbei, nun beginnt das „Kompetenzgerüst”:
- Das Problem: Senioren besitzen Technik, trauen sich aber nicht an komplexe Anwendungen wie Gesundheits-Apps
- Die Lösung: Gezielte Schulungen zu hochrelevanten Themen – KI-Scam-Prävention, Vitalparameter-Überwachung
Für Anfang 2026 ist eine Welle von „KI-für-Senioren”-Förderprogrammen zu erwarten, angelehnt an das Long-Beach-Modell. Die nächste Grenze? Agentic AI – Systeme, die im Auftrag handeln. Wenn KI-Assistenten Arzttermine buchen oder Rezepte bestellen, könnte die Komplexitätsbarriere endgültig fallen.
Die Botschaft dieser Woche ist unmissverständlich: Die Gerätelücke schließt sich. Die Kompetenzlücke wird gerade erst verstanden.
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