Abnehmspritzen, Dänemark

Abnehmspritzen: Dänemark zahlt für Sehschäden – neue Tablette kommt

21.11.2025 - 18:10:12

Dänemark entschädigt erstmals Patienten nach schweren Augenschäden durch Abnehmmedikamente. Gleichzeitig zeigt eine neue Studie: Die wirksame Tablette rückt näher. Zwischen medizinischem Fortschritt und ernsten Risiken wird die Debatte um GLP-1-Agonisten heute wieder heftiger.

Die Nachrichtenlage der letzten 72 Stunden zeichnet ein widersprüchliches Bild. Pharmaunternehmen feiern Durchbrüche bei Tabletten-Alternativen, Kardiologen bestätigen den Herzschutz. Doch aus Dänemark kommen beunruhigende Meldungen über dauerhafte Sehschäden.

Dänische Behörden bestätigten heute: Vier Patienten erhielten insgesamt 107.000 Euro Entschädigung. Sie entwickelten nach der Einnahme von Abnehmmedikamenten die seltene Augenkrankheit NAION – im Volksmund „Augeninfarkt” genannt.

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Die Erkrankung führt zu plötzlicher, oft dauerhafter Verschlechterung des Sehvermögens. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hatte bereits im Juni gewarnt: NAION kann eine sehr seltene Nebenwirkung von Semaglutid-Präparaten wie Wegovy und Ozempic sein. Statistisch trifft es bis zu eine von 10.000 behandelten Personen.

Die dänischen Fälle sind brisant. Von 42 eingereichten Anträgen wurden bisher fünf bearbeitet, vier bewilligt. Die Behörden betonen die Komplexität: Viele Patienten brachten durch Diabetes oder Bluthochdruck bereits ein erhöhtes Risiko für Augenerkrankungen mit.

Das Signal für deutsche Anwender: Bei plötzlichen Sehstörungen unter der Therapie sofort die Behandlung unterbrechen und einen Augenarzt konsultieren.

Durchbruch bei der Abnehmpille

Trotz der Warnsignale gibt es positive Nachrichten. Eine gestern im Fachmagazin „The Lancet” veröffentlichte Studie präsentiert vielversprechende Daten zu Orforglipron.

Der entscheidende Unterschied: Im Gegensatz zu den bisherigen Peptid-Spritzen handelt es sich um eine klassische Tablette. Keine Kühlung, keine Injektion – einfach schlucken. Die Ergebnisse überzeugen: Probanden verloren durch tägliche Einnahme innerhalb von knapp 18 Monaten etwa zehn Prozent ihres Körpergewichts.

Die Tablettenform könnte eine Wende markieren. Sie ist nicht nur anwenderfreundlicher, sondern lässt sich deutlich kostengünstiger und in größeren Mengen produzieren als die komplexen biologischen Wirkstoffe der Spritzen.

Auch Novo Nordisk präsentierte Anfang November auf der „ObesityWeek 2025″ neue Daten zu einer oralen Version von Semaglutid (25 mg). Die Wirksamkeit: vergleichbar mit den Injektionen. Der Wettlauf um die „Abnehmpille” ist voll entbrannt.

Mehr als nur Gewichtsverlust

Die Medikamente wirken weit über die reine Gewichtsabnahme hinaus. Forschende des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und der TU München legten am 14. November eine umfassende Analyse vor.

Die Daten zeigen: Wirkstoffe wie Semaglutid und Tirzepatid (Handelsname Mounjaro) senken das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall bei Menschen mit Typ-2-Diabetes um bis zu 18 Prozent.

Noch dramatischer der Effekt bei Patienten mit einer bestimmten Form der Herzschwäche (HFpEF): Hier sank das Risiko für Hospitalisierung oder Tod um über 40 Prozent.

Dr. Nils Krüger, Erstautor der Studie, betont: Diese Ergebnisse basieren auf realen klinischen Daten, nicht nur auf hochselektierten Studienpopulationen. Das stärkt das Argument vieler Mediziner, die Präparate als essenzielle Therapie zur Risikoreduktion zu betrachten – nicht als „Diät-Spritze”.

Wer zahlt die Rechnung?

Die medizinischen Erfolge werfen die Kostenfrage auf. Aktuell müssen Patienten in Deutschland die Kosten für reine Abnehmpräparate selbst tragen – mehrere hundert Euro im Monat.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) prüft derzeit eine Petition, die Kostenübernahme bei medizinischer Notwendigkeit fordert. Die Argumentation: Adipositas sei eine chronische Krankheit mit hohen Folgerisiken, keine Befindlichkeitsstörung.

Doch nicht jeder sieht die medikamentöse Dauertherapie als Königsweg. Experten wie Primarius Karl Horvath vom Klinikum Bad Gleichenberg machen darauf aufmerksam: Die Adipositas-Reha stellt eine nachhaltige Alternative dar.

„Die Spritze wirkt nur, solange man sie nimmt”, warnen Kritiker. Studien zeigen: Nach Absetzen steigt das Gewicht häufig wieder – der Rebound-Effekt. Eine Reha hingegen kombiniert medizinische Überwachung mit Ernährungsberatung, Bewegungstherapie und psychologischer Unterstützung.

Für viele Patienten könnte eine Kombination aus anfänglicher medikamentöser Unterstützung und langfristiger Lebensstiländerung die gesündere und kosteneffizientere Lösung sein.

Wendepunkt erreicht?

Die Ära der reinen Spritzen könnte bald durch bequemere Tabletten ergänzt oder abgelöst werden. Das erleichtert den Zugang zur Therapie erheblich.

Gleichzeitig zwingen die Berichte über seltene, aber schwere Nebenwirkungen wie in Dänemark zu einer differenzierteren Betrachtung: Diese Medikamente sind hochwirksame Eingriffe in den Stoffwechsel, keine harmlosen Lifestyle-Produkte.

Für das kommende Jahr ist zu erwarten, dass der Druck auf Krankenkassen und Gesetzgeber wächst. Klare Regelungen für die Erstattung werden gefordert – insbesondere für Patienten, bei denen der Herzschutz im Vordergrund steht.

Bis dahin bleiben die Abnehmspritze und ihre kommenden Tabletten-Alternativen ein zweischneidiges Schwert: Ein mächtiges Werkzeug gegen die Volkskrankheit Adipositas, das jedoch mit Bedacht, ärztlicher Kontrolle und dem nötigen Kleingeld eingesetzt werden muss.

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