Collabora Office: Desktop-Revolution gegen Microsoft-Dominanz
01.12.2025 - 20:29:12Die Ära fragmentierter Büro-Software könnte vorbei sein. Während Microsoft und Google ihre Cloud-Imperien ausbauen, schlägt ein europäisches Unternehmen einen radikal anderen Weg ein: Collabora Productivity bringt erstmals seine Cloud-Oberfläche vollständig offline auf den Desktop – und könnte damit einen Nerv bei Behörden und Datenschutz-Pionieren treffen.
Gleichzeitig eskaliert die Konkurrenz: Kingsoft positioniert sein WPS 365 als KI-getriebenes “Unternehmensgehirn”, während Apache OpenOffice mit kritischen Sicherheitslücken kämpft. Der Markt spaltet sich in zwei unversöhnliche Lager: digitale Souveränität gegen künstliche Intelligenz.
Ende vergangener Woche vollzog Collabora einen bemerkenswerten Schritt: Das Unternehmen veröffentlichte die erste Desktop-Version seiner Office-Suite, die komplett offline läuft – aber exakt die Benutzeroberfläche der beliebten Online-Variante übernimmt.
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Bisher mussten Anwender zwischen zwei Welten wählen. Wer mit Nextcloud oder ownCloud arbeitete, nutzte Collabora Online im Browser. Wer klassisch am Schreibtisch saß, griff zu LibreOffice. Diese Fragmentierung ist nun Geschichte.
Die am 26. November für Windows, macOS und Linux veröffentlichte Version basiert auf identischem Quellcode wie die Cloud-Variante. Mittels HTML5, Canvas und WebGL rendert die Software Dokumente lokal – ohne Server, ohne Internet, ohne Kompromisse bei der Bedienung.
„Öffnen Sie es und fühlen Sie sich sofort zuhause: ODF oder DOCX, schnelle Anpassungen oder tiefgehende Bearbeitung, eine klare, ergonomische Oberfläche, die Ihre Arbeit unterstützt, ohne sich in den Weg zu stellen”, erklärt das Unternehmen in den Release-Notes.
Schleswig-Holstein als Vorreiter
Besonders für datenschutzbewusste Organisationen dürfte diese Entwicklung goldwert sein. Schleswig-Holstein migriert aktuell 30.000 Arbeitsplätze auf Open-Source-Lösungen – und genau hier liegt der Clou: Die konsistente Oberfläche funktioniert identisch, ob Beamte in gesicherten Räumen offline arbeiten oder online mit Bürgern kollaborieren.
Erste Partner haben bereits reagiert. Das Workflow-Management-System Consolidate kündigte an: „Die neue Version von Collabora Office wird sich noch tiefer in unsere Plattform integrieren. Das ermöglicht unseren Nutzern direkteres und flüssigeres Dokumenten-Editing.”
Könnte dieser Ansatz die lang ersehnte Alternative zu Microsofts Quasi-Monopol werden? Die Antwort dürfte maßgeblich davon abhängen, wie schnell deutsche Behörden und mittelständische Unternehmen die Bedeutung digitaler Souveränität erkennen.
WPS setzt voll auf KI – und wächst um 71 Prozent
Während Collabora auf Unabhängigkeit setzt, verfolgt Kingsoft Office mit WPS 365 die genau entgegengesetzte Strategie. Das chinesische Unternehmen transformiert seine Suite radikal: vom Texteditor zum “globalen KI-Kollaborations-Hub”.
Auf der WPS 365 AI Collaborative Office Conference vergangene Woche stellte CEO Zhang Qingyuan die neue „Qingzhou”-Engine und die Enterprise-Edition „Lingxi” vor. Beide Werkzeuge sollen Informationssilos aufbrechen, indem KI auf sämtliche Dokumente, E-Mails und Meeting-Protokolle zugreift und daraus Erkenntnisse destilliert.
„Im KI-Zeitalter wird kollaborative Büro-Software zum ‚Wissenscontainer’, zum ‚Träger digitaler Mitarbeiter’ und zum ‚Anbieter von Fähigkeiten und Dienstleistungen'”, erklärte Zhang.
Das neue Feature „Team Space” aggregiert automatisch relevante Nachrichten, Tabellen und Besprechungsnotizen für bestimmte Projekte. WPS konkurriert damit direkt mit Microsoft Copilot und Google Gemini – allerdings mit kostenloser Basis-Version für Privatnutzer.
Die Strategie zahlt sich aus: Ende 2024 verzeichnete WPS 365 ein Umsatzwachstum von über 71 Prozent im Jahresvergleich. Offenbar besteht enormer Appetit auf KI-integrierte Produktivitätstools – trotz wachsender Datenschutzbedenken.
OpenOffice: Kritische Sicherheitslücken alarmieren Experten
Während Collabora und WPS innovieren, kämpft Apache OpenOffice ums Überleben. Mitte November veröffentlichte das Security-Team eine erschreckende Bilanz: sieben kritische Schwachstellen (CVE-2025-64401 bis CVE-2025-64407) in Version 4.1.15 und früher.
Besonders heikel sind CVE-2025-64406 und CVE-2025-64407. Sie ermöglichen Speichermanipulation beim CSV-Import und das unberechtigte Laden externer Inhalte, die Umgebungsvariablen auslesen könnten.
„Diese Schwachstellen stellen erhebliche Risiken dar, darunter Speicherkorrumpierung und unbefugtes Laden externer Inhalte, die Nutzerdaten und Systemintegrität gefährden könnten”, warnt Cyber Press in seiner Analyse.
Sicherheitsexperten raten dringend zum sofortigen Update auf Version 4.1.16 – oder besser noch zur Migration auf LibreOffice oder Collabora Office, deren abweichende Codebasis diese spezifischen Lücken nicht aufweist.
Zwei unversöhnliche Welten
Die Entwicklungen der vergangenen Tage offenbaren eine fundamentale Spaltung des Produktivitätsmarktes. Collabora vertritt den „Local First”-Ansatz: Kontrolle, Privatsphäre, Unabhängigkeit von Tech-Giganten. Diese Philosophie trifft den Nerv europäischer Behörden und datenschutzbewusster Unternehmen.
WPS Office hingegen setzt radikal auf „AI First”. Die Zukunft liegt ihrer Ansicht nach nicht im reinen Texteditieren, sondern in KI-Assistenten, die den Kontext innerhalb sämtlicher Unternehmensdaten verstehen. Das verspricht Effizienzgewinne – wirft aber genau die Datenschutzfragen auf, die Souveränitäts-Lösungen vermeiden wollen.
Für Anwender kristallisiert sich die Wahl heraus: Collabora bietet einheitliche, private Erfahrung ohne Datenschnüffelei. WPS liefert funktionsreiche KI-Unterstützung für jene, die Datenkontrolle gegen Komfort tauschen.
Ausblick: Kampf der Systeme
Branchenbeobachter erwarten Anfang 2026 eine Trendwende: Das von Collabora etablierte „Offline-Web-App”-Modell könnte weitere Open-Source-Projekte inspirieren. Linux-Desktop-Anwendungen auf Webtechnologie-Basis – aber ohne Browser-Sandbox – könnten Renaissance erleben.
WPS’ Vorstoß zu „digitalen Mitarbeitern” deutet darauf hin, dass Office-Suiten 2026 Projektmanagement und Datenanalyse vollständig automatisieren wollen. Die Schreibmaschinen-Ära endet endgültig.
Der Kampf zwischen privatsphäre-zentrierter Offline-Arbeit und KI-gestützter Cloud-Kollaboration dürfte sich 2026 intensivieren. Anwender sollten sich auf häufige Updates beider Lager einstellen – und auf eine grundsätzliche Entscheidung: Wem vertraue ich meine Daten an?
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