Wie gehts im Sektor weiter?
SolarWorld: Was tun?
Die Solarbranche hat eine harte Ladung hinter sich. Vorbei die Träumereien des ewigen Wachstums und stolzer Margen. Bereits vor Jahren warnten wir vor dem Platzen der Blase. Es gibt schlicht keinen Grund weshalb Solarfirmen mit überdurchschnittlich Margen wirtschaften sollten. Die Markteintrittsbarrieren sind schlicht gering. Von Hochtechnologie kann keine Rede sein, die nachhaltig hohe Margen abwirft. So haben vor allem die deutschen Solarwerte die jüngste Rallye an den Börsen völlig verpennt. Echte Technologieaktien wie zum Beispiel Aixtron feierten ein riesiges Comeback. Natürlich wird die Nachfrage nach Solaranlagen weiterhin sehr groß sein. Auch in der Zukunft. Der Druck auf die Margen ist aber noch viel größer. Das schmälert den Gewinn, wenn überhaupt Profite geschrieben werden. Die Gewinnaussichten für Investoren sind somit alles andere als sexy. Solarunternehmen werden in der Zukunft sicherlich keine Margen mehr von über 20 Prozent erreichen. Allenfalls zehn Prozent, wenn überhaupt. Bauteile für komplette Solaranlagen werden früher oder später den gleichen Weg wie die Chipbranche gehen. Ein harter Kampf um Preise.
Auch Deutschlands Branchenprimus SolarWorld (DE0005108401) wird sich dieser Entwicklung nicht entziehen können. Glücklicherweise ist das Unternehmen von der Wertschöpfungskette breit diversifiziert. Das Unternehmen deckt den Wertschöpfungsprozess in der Industrie, vom Silizium zum Wafer, von der Solarzelle bis zum Modul als vertikales, voll integriertes Unternehmen voll ab. Die Aufstellung dürfte Schlimmeres in der Zukunft verhindern. Deutliche Bremsspuren sind aber beim Blick in die Halbjahresbilanz nicht zu verkennen. Vorstandschef Frank H. Asbeck, der gelernte Agraringenieur und Anhänger der Grünen, lobte sich zwar für die Absatzsteigerung, aber der Umsatz war im ersten Halbjahr um sechs Prozent rückläufig. Im Q2-Vergleich sogar um 13 Prozent. In den ersten sechs Monaten ist zudem das EBITDA über 21 Prozent eingebrochen. Das EBIT sogar um satte 30 Prozent. Der Konzerngewinn hat sich um 40,7 Prozent auf 51,7 Millionen Euro reduziert. Pro Aktie lag der Gewinn nur noch bei 46 Cent nach 78 Cent im Vorjahreszeitraum. Im Q2-Vergleich sank das EBIT um 42 Prozent und der Überschuss um rund 47 Prozent. Bleibt dem Unternehmen zu wünschen, dass dieser Trend nicht anhält. Asbeck wiederholt gebetsmühlenartig, dass er in 2009 den Umsatz steigern und am Jahresende die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro erreichen will. Das ist sehr ehrgeizig. Zum Gewinn macht das Unternehmen wohl besser keine Angaben. Gegenüber 2008 wird der Profit regelrecht einbrechen.
Auch die Bilanz weist Schwächen aus. Noch im letzten Herbst kritzelten Journalisten schnell die Worte Asbecks in den Notizblock. Er schwärmte von einer Liquidität von rund einer Milliarde Euro. Abzüglich Schulden betrug die Nettoliquidität damals rund 115 Millionen Euro. Inzwischen suchen wir die Milliarde in der Bilanz vergeblich. Die Liquidität hat sich deutlich verschlechtert. Cash und sonstige finanzielle Vermögenswerte betragen per 30. Juni 2009 534 Millionen Euro. Bei Banken steht SolarWorld kurz- und langfristig mit rund 700 Millionen Euro in der Kreide. Von einer Nettoliquidität kann keine Rede mehr sein. Die Nettoverschuldung beträgt zwischenzeitlich knapp 150 Millionen Euro.
An der Börse wird das Unternehmen mit 1,7 Milliarden Euro bewertet. Das ist der doppelte Buchwert. Das KGV von bestenfalls 16 für 2009 ist nicht wirklich günstig. Die Krux: Mag sein, dass SolarWorld in einigen Jahren den Umsatz auf zwei Milliarden Euro verdoppelt. Beträgt die operative Marge dann gut zehn Prozent, könnten netto 100 bis 120 Millionen Euro verdient werden. Das KGV liegt dann zwischen 14 und 16. Das dürfte nur wenige Investoren hinter dem Ofen hervorlocken, da die Preissituation extrem ungewiss ist. SolarWorld ist kein schlechtes Unternehmen. In der Branche vermutlich eines der Besseren. Aber die Bewertung der Aktie ist schlicht zu hoch für wage Gewinnaussichten. Machen Sie einen Bogen um die Aktie. Charttechnisch ist das Papier stark angeschlagen. Über einen Rutsch in den einstelligen Kursbereich würden wir uns nicht wundern. Ebenfalls einen großen Bogen sollten Sie um die anderen „ehemaligen“ Überflieger machen. Conergy steht mit dem Rücken zur Wand, SMA Solar ist haushoch überwertet. Bei den Zulieferern sollten Sie einen Trendwechsel des Ordereingangs abwarten. Diese Gesellschaften gefallen uns mittelfristig ganz gut. Von kleineren Solarbuden sollten Sie komplett Abstand halten. Beispielsweise Systaic. Dort regiert die Finanzen der ehemalige CFO von Conergy. Trotz zigfacher Puscherei der Aktie und blumigen Pressemitteilungen, sowie Träumereien in den TecDAX aufzusteigen, liegt die Aktie wie Brei im Bereich um fünf Euro. Versenken können Sie Ihr Geld auch woanders.
Viele Grüße
www.tradecentre.de
@ ad-hoc-news.de
| 21.08.09 12:33 Uhr