Wie geht es bei dieser Aktie weiter?
Jack White AG
JWP: Ungewisse Zukunft!
Perfekt informiert! Am 17. Januar ist es passiert. Jack White scheidet aus dem Vorstand der Jack White Productions AG (DE0005087506) aus. Die Börse bejubelte den Abgang und feierte das Papier kurzfristig mit einem Kursplus von fast zehn Prozent. Anfang November 2006 berichteten wir bereits über Marktgerüchte, dass White aus dem Vorstand ausscheiden solle. Der Rücktritt aus dem Vorstand war sodann alles andere als eine Überraschung. Für uns und den Kapitalmarkt war es indes eine große Überraschung, dass White am 4. November im Berliner Tagesspiegel, also kurz nach dem Erscheinen unseres Artikels sagte, dass er seinen Vorstandsvortrag, der noch zwei Jahre dauert, um sage und schreibe fünf Jahre verlängern will. Der Abschied aus dem Vorstand war die logische Konsequenz aufgrund einer desolaten Geschäftsentwicklung und einer Neuausrichtung der Gesellschaft ohne White, oder auch bekannt als Horst Nußbaum.
In der entsprechenden ad-hoc Meldung über den Rücktritt fanden wir übrigens auch keine Worte des Dankes oder Wünsche für die Zukunft für den gelernten Außenhandelskaufmann, Ex-Autoverkäufer, Ex-Sänger und Ex-Fußballprofi. In der Regel werden Vorstände mit entsprechenden Floskeln in ad-hoc Meldungen verabschiedet. Zumindest lesen wir dies bei der Verabschiedung von erfolgreichen Managern. Im „Tagesspiegel“ lies sich Aufsichtsratschef Hartmut Fromm sogar mit folgendem Statement zitieren. „Jack ist nicht die Integrationsfigur, die wir jetzt brauchen“. Und: „Jack verhandelt nicht gern mit Konkurrenten und könnte unsere neue Strategie nicht angemessen nach außen vertreten“. Die Worte des Oberaufsehers sind sehr deutlich! Er bezeichnete auch das US-Geschäft der US-Tochter Hot JWP als „Katastrophal“. Laut der Zeitung hat der Streit um Lagerbestände Millionen gekostet, weshalb CFO Frank Nußbaum, Sohn des Firmengründers, deshalb Mitte 2006 das Unternehmen verlassen musste. White als ehemaliger Vorstandsvorsitzende, seit dem IPO in 1999 bis Ende Februar 2006, hat das Debakel in den Staaten ebenfalls zu verantworten, da es in seiner Amtsperiode aufgebaut wurde. Aufgrund des guten Stils wollen wir aber auch erwähnen, dass Jack White neben Dieter Bohlen mit zu den erfolgreichsten Produzenten Deutschlands zählt. Nach eigenen Angaben hält sich White auch für erfolgreicher als Bohlen. Aber das soll an dieser Stelle nicht das Thema sein. Nachteil des unbestrittenen Erfolges von White ist allerdings, dass dieser lange zurückliegt. Als börsennotierte AG hat White nie einen internationalen Hit oder einen Megaseller produziert, obwohl er uns diesen in zahlreichen Gesprächen immer wieder versprochen hat.
Wie geht es mit JWP AG weiter? CEO Thomas M Stein, der umtriebige Schwabe, hat keinen einfachen Job. Verhandlungen über den Mehrheitskauf der SPV GmbH wurden ausgesetzt. Wir schätzen, dass der Deal nie zustande kommt. Angeblich prüft Stein weitere Käufe von Labels. Einfach wird das Vorhaben aber nicht. Grund ist die Kasse der JWP AG. Per Ende September standen in Cash, Wertpapieren und Finanzanlagen noch knapp vier Millionen Euro zur Verfügung. Auf der Passiva stehen dagegen aber kurz- und langfristige Bankschulden sowie Verbindlichkeiten gegenüber nahe stehenden Unternehmen von 3,3 Millionen Euro. Die Nettocash-Position von knapp 0,6 Millionen Euro ist alles andere als üppig. Insgesamt dürfte sich das Bilanzbild per Jahresende sogar noch verschlechtert haben. Nach neun Monaten wurde bereits ein Verlust von mehr als fünf Millionen Euro produziert. Im Gesamtjahr rechnen wir mit einem höheren Verlust als nach neun Monaten, was erneut die Eigenkapitaldecke mildern wird. Beispielsweise war die Veröffentlichung einer Single und eines Albums mit Michelle Hunziker ein regelrechter Flop. Die CDs waren nur kurz und auf den letzten Plätzen der Charts enthalten. Mit Hunzinker dürften mehrere 100.000 Euro versenkt worden sein, was sich in Q4 negativ ausgewirkt haben dürfte.
Eine neue Transaktion bezüglich eines Zukaufs dürfte Stein schwer fallen. Verkäufer von Labels wollen mit hoher Wahrscheinlichkeit keine JWP Aktien, sondern Cash. Eine Kapitalerhöhung oder alternativ einen Wandler halten wir in der Situation des Konzerns auch nur für extrem schwierig zu platzieren. Die Zukunft der Gesellschaft steht unseres Erachtens auf wackeligen Beinen. Nebenbei empfehlen wir Herrn Stein den Namen der Gesellschaft zu ändern, da der Name Jack White Productions AG am Kapitalmarkt mit starkem, negativem Touch geprägt ist.
Perfekt war Anfang November auch unsere Verkaufsempfehlung für die Aktie. Damals notierte das Papier bei über vier Euro. Aktuell kosten die Papierchen noch schlappe 2,40 Euro. Wer unserem Rat folgte, ersparte sich einen Kursverlust von gut 40 Prozent. „Die Jack White AG ist derzeit allenfalls anhand des Eigenkapitals zu bewerten. Per Ende Juni lag der Buchwert bei mehr als 31 Millionen Euro. Abzüglich von immateriellen Vermögenswerten lag das Eigenkapital bei 16 Millionen Euro. Der faire Wert des Papiers liegt nach dieser Rechnung bei maximal 2,28 Euro“, so unser damaliges Fazit. Der Wert von 2,28 Euro wurde zwischenzeitlich sogar unterschritten. Aktuell wird das Papier knapp über dem Niveau gehandelt. Nunmehr ermitteln wir: Nach neun Monaten lag der Buchwert nur noch bei 27,6 Millionen Euro. Abzüglich immateriellen Vermögenswerten von 16,2 Millionen errechnet sich ein Eigenkapital von 11,4 Millionen Euro oder 1,62 Euro je Aktie, dies bedeutet übrigens noch längst nicht, dass die Aktie auf diesem Niveau dann ein Kauf ist. Im Gegenteil! Die Daten dürften sich per Jahresende weiter verschlechtert haben. Aktuell liegt der Börsenwert bei knapp 17 Millionen Euro. Wir raten erneut zum Verkauf der Aktie und erwarten weiter fallende Kurse.
@ ad-hoc-news.de
| 16.03.07 09:15 Uhr