Konjunkturprogramm!
Konjunkturprogramm!. Bechtle hofft auf Konjunkturprogramm
Der IT-Dienstleister aus dem schwäbischen Neckarsulm verwöhnte seine Aktionäre in der Vergangenheit in der Regel mit neuen Rekorden. Selbst in 2008 erzielte das Unternehmen noch ein sehr starkes Zahlenwerk. Von der Wirtschaftskrise bleibt der Konzern jedoch nicht verschont. Bereits im ersten Quartal des Jahres 2009 beeinflusste die Rezession die Bilanz deutlich. Der Umsatz reduzierte sich um fünf Prozent auf 319 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern hat sich auf 6,1 Millionen Euro halbiert. Netto verdiente die Gesellschaft 4,3 Millionen Euro nach 8,7 Millionen Euro. Einziger Lichtblick: Der operative Cashflow verbesserte sich von 4,3 auf über 13 Millionen Euro. Die Kennzahl ist allerdings auch von einem Sondereffekt geprägt, der mit sechs Millionen Euro den operativen Cashflow positiv beeinflusste.
Wie uns Vorstandschef Thomas Olemotz im Hintergrundgespräch mitteilt, spürt das Unternehmen die Rezession massiv. „Der Nachfragerückgang ist erheblich. Wir können bisher keine Trendumkehr erkennen“, sagt der CEO. Nach eigenen Angaben ist das zweite Quartal ebenfalls schwach verlaufen. „Dennoch schreiben wir weiterhin schwarze Zahlen“. Hoffnung auf eine baldige Besserung der Lage kann Olemotz nicht bieten. „Der Markt wird schwierig bleiben und wird vom weiteren Verlauf der Rezession geprägt sein“. Wegen der unsicheren Entwicklung wollte der Firmenchef keine Prognose für das Gesamtjahr nennen. „Das Gesamtjahr hängt vom Verlauf des vierten Quartals ab. Das sind für uns stets die besten Monate. Unser Ziel ist in jedem Fall, das Gesamtjahr mit einem positiven Ergebnis abzuschließen“.
Große Hoffnungen setzt der promovierte Kaufmann auf die öffentlichen Auftraggeber. „Wir sollten vom Konjunkturprogramm der Bundesregierung profitieren“. Bisher liegt der Anteil öffentlicher Auftraggeber am Gesamtumsatz bei circa 15 Prozent. „Dieser Kundenkreis zeigt sich stabil und sollte weiter wachsen“. Sofern öffentliche Auftraggeber das Geld für die Konjunkturprogramme in der zweiten Jahreshälfte ausgeben, sollte dies einen positiven Effekt auf das Geschäft von Bechtle haben. Für eine nachhaltige Erholung ist für das Unternehmen entscheidend, dass sich die wichtigste Kundengruppe des Unternehmens, der Mittelstand, wieder fängt. „Hier drückt der Schuh“. Ebenfalls stärker betroffen ist das e-Commerce Geschäft in den Regionen Spanien, Italien, Frankreich. Kaum zu glauben, aber in UK sieht der CEO erste Stabilisierungssignale. Angesichts der wirtschaftlichen Lage kommt Bechtle auch um einen Stellenabbau nicht herum. Zur Jahresmitte rechnet Olemotz mit etwa 50 Mitarbeitern weniger als noch zum Ende des ersten Quartals. Darüber hinaus setzt das Unternehmen auf Kurzarbeit. Sollte sich die konjunkturelle Lage in der zweiten Jahreshälfte nicht verbessern, sind weitergehende Maßnahmen nicht auszuschließen.
Wegen der Rezession kann Olemotz die bisherige Vorgabe für das Jahr 2010 natürlich nicht halten. „Das Ziel einen Umsatz von zwei Milliarden Euro bei einer EBT-Marge von fünf Prozent hat aber weiterhin Bestand. Nur wird sich dies auf der Zeitachse nach hinten verschieben“. Das Umsatzniveau könnte Bechtle auch durch Zukäufe erreichen. „Wir bekommen verstärkt Angebote auf den Tisch. Das dürfte in der zweiten Jahreshälfte zunehmen. Wir sind jedoch noch zurückhaltend bei Akquisitionen, da sich die Preise der Marktlage noch nicht angepasst haben. Grundsätzlich sind wir aber offen für Übernahmen“, erklärt der CEO. Dank einer sehr soliden Cashposition von rund 80 Millionen Euro könnte sich das Unternehmen Zukäufe locker leisten.
Bechtle ist bilanziell kerngesund. Das Unternehmen ist schuldenfrei und die Eigenkapitalquote liegt bei über 65 Prozent. Der Buchwert beträgt 314 Millionen Euro und ist höher als der aktuelle Börsenwert von 291 Millionen Euro. Die Aktie ist nicht teuer. Allerdings könnten schwächere Zahlen nochmals für Verkäufe sorgen. Wir raten im Bereich zwischen zwölf und 13 Euro Kauflimite zu platzieren.
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| 11.08.09 00:47 Uhr