Freenet: Kaufen?
Freenet: Kaufen?. Freenet bekräftigt Jahresziele
Nach dem Verkauf des DSL-Geschäfts wird die Freenet AG (DE000A0EAMM0) auch ihre Webhosting-Tochter Strato veräußern. Wie uns Vorstandschef Christoph Vilanek im Gespräch mit TradeCentre Investor Story mitteilt, ist der Verkaufsprozess für Strato in Gang gesetzt. „Wir wollen Strato verkaufen“. Der Firmenchef ergänzt, dass die Einheit nicht zum Kerngeschäft Mobilfunk gehört, was eine Abtrennung zur logischen Konsequenz macht. Nach eigenen Angaben ist das Interesse für Strato schon sehr groß. „Das Interesse an Strato ist sehr rege. National wie international. Sowohl von Strategen als auch von Private-Equity Investoren“, sagt Vilanek. Unter den Interessenten dürfte auch Deutschlands Primus im Webhosting United Internet sein, die bereits das DSL-Geschäft von Freenet kauften. Seitens der Kartellbehörden dürfte für United Internet der Weg für eine Übernahme von Strato frei sein. Vilanek könnte sich auch über einen Bietergefecht freuen. Das treibt den Preis. Nach unseren Informationen haben auch amerikanische Internetunternehmen ihr Interesse bekundet.
Bei den Preisvorstellungen lies sich der Freenet-Chef nicht vollständig in die Karten blicken. Strato dürfte in 2009 knapp 100 Millionen Euro umsetzen und operativ deutlich mehr als 30 Millionen Euro verdienen. 2008 wurde ein EBITDA von 35 Millionen Euro eingefahren. Da die Gesellschaft keinen Druck hat Strato zu versilbern, dürfte die Untergrenze für einen Verkauf bei mindestens 300 Millionen Euro liegen. Vergleichbare Unternehmen werden mit zweistelligen EBITDA-Multiples bewertet. Bei einem Bietergefecht um die Cash-Maschine könnten auch 400 Millionen Euro drin sein. „Wir verkaufen Strato nicht aus Not. Nach Möglichkeit wollen wir den Prozess noch in diesem Jahr abschließen“. Freenet kaufte in 2004 das Geschäft von Teles für rund 130 Millionen Euro.
Die 123 Millionen Euro aus dem Verkauf des DSL-Geschäfts und das Geld aus Strato wird Vilanek für die Reduzierung der Verschuldung verwenden. Im besten Fall reduziert sich die Verschuldung zum Jahresende auf circa 700 Millionen Euro. Das wäre ein sehr gesundes Niveau und entspricht lediglich dem gut zweifachen EBITDA.
Auf der Ertragsseite sieht sich der studierte Betriebswirt und gebürtige Österreicher nach Ablauf des zweiten Quartals auf Kurs. „Wir erwarten für 2009 entsprechend unserer Guidance unverändert ein EBITDA von rund 400 Millionen Euro“. Die Abschreibungen beziffert er auf rund 200 Millionen Euro im Gesamtjahr. 120 Millionen Euro entfallen davon auf die 1,63 Milliarden Euro teure Übernahme von Debitel in Folge von PPA-Abschreibungen. Lediglich 80 Millionen Euro der Abschreibungen sind cashwirksam. Der Zinsaufwand beträgt circa 80 Millionen Euro und die Steuerquote beträgt dank milliardenschwerer Verlustvorträge nur zwölf Prozent. Aus fortgeführten Geschäften dürfte Freenet in 2009 über 100 Millionen Euro verdienen. Das Unternehmen betreibt bekanntlich ein Geschäftsmodell mit üppigen Cashflows. Die rund 19 Millionen Telko-Kunden dürften in diesem Jahr einen operativen Cashflow von circa 200 Millionen Euro beisteuern. Für das Jahr 2010 wollte sich Ex-McKinsey Berater nicht äußern.
Wir rechnen etwas konservativ für 2010. Das EBITDA aus dem Mobilfunk wird in 2009 bei circa 360 Millionen Euro liegen. Für 2010 erwarten wir eine Range zwischen 360 und 400 Millionen Euro. Netto könnten weiterhin mehr als 100 Millionen Euro in der Kasse klingeln, da dank Tilgung der Schulden der Finanzaufwand massiv sinkt. Der Free Cashflow sollte besser ausfallen als in 2009. Wobei Analysten teilweise im kommenden Jahr freie Cashflows von mehr als 200 Millionen Euro erwarten, was für unseren Geschmack etwas zu euphorisch ist. Auch die EBITDA-Erwartungen der Analysten für 2010 von mehr als 400 Millionen Euro sind zu ambitioniert.
Nach ein paar wilden Jahren ist Freenet wieder in der Spur. Uns gefallen die Cashflows und die moderate Bewertung. Der Verkauf von Strato macht die Bilanz über Nacht rundum gesund. Die knapp mit einer Milliarde Euro bewertete Firma ist bei Kursen zwischen sieben und 7,50 Euro kaufenswert.
Viele Grüße
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| 19.07.09 18:55 Uhr