Bald Kapitalerhöhung?
Jack White: Verkaufen!
Bei unserem Besuch der Hauptversammlung der Jack White Productions AG (DE0005087506) in München gab es interessante Informationen. So verkündete der nunmehr abgetretene Vorsitzende des Aufsichtsrates, Hartmut Fromm, dass der ehemalige Firmenchef Jack White ein Fixgehalt von 289.000 Euro im Jahr 2006 eingesackt hat. Zudem noch eine variable Zahlung von rund 225.000 Euro. Wie Fromm verkündete, soll die variable Zahlung an White jedoch zurückgefordert werden, da bestimmte Zielvorgaben nicht erfüllt wurden. Weshalb die variable Zahlung überhaupt ausgezahlt wurde, blieb allerdings offen. Das ehemalige Vorstandsmitglied Klaus Munzert wurde mit 204.000 Euro beglückt. Der Ex-CFO Frank Nußbaum verdiente 88.000 Euro fix und 39.000 Euro variabel, die aber ebenfalls zurückgefordert werden. Zudem erhielt Nußbaum noch eine Abfindung von über 250.000 Euro. Vorstandschef Thomas M. Stein kassierte in 2006 mehr als 200.000 Euro. Insgesamt verteilte die Firma für den Vorstand für 2006 knapp 1,3 Millionen Euro. Angesichts grottenschlechter Zahlen im vergangenen Jahr sind die Zahlungen ganz schön dreist.
Zudem wurde die Entlastung der Herren Nußbaum, Munzert und White vertragt, da der Bericht der Prüfungsgesellschaft KPMG über die potenziellen Sauereien bei der Tochtergesellschaft HoT JWP Music in Miami noch nicht vorliegt. Er beinhaltet auch die Zuständigkeit von Organmitgliedern. Sobald das Ergebnis der Prüfungsgesellschaft, die hoffentlich sehr genau prüft und ihren Job ordentlich macht, könnten gegen gewisse Personen auch Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden. Laut Fromm gab es beispielsweise für White eine DNO-Versicherung für die USA und Deutschland. Wir sind sehr gespannt, was die KPMG im Falle der Tochter in den Staaten ans Licht bringt. Die Entlastung der Herren wird somit auf einer der kommenden Gesellschaftertreffen stattfinden. Aber offen gesagt ist es ohnehin völlig egal, ob eine Entlastung erteilt wird oder nicht. Es gibt nämlich bei einer Nichtentlastung keine Folgen für die bösen Buben.
Bekanntlich ist die 313 Music JWP AG, diesen gewöhnungsbedürftigen und unseres Erachtens missratenen Namen müssen Sie sich merken, da die Gesellschaft künftig so heißen wird, nicht sonderlich gut mit Cash ausgestattet. Per Ende März war die Netto-Cashposition sogar negativ. Wir gehen daher davon aus, dass die Firma in Kürze eine Kapitalerhöhung durchführen wird. Wie Marlis Weidtmann, die frisch in den Aufsichtsrat gewählt wurde und die Effecten-Spiegel AG vertritt (Anteil an JWP rund 20 Prozent), auf der Hauptversammlung mitteilte, wurde bereits eine Million Euro auf ein Sperrkonto für eine Kapitalerhöhung hinterlegt. Die Effecten-Spiegel AG wird die Gesellschaft somit weiter unterstützen und Geld nachschießen. Das Geld wird Stein auch benötigen. Im zweiten Quartal floss der Kaufpreis für 51 Prozent an 313 Music ab. Auf Nachfrage auf der Hauptversammlung gab das Unternehmen den Kaufpreis für den Anteil nicht bekannt. Wir haben in der Branche recherchiert und erfahren, dass zwischen 900.000 Euro und eine Million Euro bezahlt wurde. CEO Stein teilte auch mit, dass 313 Music an dem Künstler-Management von Marc Medlock über 313 Music mit 20 Prozent an dessen Einnahmen profitiert. Jüngst wurden sogar die Buchrechte an Medlock für rund 130.000 Euro verkauft, hören wir. Wir sind nunmehr großzügig. Macht Medlock eine Million Euro, kommen bei 313 Music 200.000 Euro an. Die Gesellschaft hat aber auch Kosten, so sollen die drei Mitarbeiter von 313 Music knackige Gehälter bekommen, was den Gewinn wiederum reduziert. Summa summarum dürften bei JWP nicht einmal 100.000 Euro aus den Medlock-Erlösen hängen bleiben. Zudem sagte Stein, dass das Unternehmen im ersten Halbjahr hinter den eigenen Erwartungen geblieben ist. Er aber dennoch zuversichtlich für das Jahr 2007 ist. Er strebt Einnahmen von 6,7 bis 7 Millionen Euro und ein positives Ergebnis an. Wir glauben indes nicht, dass die Münchener in diesem Jahr Gewinne schreiben werden und behalten unsere Verkaufsempfehlung weiter aufrecht.
Kurz vor Redaktionsschluss vermeldete das Unternehmen, dass die Nutzungsrechte am Katalog der Tochter Transcontinent Musikverlag GmbH verkauft wurden. Der Kaufpreis soll bei mindestens 2,8 Millionen Euro liegen. Leider gab CEO Sein zu der Transaktion keine weiteren Details bekannt. Nicht einmal der Käufer wurde genannt. So läuft es am Kapitalmarkt nicht! Wir sind gespannt, welche Auswirkungen der Verkauf auf die Bilanz hat. Wie wir erfahren, wollte Stein für Transcontinent circa drei Millionen Euro haben. Manch ein Branchenexperte hat den fairen Wert der Tochter auf allenfalls eine Million Euro geschätzt. Stein hat sodann auf den ersten Blick keinen schlechten Deal gemacht. Nach unseren Informationen könnte der Käufer des Katalogs Jack White selbst sein. Zumindest hat er sich für die Tochter interessiert, hören wir. Ob er aber tatsächlich der Käufer war, werden wir recherchieren. An unserer negativen Einschätzung zur Aktie halten wir dennoch fest. Auch wenn der Verkauf die schwache Liquiditätssituation entspannt.
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| 23.07.07 12:07 Uhr