Automobilzulieferer!
Automobilzulieferer!. ElringKlinger: Profitabel durch die Krise
Der Automobilzulieferer aus dem schwäbischen Dettingen an der Erms wird von der desaströsen Branchenlage nicht verschont. Allerdings steuern die Schwaben ihr Unternehmen vielfach besser durch die Krise als so manch andere aus dem Zuliefererumfeld. Das Unternehmen hat in 2008 Geld verdient und strebt auch in diesem Jahr ansehnliche Renditen an. „Die Fahrzeugindustrie liegt am Boden. Solch eine Situation war zumindest bisher unvorstellbar. Wir sind nicht direkt an die Fahrzeugindustrie gekoppelt, sondern eher auf den weltweiten Verkauf von Motoren “, sagt uns Vorstandschef Stefan Wolf im Hintergrundgespräch. Der Auftragseingang im Gesamtjahr 2008 liegt dennoch um 20 bis 40 Prozent unter dem Vorjahresniveau. „Damit sind wir im Branchenvergleich noch gut weggekommen. Andere haben Rückgänge von 50 bis 70 Prozent“.
Laut dem CEO kann ElringKlinger (DE0007856023) die Situation zumindest etwas abfedern. Das liegt an der breiten Produktpalette. Bei Themen wie zum Beispiel Verbrauchs- und Emissionsreduzierung sowie Abschirmtechnik sind die Schwaben mit von der Partie. Auch von der Abwrackprämie, die vor allem kleinere und mittlere Fahrzeuge etwas beflügeln, profitiert ElringKlinger. Zudem ist der Vorstand auf Zukunftsthemen wie Brennstoffzellen oder Elektroantriebe gut vorbereitet. Euphorie beim Thema Elektroauto bricht bei Wolf allerdings nicht aus. „Die Hersteller vermitteln nicht das richtige Bild der Lage. Das Thema Elektro-Motor, zumindest in Großserien zu vernünftigen Preisen, liegt weit, weit in Ferne“, sagt Wolf. In den nächsten drei bis fünf Jahren wird diesbezüglich laut dem Firmenchef nicht viel passieren. „Eher in 10 bis 15 Jahren“. Grund: „Woher soll der Strom kommen?“. Wer über Großserien von Elektro-Motoren spricht, kann gleich den Bau von Atomkraftwerken in Auftrag geben, ergänzt Wolf. Für ElringKlinger ist dieses Thema daher vorerst kein Besonderes.
Für 2009 erläutert Wolf uns gegenüber zwei Szenarien. Erstens: Sofern sich die Fahrzeugmärkte in der zweiten Jahreshälfte wieder zu erholen beginnen, erwartet der CEO einen Umsatz von circa 660 Millionen Euro und eine EBIT-Marge von 12 bis 13 Prozent. Das entspricht dem Niveau des Vorjahres unter Berücksichtigung einer bereinigten Marge. Zweites Szenario: Der Rückgang der Fahrzeugproduktion auf den Märkten in Nordamerika und Europa stürzt in diesem Jahr um weitere 20 bis 25 Prozent ab. Zusätzlich schwächen sich die Schwellenländer bei den Fahrzeugverkäufen weiter ab, soll der Umsatz bei 580 bis 600 Millionen Euro liegen und die EBIT-Marge bei acht bis zehn Prozent. „Aus heutiger Sicht stellt dies unser Worst-Case dar“, sagt Wolf. Operativ würde die Firma sodann knapp 50 Millionen Euro verdienen. Abzüglich des Finanzergebnisses von negativen 15 Millionen Euro und einer Steuerquote von 39 Prozent, errechnet sich ein Überschuss von mehr als 25 Millionen Euro und ein Ergebnis je Aktie von circa 45 Cent.
Um das Unternehmen auf die veränderte Marktsituation einzustellen, will Wolf bereits in diesem Jahr zehn Millionen Euro an Kosten sparen. „Das trifft die Personal- und Sachkosten. Befristete Verträge verlängern wir nicht und ab dem 1. Februar führen wir Kurzarbeit ein“, sagt Wolf. Zudem werden die Investitionen auf circa 40 Millionen Euro mehr als halbiert. Das müsste am Jahresende positive Auswirkungen auf den Free Cashflow haben, da ElringKlinger satte operative Cashflows einfährt. Dank der guten Cashflows ist auch die Verschuldung, nach neun Monaten Ende 2008 lagen die kurz- und langfristigen Bankschulden bei knapp einer Viertelmilliarde Euro, nicht tragisch. Die rund 90 Millionen Euro an kurzfristigen Schulden will Wolf langfristig umfinanzieren. „Wir haben kein Problem diese umzufinanzieren. Allerdings machen wir die Finanzierung mit Sparkassen und Volksbanken anstatt mit Großbanken“.
ElringKlinger ist einer der gesündesten Automobilzulieferer. Für das Jahr 2008 kündigt Wolf auch eine Dividende an. Im Jahr zuvor wurden 47 Cent ausgeschüttet. „Die Dividende wird geringer als in 2007 ausfallen. Sie wird aber trotz der Lage eine vernünftige Größenordnung haben“, erläutert der Firmenchef. Wir empfehlen die Aktie ganz oben auf die Watchlist zu setzen. Stärkere Rücksetzer in den Bereich von 6 bis 6,50 Euro empfehlen wir für Käufe zu nutzen. Großaktionär Lechler hat dies übrigens auch jüngst getan. Er hat die Beteiligung an ElringKlinger auf über 55 Prozent aufgestockt, da er Geld übrig hatte und das Kursniveau für ihn reizvoll war.
Viele Grüße
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| 10.02.09 22:51 Uhr