Deutsche Wirtschaft macht dem DAX den Weg frei
Äußerst erfolgreich verlief aus Sicht der Bullen der gestrige Test der unteren Linie des (grünen) Aufwärtstrendkanals im DAX. Die Tageskerze, welche mit einer langen Lunte endete, deutet auf eine Rückkehr der Bullen hin (grüner Pfeil). Bestätigt wurde die bullishe Umkehr mit den heutigen Kursgewinnen an der Aufwärtstrendkanallinie.
Unmittelbar vor der schwarzen Linie (roter Pfeil) steht der DAX allerdings nun wieder. In der Vergangenheit wurde diese mehrfach angesteuert. Wiederholt unter Beweis gestellt hat die damit ihre Relevanz als Unterstützung und, wie im aktuellen Fall, als Widerstand.
Im DAX sind das nun die relevanten Marken
Kann der DAX diese Hürde bald überspringen, gerät wieder die rot gestrichelte Konsolidierungslinie in den Fokus (siehe dazu auch Börse-Intern vom 22. September). Gelingt auch hier der Ausbruch, liegt das Kursziel der Bullen wieder an der Mittellinie bei 10.815 Punkten. Darüber kann es sehr schnell auch noch bis zur Rechteckgrenze bei 11.170 Zählern gehen.
Sorgen machen muss man sich nun erst wieder, wenn der grüne Aufwärtstrendkanal doch noch gebrochen wird und der DAX anschließend auch die beiden Tiefs an der (roten) Abwärtstrendkanallinie unterschreitet. Dann könnte sich der Index an das saisonale Muster von US-Wahljahren halten (siehe gestrige Börse-Intern).
Dem DAX wird durch die deutsche Wirtschaft der Weg frei gemacht
Aber dazu muss es nicht kommen. Denn aus fundamentaler Sicht stehen die Börsenampeln für den DAX auf grün. Deutsche Aktien sind im Vergleich zu Märkten wie den USA oder Japan sowie anderen Anlageklassen wie (Staats-)Anleihen deutlich niedriger bewertet. DAX und Co. haben also ein entsprechend hohes Aufholpotential (ca. 15 bis 20 Prozent). Auch wenn die Weltwirtschaft aktuell und zukünftig nicht mehr so schnell wächst wie in der Vergangenheit, so sind die Perspektiven der deutschen Wirtschaft doch positiv. So deuten die jüngsten Stimmungsindikatoren darauf hin, dass sich der bisherige Wachstumspfad in den kommenden Monaten fortsetzt.
Überraschend stark steigt der ifo-Index
Das ifo-Geschäftsklima für September fiel beispielsweise deutlich besser aus als erwartet. Es stieg auf 109,5 Punkte und damit den höchsten Stand seit Mai 2014. Im Vorfeld befragte Experten hatten lediglich einen Anstieg auf 106,2 Punkte prognostiziert, nachdem sich die Stimmung der deutschen Manager noch im August überraschend deutlich eingetrübt hatte. Der Index war seinerzeit von 108,3 auf 106,2 Zähler gefallen.
Der aktuelle Anstieg ist nicht nur deshalb sehr positiv, weil er so stark ausfiel, sondern vor allem, weil er ein Signal einer konjunkturellen Trendwende verhinderte. Denn nach den zwei vorangegangenen Rückgängen hätte ein dritter in Folge eine mögliche Rezession angedeutet. Doch nun beurteilten die Unternehmenschefs sowohl die aktuelle Lage als auch die Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate deutlich günstiger als zuletzt.
ifo-Index bestätigt ZEW-Konjunkturerwartungen
Der ifo-Index bestätigte damit auch die Konjunkturerwartung aus der Umfrage vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Dessen Barometer für die Konjunkturerwartungen in den nächsten sechs Monaten, das aus einer monatlichen Umfrage unter Analysten und Anlegern ermittelt wird, verharrte im September bei 0,5 Zählern. Dieser Index bleibt damit ebenfalls im positiven Terrain. Die Erholung von dem negativen Ausrutscher nach dem Brexit-Votum hat also auch hier Bestand.
Zukünftig weiteres Wachstum sehen die Einkaufsmanager
Neben ifo- und ZEW-Index zeigen auch die Einkaufsmanagerindizes weiteres Wachstum an. Wie das Analysehaus IHS Markit kürzlich bekanntgab, notiert der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft Deutschlands mit 52,7 Zählern weiterhin oberhalb der Schwelle von 50, ab der Wachstum signalisiert wird. Allerdings erreichte das Umfrageergebnis damit ein 16-Monatstief, was zwar auf weiteres Wachstum, aber auf eine nachlassende Dynamik hindeutet. Grund dafür ist der Teilindex für die Dienstleister, der auf 50,6 Punkte zurückfiel (zuvor 51,7). Aber auch er hielt sich damit über der Wachstumsschwelle. Dafür stieg der Teilindex für das verarbeitende Gewerbe um 0,7 auf 54,3 Punkte und damit weiter in den Expansionsbereich hinein.
Resümee
Insgesamt zeigen die Stimmungs- bzw. Frühindikatoren an, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden Monaten weiter wachsen wird. Auch wenn die Geschwindigkeit der Expansion etwas nachzulassen scheint, sind die positiven Aussichten eine gute Basis für steigende Aktiennotierungen. Insbesondere angesichts der moderaten Bewertung deutscher Aktien sehe ich gerade bei DAX und Co. einiges an Potential. Und so könnte eine eventuelle Herbstschwäche als vorerst letzte Chance für günstige Kaufkurse gesehen werden.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)