Der DAX, der Verfallstag und wie es nun weitergeht
Liebe Leserinnen und Leser,
gestern erholten sich die Märkte von den Rückschlägen der vergangenen Woche zum Verfallstag. Nochmals deutlich ein knickte auch der DAX am Freitag kurz vor dem Verfallstermin. Unseren Zielwert von 10.500 Punkten verfehlte er damit. Wie es zu dieser Diskrepanz kam, fragten nun einige Leser. Daher kurz zum DAX-Verlauf am Verfallstag, bevor ich zu den kurzfristigen Aussichten im DAX komme.
Über die Schultern der Stillhalter geschaut
Abgerechnet wurde der September-Future am Freitag bei 10.299 Punkten. Wir erwarten hingegen einen Wert von 10.500 Punkten aufgrund der Verfallstagsprognose vom 9. September 2016. War unsere Prognose also falsch? Schauen wir einfach den Stillhaltern über die Schulter um dies heraus zu finden.
Zunächst bewegte sich der DAX am Donnerstagnachmittag von seinem Tagestief aus dynamisch in Richtung unserer Zielmarke. Er schloss dann bei 10.431 Punkten – nahe seines Tageshochs und in unmittelbarer Reichweite der 10.500-Punkte-Marke. Im folgenden Chart sehen Sie den weiteren Verlauf:
Am Freitag eröffnete er jedoch mit einer Abwärtskurslücke. Diese schloss er zwar wieder, schwächelte aber danach weiter. Trotz nachfolgender Erholung notierte er kurz vor Mittag immer noch unterhalb des Schlusskurses vom Donnerstag.
Im letzten Augenblick korrekte Prognose und Änderung
Da der Verfallstermin näher rückte, mussten die Stillhalter also reagieren. Das taten sie, indem sie ihre Positionen absicherten – und zwar innerhalb weniger Minuten. Im obigen 5-Minuten-Chart sehen Sie kurz vor 12 Uhr zwei Kerzen, die mit sehr hohem Volumen einhergingen. Das waren die entscheidenden Augenblicke, in denen sich die Stillhalter offenbar absicherten. Danach begann die Abwärtsdynamik. Denn da sich die Stillhalter gegen fallende Kurse absicherten, also den DAX verkauften und somit Shortpositionen eingingen, wurde die Abwärtsbewegung verstärkt.
Diese gewann an Fahrt, als die Tagestiefs vom Freitag bzw. Donnerstag unterschritten wurden (siehe grüne Linien). Erst zum Verfallstermin um 13 Uhr fand der Spuk sein Ende. Dann kam es erneut zu hohen Umsätzen. Diese zeigen unter anderem die Auflösung der Absicherungspositionen an. Und weil die Auflösung von Short-Absicherungen tendenziell zu steigenden Kursen führt, markierte der DAX genau zu diesem Zeitpunkt sein vorläufiges Tagestief (siehe Pfeil).
Unsere Prognose – Zielwert 10.500 Punkte – war also zunächst korrekt. Weil der DAX sich aber schwer tat, diesen Wert zum Ultimo zu erreichen, kam es diesmal im letzten Augenblick anders. Doch auch das gehört nun mal zu diesem „Spiel“.
Fed-Sitzungswoche: Die Aussichten des DAX
Welche Bedeutung hat der schwache Verfallstag für den weiteren Verlauf im DAX? Zunächst einmal setzt sich damit die jüngste Abwärtsbewegung fort.
Die bearishen Signale – Rückfall in das gelbe Rechteck bzw. unter die Marke von 10.460 Punkten und die nachfolgende Bestätigung durch die Umkehrkerze vom vergangenen Dienstag (siehe roter Pfeil) – haben sich also durchgesetzt. Die Bullen halten allerdings noch dagegen: Sie konnten bereits zum zweiten Mal in Folge die Angriffe der Bären an der dicken roten Konsolidierungslinie zurückwerfen.
Daran sollte sich kurzfristig auch nichts ändern, weil die bevorstehende Fed-Sitzung die Anleger höchstwahrscheinlich erst einmal abwarten lässt. Der DAX könnte sich daher weiter entlang der dicken roten Linie in Richtung der untersten grünen Aufwärtslinie bewegen.
Zum bullishen Szenario passen Charts, Timing und Fundamentals
Danach besteht die Chance, dass der DAX seine Aufwärtsbewegung seit den Juni-Tiefs wieder aufnimmt. Diese ist schließlich voll intakt – zu erkennen unter anderem an den immer höheren Tiefs im Kursverlauf.
Auch das Timing passt zu diesem Szenario: Der Schnittpunkt von dicker roter und unterster grüner Linie ist am Donnerstag, also am Tag nach der Fed-Sitzung. Sofern die Fed-Entscheidung von den Märkten positiv aufgenommen wird, könnte der DAX dann nach oben durchstarten. Somit passen auch die fundamentalen Rahmenbedingungen.
Noch ist der DAX im Bann der 10.000er Marke.
Kritischer wird es erst, wenn der DAX die dicke rote Linie bzw. die unterste grüne Linie nach unten bricht. Dann dürfte er nicht nur das „Nominalziel“ nach der Target-Trend-Methode – die Mittellinie bei 10.105 Punkten – anlaufen, sondern womöglich abermals die 10.000er Marke testen.
Der DAX bewegt sich vorerst weiter im Bann der 10.000er Marke. Erst wenn er die Rechteckmittellinie bei 10.815 Punkten und damit das Hoch vom August überwindet, steigen die Chancen, dass der DAX sie dauerhaft hinter sich lässt.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
(Quelle: www.stockstreet.de)