DAX scheitert erneut am Jahreshoch!
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
erstaunlich schnell haben die internationalen Indizes den „Dubai-Schock" überwunden und zeigen die hohe Risikotragfähigkeit der Anleger. Keineswegs kann man den Aktienmärkten vorwerfen, sie würden in vorweihnachtlicher Ruhe und Lustlosigkeit erstarren! Möglicherweise hängt die aktuelle Widerstandsfähigkeit der Märkte gegenüber schlechten Nachrichten aber auch mit dem alljährlichen „Windows-Dressing" zusammen, welches längst begonnen hat. Dabei verstärken institutionelle Anleger ihre Positionen in Aktien, die gut gelaufen sind, um ihren Kunden zu zeigen, dass sie die Erholung nicht verschlafen haben. Ein Beleg für diese aktive Kosmetik ist z.B., dass die Indizes derzeit von relativ wenigen hoch gewichteten Aktien oben gehalten werden. Übrigens hat die Korrektur der vergangenen Woche ein sehr interessantes Umdenken der Marktteilnehmer gegenüber dem vergangenen Herbst gezeigt. Bisher wurde jedes Aufflackern der Finanzkrise mit Dollarflucht und fallenden Edelmetall- und Rohstoffpreisen beantwortet. Dies war jüngst nicht mehr der Fall, Gold und Silber zeigten sich fast unbeirrt und unterbrachen ihre Hausse nur kurz. Der Drang der institutionellen Anleger und der Hedgefonds, bei geringstem Gegenwind das Geld vom Tisch zu nehmen, hat sich also stark vermindert. Dies muss als Beweis für die Stärke der Märkte interpretiert werden und ist der stärkste Trumpf der Bullen.
Nicht handeln, nur um zu handeln!
Ich will Sie hier nicht wochenlang mit vorsichtigen Mahnungen traktieren, bleibe aber vorerst bei meiner leicht pessimistische Auffassung. Denn es ist nicht ein Bärenmarkt oder ein plötzlicher Einbruch der Kurse, der Ihr Portfolio ruiniert. Nein, es ist die fehlende Vorbereitung der Anleger auf schwächere Kurse und das Ignorieren von deutlichen Warnzeichen falls Probleme im Anmarsch sind. Sie brauchen einen Plan für den Fall, dass die negativen Tendenzen die Oberhand gewinnen sollten. Das von mir favorisierte Bullish Percent Konzept ist ein sehr gutes Mittel, um sich aufbauende Probleme und Verschiebungen von Angebot und Nachfrage in den Märkten zu erkennen. Trotz der oben geschilderten Verbesserungen der äußeren Charts hat sich im für mich wesentlichen „inneren" Chart, dem NYSE Bullish Percent, nicht viel geändert. Dieser handelt nach wie vor bei etwa 68 % und in einer O-Spalte, die den anhaltenden Kapitalabfluss darstellt. Die Anzahl der gehandelten Aktien, die von einem Kauf- auf ein Verkaufssignal wechselten, hat sich vom Top um 15 % erhöht. Aber bereits die Tatsache, dass dieser Index in einer O-Spalte steht die den Angebotsüberschuss visualisiert, macht deutlich, dass ehemalige Käufer auf jetzigem Niveau als Verkäufer auftreten. Einige institutionelle Anleger müssen erkannt haben, dass wir uns einer größeren Korrektur in den Märkten nähern und versuchen jetzt, möglichst viele Stücke an kurzfristig orientierte Anleger abzugeben. Dies ist der Grund, warum wir in den meisten großen Indizes seit Wochen seitwärts tendieren und die alten Hochs nicht überbieten können. Ich will die Chance auf eine Jahresendrallye nicht zu klein reden, Sie aber deutlich vor einem der häufigsten Fehler warnen: Handeln, nur um zu handeln und Aktivität vorzutäuschen! Wenn es wie derzeit keinen guten Kaufgrund gibt, sollte man sich zurückhalten und die Hand von Mr. Market ablehnen! Alleine schon die Tatsache, dass nach der starken Kurserholung die fundamentalen Daten und die Charts nicht übereinstimmen, sollte sehr misstrauisch machen. Speziell heute, am Tage der Veröffentlichung der von offizieller Seite geschönten Arbeitslosenstatistiken, ist Vorsicht angebracht!
Nasdaq ohne Leitfunktion und in erhöhtem Risikozustand
Ein negatives Zeichen für die Verfassung der Märkte ist die Schwäche der Wachstumswerte. Diese sollten in starken Aufwärtstrendphasen eigentlich die Lokomotive der Indizes sein, erinnern mich aber derzeit eher an einen Bremsklotz. Sehr gut erkennen Sie hier am Bullish Percent Chart der Nasdaq die Ähnlichkeiten von heute mit der Korrektur nach dem ersten Hausseimpuls vom Frühling 2004. Im Jahre 2003 als Reaktion auf den „Salami-Crash" , befand sich die Nasdaq in einem ähnlich überkauften Zustand wie heute. Auf fast dem gleichen überhitzten Indexstand wie heute, drehte der Markt im Herbst 2003 kurz nach unten und erholte sich sehr kurz, um dann im Winter 2004 eine „echte" Korrektur einzuläuten.
Gut erkennen Sie den heute ähnlichen Verlauf im rechten Teil der Grafik. Im September des Jahres (Ziffer 9) wurde das Verlaufshoch bei 74 % gebildet, bevor sich im Oktober (Buchstabe A) deutlicher Verkaufsdruck aufkam. Dies bedeutet, dass sich damals 74 % der an der Nasdaq gehandelten Werte auf einem objektiven Kaufsignal befanden, was ein selten erreichter Zustand ist. Im Oktober (A) beginnt allmählich der Kapitalabfluss bei den Wachstumswerten, den Sie an der O-Spalte erkennen. Bedenken Sie, dass sich die Anzahl der Verkaufssignale um mindestens 6 % erhöhen muss, um eine O-Spalte zu erzeugen. Diese Skalierung hat sich in langer Praxis bewährt und zeigt ein Umdenken der Marktteilnehmer und die Gefahr einer drohenden Umverteilung. Zeitgleich erkennt man natürlich auch im traditionellen Chart die Gewinnmitnahmen und den Beginn des aktuellen Seitwärtstrends.
Bedenklich ist der Chart aber nicht nur weil er in einer O-Spalte handelt, welche die Dominanz der Bären zeigt. Außerdem befindet sich die Nasdaq im ungünstigsten aller denkbaren Marktzustände, den man „Bear Confirmed" nennt! Diesen erkennen Sie an der aktuellen O-Spalte, die nicht nur die vorhergehende X-Spalte des September, sondern vor allem die vorhergehende O-Spalte des Juli (7) unterschreitet!
Obwohl sich die Kurse nach wie vor nur seitwärts bewegen und keine hohe Abwärtsdynamik zeigen, bleibt das Risiko in den Märkten hoch. Denn der Bullish Percent Chart der Nasdaq zeigt, dass die schwachen Tage von deutlich mehr Volumen gestützt werden als die Aufwärtstage. Der Bullish Percent ist ein Risiko- und kein Timing-Indikator. Trotzdem gibt es genügend Hinweise darauf, sich derzeit zurückzuhalten und eher Short als Long-Einstiege zu planen. Vielleicht bringt ja der heutige US-Arbeitsmarktbericht mehr Klarheit.
Hochspannung im DAX
Sehr viele von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, interessieren sich vor allem für unseren guten alten DAX. Ich bin ganz sicher kein Freund von engen Indizes, da die wenig über einen breiten Markt aussagen, zeige Ihnen aber gerne die aktuelle Situation.
Sehr gut und ohne Schnörkel erkennt man den intakten Aufwärtstrend des DAX. Bemerkenswert finde ich dabei die lange X-Säule, die sich Sommer als Antwort auf die kurze Attacke der Bären im Juli bildete. Nach einer leichten Konsolidierung dieses starken Hausse-Impulses bildete sich auf dem Niveau von etwa 5.450 Punkten die noch heute dominierende Unterstützung. Diese empfehle ich Ihnen gut im Blick zu behalten, da hier eine zukünftige Schlacht zwischen Bullen und Bären langfristige Weichen stellen wird. Ähnlich verhält es sich umgekehrt beim alten Jahreshoch bei 5.850 Punkten. Dessen Signifikanz erkennen Sie gut am häufigen Spaltenwechsel in dieser Region, wo sich Bullen und Bären schon einige muntere Schlachten geliefert haben. Obwohl die Würfel noch nicht gefallen sind, räume ich den Bären einen Vorteil ein und tippe auf einen Test der Gegend von 5.450, bevor wir im Winter neue Hochs sehen werden. Bis die finale Entscheidung am alten Jahreshoch entschieden ist, empfehle ich Ihnen nur als Zuschauer dabei zu sein. Wer weiß heute schon, wie lange und zermürbend der aktuelle Seitwärtstrend noch andauert? Gerne erinnere ich mich an eine meiner ersten Lektionen im professionellen Aktienhandel, als mir einer der ganz alten Hasen dieses Geschäfts einbläute, dass gute Händler ihre Gewinne mit großer Disziplin und in einigen wenigen Zeitabschnitten verdienen. Und ansonsten werde die Rendite „auf dem Hinterteil" gemacht!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein angenehme und entspannte Adventszeit!
Mit herzlichen Grüßen aus dem Rheinland,
Ihr Klaus Buhl
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| 07.12.09 19:15 Uhr