DAX hat noch nicht fertig
Liebe Leserinnen und Leser
Obwohl in den vergangenen Tagen einige schlechte konjunkturelle Daten und mäßige Unternehmensdaten veröffentlicht wurden, zeigen sich die Indizes unbeeindruckt. Der Kapitalzufluss in die Märkte bleibt erhalten und die Vola sinkt!
Da hat man sich gerade an die scheinbar unaufhaltsam steigenden Kurse gewöhnt, droht fast am Steuer einzuschlafen, und prompt kommt die Gegenbewegung. Auch wenn während der vergangenen Tage natürlich viele zur Vorsicht mahnende Kommentare zu lesen waren, bin ich mir nicht so sicher, ob die von vielen ersehnte Korrektur wirklich JETZT beginnt.
Untypisch wäre dies zwar nicht nach dem kurzen Ausflug des DAX über die 6.000-Punkte-Marke und dem Rückzieher an den wichtigen Widerständen zwischen 6.000 und 6.100 Punkten. Aber dieses Szenario, in Einklang mit den enttäuschenden Konjunkturzahlen der letzten Tage, z.B. dem Arbeitsmarkt und den wichtigen Einzelhandelsumsätzen, ist mir zu simpel. Wahrscheinlich schlägt die launische Börse erst dann zu, wenn die wichtigsten internationalen Indizes sich genügend weit oberhalb der neuen zyklischen Hochs befinden, und die Sorglosigkeit im Bullenlager neue Rekordwerte erklommen hat. Immerhin zeigen heute einige Sentimentdaten (aber nicht alle) ein extrem großes und schnell wachsendes Bullenlager, was bald schon ein Austrocknen der Nachfrage zur Folge haben könnte, denn die Optimisten sind natürlich schon längst investiert.
Meine Analysetechnik der Point & Figure Philosophie zeigt mir, dass nach wie vor frisches Kapital in die Märkte fließt und die Bullen noch immer am Ball sind. Die derzeitig bewährte Praxis der institutionellen und privaten Anleger „Buy the Dipps" könnte also noch eine Weile anhalten. Die traditionell starke Liquidität innerhalb der Märkte am Jahresanfang wird dabei kein Nachteil sein.
Formales Kursziel für den DAX liegt bei 6.500 Punkten
Die vergangenen Tage waren ein gutes Beispiel dafür, dass an der Börse Nachrichten keine Kurse machen, sondern umgekehrt die Nachrichten von den Kursen erzeugt werden. Weder enttäuschende Konjunkturdaten noch durchwachsene Geschäftszahlen des US-Alu-Giganten Alcoa konnten bspw. die Nachfrage nach Aktien länger als für ein paar Stunden unterbrechen.
Dies ist natürlich ein positives Anzeichen für die Qualität des Aufwärtstrends trotz der relativ starken Überkauftheit der meisten Indizes. Vielleicht werden ja die sensationellen Zahlen von Intel den Bullen auf die Sprünge helfen. Der stetige Nachfrageüberschuss nach Aktien wird vor allem in der P & F Technik sehr deutlich, da diese systematisch nur das Ergebnis des Kampfs zwischen Bullen und Bären darstellt. Kleinere Kursbewegungen, die man ohnehin in der Praxis und ohne Glasgugel kaum handeln kann, werden dabei erst gar nicht erfasst. Nur vorab definierte Kursbewegungen, hier beim DAX z.B. jeweils 50 Punkte, werden in einem Kästchen abgetragen. Kleinere Kursschwankungen werden herausgefiltert, da sie den primären Trend nur verdecken, bzw. den Anleger verwirren und vom Wesentlichen ablenken. Dabei steht eine X-Säule für die Nachfrage, eine O-Säule für das Angebot. Ich wage zu behaupten, dass Sie in keiner anderen charttechnischen Darstellung die Überwindung der wichtigen Widerstände im DAX so gut erkennen konnten wie in diesem P & F Chart! Während alle Welt noch von der Bedeutung der runden Marke von 6.000 Punkten sprach, war der eigentliche Widerstand bei 5.850 bereits längst geknackt. Zu Mindest aus der jüngeren Vergangenheit her resultierten keine hartnäckigen Bremsklötze auf diesem Niveau, weshalb der Weihnachtsrallye auch nichts im Weg stand. Leider ist hier wegen der Vielzahl an Spaltenwechseln das Jahr 2008 nicht mehr vollständig chartiert, sonst würde man erkennen, dass einige Widerstandsbereiche zwischen 6.150 und 6.250 Punkten lauern. Leider bleibt auch der schönste Chart ein Schnappschuss der Gegenwart, der nur gewisse Wahrscheinlichkeiten über die zukünftige Kursentwicklung vermittelt. Allerdings bietet die P & F Technik verschiedene regelbasierte und emotionslose Kurszielberechnungen, die auf Schwungkraft und Durchschlagskraft von Bewegungen basieren. Das aktuelle Chartbild des DAX favorisiert heute ein mittelfristiges Kursziel von 6.500 Punkten. Höchstwahrscheinlich wird dieses Kursziel natürlich nicht linear und ohne größeren Gegenwind zu erreichen sein, stellt aber eine sehr gute Orientierung für Sie dar! Damit wurde das alte, seit dem letzten September existierende Ziel von 6.300 nach oben geschraubt! Bitte bedenken Sie in diesem Zusammenhang, dass in den vergangenen Monaten bereits einige unglaublich anmutende Kurziele dieser Projektionstechnik sich schneller als von mir erahnt eingestellt haben. Im Januar konnten die Bullen in der aktuellen Spalte ganz recht ein weiteres Kästchen füllen, welches mit einer „1" gekennzeichnet ist, die für den Monat Januar steht. Bitte erinnern Sie sich daran, dass die P F Technik keine Rücksicht auf die Zeit nimmt und diese nur der Orientierung dient. Alleine das Ergebnis der Schlacht um Angebot und Nachfrage verändert das Chartbild und nichts soll davon ablenken.
Trotzdem sind natürlich jederzeit Rückschläge möglich, gut erkennen Sie hier aber die potentiellen Unterstützungen, die nicht „kaputt" gehen sollten. Achten Sie auf ein neues Verkaufssignal, welches sich bildet, wenn die letzte O-Säule im rechten Bereich durch eine neue O-Spalte unterschritten wird. Dies wird bei 5.600 Punkten der Fall sein. Dies ist zugegebenermaßen ein weiter Weg nach unten, zeigt Ihnen aber deutlich die Risken Ihrer Trades und verdeutlicht, warum die allermeisten Anleger keinen Erfolg mit ihren sehr kurzfristigen und vor allem hochgehebelten Engagements haben.
Die sinkende Volatilität unterstützt höhere Kurse
Da ich Ihnen mit dem DAX ein sehr positives äußeres Chartbild gezeigt habe, will ich mit der Vola einen „internen" Marktfaktor gegenüberstellen. Die Volatilität ist bekanntlich ein Faktor für das bestehende Risiko in den Märkten. Steigende Kurse sind praktisch immer mit sinkender Schwankungsintensität verbunden, da die Anleger sich relativ sicher fühlen. Daher werden plötzliche und äußerlich nicht erklärbare Kursverluste gefährlich, wenn die Vola schnell ansteigt. Genau dies war aber in den letzen Tagen nicht zu beobachten, wie man an der Schwankung des weltweit führenden S & P 500-Index sehen kann.
Leider habe ich keine Möglichkeit, Ihnen die längere und kürzere Historie in einer vergleichbar guten Einstellung zeigen zu können. Mittlerweile tendiert die Vola bei einem leicht unterdurchschnittlichen Wert von knapp 18, der praktisch exakt dem Tief aus dem Sommer des Jahres 2007 entspricht. Ihren dramatischen Höhepunkt markierte die Schwankungsintensität übrigens im Herbst bei unglaublichen 85 Prozent! Seit dem weicht sie kontinuierlich aus den Märkten wie die Luft aus einem alten Luftballon und reflektiert die zunehmende Sorglosigkeit der Marktteilnehmer. Sehr gut erkennen Sie diesen intakten Abwärtstrend an der fallenden roten bärischen Widerstandslinie, entgegen der Sie niemals handeln sollten. Die jüngste und bisher mehr als harmlos verlaufende Korrektur an den Aktienmärkten ging mit einem kleinen Sprung der Vola einher, wie die X-Spalte zwischen 17,5 und 19 zeigt. Mittlerweile hat sich die Lage aber wieder beruhigt und der Abwärtstrend der Schwankung scheint sich fortzusetzen. Größeren Gegenwind für die internationalen Aktienmärkte erwarte ich daher erst, wenn sich die Vola mit einer dynamischen X-Spalte über die fallende bärische Widerstandslinie schieben sollte. Dies war übrigens im letzten Herbst im Zusammenhang mit der Dubai-Krise kurz der Fall. Damals verzeichnete der gesamte Markt der NYSE Abflüsse, weshalb ich Sie hier auch gewarnt hatte, dass eine Korrektur vor uns liegen könnte. Im Nachhinein entpuppte sich der Vola-Anstieg als Bärenfalle und die Kursdelle wurde sofort wieder „gekauft"! Heute übrigens verzeichnet der von mir favorisierte Bullish Percent Index nach wie vor Kapitalzuflüsse in den breiten Markt der NYSE, bleibt aber stark überkauft. Man kann sich also, auch in Einklang mit der fallenden Vola, relativ sicher in den Märkten bewegen. Wegen der starken Überkauftheit schadet es aber wie gewöhnlich nicht, mindestens einen Fuß über dem Bremspedal zu halten, d. h. mit dosierten Stopps zu arbeiten und Pläne für den geordneten Ausstieg bereit zu halten.
Bitte erlauben Sie mir noch einige Sätze zu meiner Kolumne der Vorwoche, die den Unsinn von Jahresprognosen zum Inhalt hatte. Zu dieser habe ich viele Anfragen und Anregungen erhalten, für die mich nochmals bedanken will. Diesbezüglich wurde ich auch nach Belegen und der Praxisrelevanz meiner Thesen gefragt. Mir ist natürlich bewusst, dass jede Anlageentscheidung in die Zukunft hinein geplant werden muss und daher eine Prognose enthält. Natürlich auch meine Analysen hier in dieser Kolumne. Trotzdem denke ich, dass man mit der Analyse von bereits bekannten Nachrichten und den „äußeren" Charts nicht viel weiter kommt an der Börse, da es immer Insider gibt, die bestimmte kursrelevante Informationen wie auch immer vor Ihnen erhalten. Daher sind mir die Ausprägungen des „inneren" Marktes viel wichtiger als Prognosen und öffentliche Analysen, da der „innere" Markt das Verhalten der Herde der Anleger systematisch zeigt. Denn Kurse werden nicht von den Vorhersagen der „Experten" und nicht von den Massenmedien bewegt, sondern einzig vom Ergebnis der Schlacht um Angebot und Nachfrage! Oder hätten Sie Anfang des letzten Jahres etwa gedacht, dass im Jahr 2009 die Investmentbanken wieder fette Boni an ihr Führungspersonal zahlen würden?
Ich für meinen Teil bin so ehrlich und sage Ihnen, dass ich darauf höchstens meine Schwiegermutter als Einsatz gewettet hätte! Nähere Informationen zu diesen Themen erhalten Sie auch regelmäßig in meinem Newsletter!
Herzliche Grüße
Ihr Klaus Buhl
@ ad-hoc-news.de
| 15.01.10 18:44 Uhr