Mit viel Trara wurde der Hauptbahnhof Berlin eröffnet.
Hauptbahnhof Berlin
... titelten die Zeitungen stolz. Welche Welt ist hier eigentlich gemeint? Die Ostzone rings um Berlin herum?
Die Zeiten, in denen Bahnhöfe als Tor zur Welt galten, gehören ja wohl ins letzte Jahrtausend, noch vor die Erfindung des Flugzeugs. Und außerdem: Nur Flugangstbetroffene reisen in Zeiten der Billigflieger noch mit der teuren Bahn!
Das eigentliche Tor zur Welt findet man ca. 20km von Berlins neuem Hauptbahnhof entfernt, vor den Toren der Stadt: Der Flughafen Berlin Schönefeld. Doch dieser Airport erinnert eher an eine runter gewirtschaftete Grasnarbe in Kasachstan. Dazu passend übrigens auch der Bahnhof dieses „internationalen“ Flughafens, der zum letzten Mal zu Zeiten des Mauerbaus renoviert wurde. DDR – Flair pur! Erinnert irgendwie an ein Open-Air Museum.
Der Flughafen Berlin Schönefeld findet noch nicht mal in der Dritten Welt ein Pendant. Wer in Schönefeld landet, muss zwangsläufig den Eindruck haben, irgendwo in Sibirien zu sein.
Nun soll dieses selbsternannte Luftkreuz des Ostens irgendwann aufpoliert werden. Vorstädtische Gartenlaubenbesitzer haben allerdings höchstrichterlich bewirkt, dass „Berlin Brandenburg International“ wie es mondän heißt, niemals weltweite Bedeutung erlangt. Nachtflugverbot und andere Restriktionen verhindern dies. Berlins Politiker feierten die Richterentscheidung dennoch wie einen Sieg. Das kann nur daran liegen, dass die Politik nicht in der Lage ist, 1+1 zusammenzuzählen.
Derzeit gibt es in Berlin 6 Landebahnen. (Tegel 2, Tempelhof 2, Schönefeld 2) und in Schönefeld kein Nachtflugverbot. Sollte BBI im nächsten Jahrzehnt irgendwann eröffnen, dann werden Tegel und Tempelhof geschlossen. Nach Adam Ries bleiben also nur noch 2 Landebahnen mit Nachtflugverbot - irgendwo in der Pampa. Eine echte Erfolgsgeschichte zeichnet sich hier also ab.
Unterdessen feiert man überbordend und trunken „Berlins Tor zur Welt“ - die Eröffnung eines Hauptbahnhofes, den keiner braucht. Denn Berlin hat schon ziemlich viele Bahnhöfe. Immerhin hat es vom ersten Spatenstich bis heute „nur“ fast 12 Jahre gebraucht. Also echt 'ne Superleistung! Vielleicht ist man ja auch einfach nur froh, dass der Glaspalast überhaupt mal fertig geworden ist.
Angeblich ein Bahnhof der Superlative. Der größte Kreuzungsbahnhof Europas! Weggelassen wurde dabei stillschweigend, dass es in Europa überhaupt keinen anderen Kreuzungsbahnhof gibt. So gesehen stimmt die Aussage natürlich.
Bleibt zu hoffen, dass die wagemutige Glaskonstruktion Belastaungen stand hält. Gefahr droht, wenn Wind und Wetter tonnenschwere Glasscheiben lösen und auf die Bahnsteige knallen. Diese sind sowieso schon tödliche Fallen: die Bahnsteige fallen zum Gleis hin leicht ab. Was sich der Konstrukteur wohl dabei gedacht hat, bleibt im Dunkeln. Gepäck auf Rollen kann leicht verlustig gehen. Und auf Kinderwagen sollte man ganz besonders aufpassen: darauf weisen große Warnschilder hin. Hoffentlich hat die auch jeder gelesen!
Gute Reise!
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Michael Mross berichtet von der Deutschen Börse für CNBC, dem großen Finanzsender und für n24
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| 28.05.06 19:30 Uhr