Westliche Aktien mit Osteuropafantasie gefragt
+++Russiche Oligarchen auf Einkaufstour in Europa+++Westliche Aktien drängt es nach Osteuropa+++Österreich profitiert vom Wachstum in Osteuropa+++
„Aktien aus Osteuropa sind mir zu risikoreich“. Mit diesem Vorurteil, das oft durch Unkenntnis und Desinformation bei risikoaversen westlichen Vermögensverwaltern und Anlegern zustande kommt, müssen die Unternehmen aus Osteuropa immer noch leben. Auch traut man den osteuropäischen Investoren, die nun mit viel Kapital im Rücken nach Westen drängen, noch keine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu. So haben es russische Oligarchen und Unternehmen schwer, ihr Kapital in Westeuropa zu investieren.
Für den risikoaversen Anleger, dem osteuropäische Aktien zu risikoreich sind, die aber dennoch das Wirtschaftspotential in Osteuropa nutzen wollen, bieten sich als Ersatz auch gute Möglichkeiten, entweder auf westliche Aktien zu setzen, die von einem Einstieg in Osteuropa profitieren oder die westlichen Aktien zu kaufen, die von russischen Oligarchen und Unternehmen umworben werden.
So ist es kein Geheimnis, dass Metro nicht im Inland, sondern vor allem in Russland sehr stark expandiert. Auch EON sucht nun die neuen sich bietenden Chancen im russischen Energiesektor. Österreichische Banken, Versicherungen, IT-, Telekom-, Öl- und Bauunternehmen sowie Immobilienentwickler haben schon lange Osteuropa als Kernregion im Fokus. So expandiert OMV in Rumänien und S&T ist in fast allen osteuropäischen Ländern aktiv. Man gewinnt fast den Eindruck, das deutschen Unternehmen, vor allem deutsche Banken, hier eine Riesenchance verschlafen haben. Die Top-Performance des ATX-Indexes beruht in hohem Maße auf den Erfolgen der österreichischen Unternehmen in Osteuropa. Raiffeisen International, eine Tochter der Raiffeisen Zentralbank, findet dabei Russland nach wie vor den attraktivsten Markt weltweit. In diesem Jahr werden in Russland über 30 Mrd. USD an Auslandsdirektinvestitionen erwartet gegenüber 26 Mrd. USD im Vorjahr. Die Wirtschaft spricht daher eine ganz andere Sprache als das was uns westliche Medien in Russland weis machen wollen. Das wirtschaftliche Potential wird höher eingestuft als die politischen Risiken.
Umgekehrt werden immer mehr westliche Unternehmen von russischen Oligarchen umgarnt. An dem deutschen Modeunternehmen ESCADA, dem Kosmetikunternehmen Dr. Scheller´s Cosmetics, dem österreichische Bauwert Strabag und jetzt dem deutsche Baukonzern Hochtief sind russische Oligarchen schon wesentlich beteiligt. Weitere Beteiligungen werden folgen. Die Kurse haben sich nach dem Einstieg der Russen fast durchweg positiv entwickelt. Der russische Oligarch Viktor Vekselberg will nach der Schweiz (Oerlikon, Sulzer) nun auch in Österreich investieren. Auch russische Unternehmen suchen vermehrt den Einstieg im Ausland. So hat sich die russische Bank VTB, die im Mai ein IPO an der Londoner und Moskauer Börse erfolgreich absolvierte, mit 5% an EADS beteiligt. Auch russische Rohstoffunternehmen wie Norilsk Nickel, Evraz Group, LUKoil und Gazprom suchen Expansionsmöglichkeiten im Westen. LUKoil soll angeblich auch Interesse an der Raffinerie Wilhelmshaven haben. In diesem Sinne wird das Motto „Go East“ zu einer globalen Botschaft. Auf Unternehmensebene findet schon jetzt offensichtlich mehr Ost-West-Integration statt, was in der Politik nicht möglich erscheint. In der Politik werden hingegen nationale Interessen überbetont. Daran wird auch der nächste G-8 Gipfel nichts ändern können.
Hinweis: Am 29. Juni wird der Autor einen Vortrag über die „Handelsmöglichkeiten in Osteuropa“ in Hamburg halten. Anmeldung bei www.trading-house.net.
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| 03.06.07 20:32 Uhr