Tanz auf dem Vulkan, Teil 2
+++Déja-vu: Gleiche Themen - gleiche Börsenreaktionen+++Vulkanausbruch steht noch bevor+++Trader können wieder einsteigen+++Exotenbörsen wenig betroffen+++
Vor zwei Wochen schrieb ich Ihnen noch, dass es ratsam sei, vermehrt in Liquidität zu gehen, denn die Markt- und Charttechnik ließ eine scharfe Korrektur erwarten, wenn der Markt keine neuen Höchstkurse erreicht, sondern im Gegenteil wichtige Unterstützungslinien durchbricht. Die heftige Kurskorrektur in den letzen Tagen dürfte Sie also nicht überrascht haben. Der Dow Jones Index verlor am 26. Juli Intraday über 400 Indexpunkte und der DAX ebenfalls fast 300 Indexpunkte bzw. über 700 Indexpunkte in wenigen Tagen. Am 27. Juli verlor der Dow Jones noch einmal über 200 Indexpunkte und landete im Tief bei 13265 Indexpunkten (-1,54%), nachdem vergangene Woche noch ein neues Allzeithoch mit über 14.000 Indexpunkten gefeiert wurde,
Die Themen, die die Weltbörsen in Unruhe versetzen, sind in etwa die gleichen wie im Mai/Juni letzten Jahres, März dieses Jahres und nun im Juli: Zinsängste in Kombination mit der anhaltenden US-Immobilienkrise versetzten über Nacht alle Anleger in helle Aufregung, weil das Ausmaß der US-Immobilienkrise mit Verlusten von über 100 Mrd. USD nun doch größer sein soll als zuvor befürchtet. Dies könnte im 2. Halbjahr nun auch auf den Konsum in den USA niederschlagen. Die Verschuldungssituation in den USA spitzt sich sektoral zu. Auch einige Hedgefonds und Private Equity Fonds wie KKR, die kreditfinanziert Übernahmen planten, dürften durch hohe Zinsen und Kreditrestriktionen sowie fallende Kurse in Schwierigkeiten kommen. Gerade die „Black box“ Hedgefonds macht den Anlegern - zu Recht – aufgrund der hohen Kredit-Hebel Sorge. Noch dürfen die Anleger aber die Kursverluste von bis zu 10% in wenigen Tagen als „gesunde Korrektur“ abhaken und demnächst wieder lustig zum Einstieg blasen. Denn es hat zwar ein wenig gerüttelt, aber der Vulkan ist schließlich noch nicht ausgebrochen. Bisher handelt es sich um reine Markttechnik, Gewinnmitnahmen um den gesamten Globus in Kombination mit altbekannten Themen, die jetzt wieder hoch gespielt werden. Von einem grundsätzlichen Trend- und Stimmungswechsel kann also (noch) keine Rede sein.
Dennoch kann es nach einer Zwischenerholung in den nächsten Wochen zu weiteren kräftigen Kursverlusten kommen. Denn was die Finanzmärkte bis in den Oktober hinein weiter beschäftigen wird, sind neben der sich verschärfenden Immobilienkrise Zins- und Rezessionsängste in den USA (Stichwort: Stagflation), Währungskrisen (auch für den US-Dollar), mögliche Schieflagen von Hedgefonds, Private Equity-Gesellschaften und Banken durch zu hohe Hebel und Kreditbeschränkungen, eine von Notenbanken (und Banken) herbeigeführte Liquiditätskrise und geopolitische Spannungen und Gefahren. Auch drohen weiterhin Terrorgefahren in USA und Großbritannien, denn ein Herr Bin Laden könnte eine solche instabile Situation für sich ausnutzen und einmal wieder auf sich aufmerksam machen. Auch weiß man nicht so recht, ob Bush nicht doch noch einen Iran-Krieg plant, um von den internen Problemen im Land abzulenken. Bei dem Thema „Klimawandel“ gibt es Gewinner und Verlierer. Schließlich könnten auch einige Börsen (wie China) „überhitzen“ und die Kurse anschließend absaufen. Insofern kann im Grundsatz kurzfristig keine Entwarnung gegeben werden. Es brennt zwar nicht nur in Südosteuropa, sondern auch an den Börsen lichterloh. Demgegenüber steht aber die robuste Gewinndynamik bei den meisten Blue Chips im Westen und das dynamische Wachstum der Emerging Markets, die einen Flächenbrand verhindern können.
In solchen Korrekturphasen, die (noch) nicht besorgniserregend sind, leiden die Aktien am meisten, die liquide und die zuvor am meisten gestiegen sind. Unter Tradinggesichtspunkten bieten sich bei diesen Blue Chips demnächst wieder gute Einstiegschancen für einen Rebound. Exotenbörsen in Osteuropa sind bisher von den Korrekturen an der Wall Street kaum betroffen. Börsen wie in Kiew (+111%), Tiflis (+96%), Zagreb (+54%) oder Ljubljana (+73%) erwiesen sich bisher als äußerst stabil, da (noch) kein Geld abgezogen wird, sondern immer noch Kapitalzuflüsse zu verzeichnen sind. Aber auch hier sollte der Anleger mittelfristig mit schärferen Korrekturen rechnen, da die Bewertungen mit Durchschnitts-KGV von über 20 (in einigen Sektoren wie Bau, Konsum, Versorger, Banken sogar über 30) nicht mehr preiswert sind.
Auch die Moskauer Börse, die mit eine Durchschnitts-KGV von 12 einer der am niedrigsten bewerteten Märkte der Welt ist, gab in en letzten Tagen nach – der RTS-Index sank wieder unter die „magische“ 2000-erMarke“ - , wobei hier Energiewerte eine gute Basis für eine Kurserholung haben, solange der Ölpreis über 70 USD/Barrel ist. Die Quartalsergebnisse von LUKoil mit einem Nettogewinn von 2,6 Mrd. USD für das 2Q07 deuten jedenfalls auf eine deutliche Ergebnisverbesserung gegenüber dem 1. Quartal hin. Auch Stahlaktien weisen weiterhin niedrige Bewertungen und gute Quartalsergebnisse auf. Insofern lohnen sich hier selektiv Käufe mit Abstauberlimits - aber auch hier in der stillen Hoffnung, dass der Vulkan an den Weltbörsen (noch) nicht ausbricht.
Hinweis: der Autor wird am 28. September einen Vortrag über die „Handelsmöglichkeiten in Osteuropa“ halten Anmeldung unter www.trading-house.net
@ ad-hoc-news.de
| 28.07.07 13:27 Uhr