Kommt jetzt der Dollar-Crash?
+++US-Vertrauenskrise nimmt zu+++größte Rettungsaktion der Notenbanken+++Liquiditätskrise droht+++Auf den Yen jetzt achten+++Rubel als „sicherer Hafen“+++
Am 8. August 2007 kam es zur größten Rettungsaktion seitens der europäischen und amerikanischen Notenbanken seit dem Terroranschlag am 11. September 2001. Sowohl die amerikanische Notenbank pumpte über 24 Mrd. USD in den Markt als auch die EZB überraschte mit einem Geldmarkttender im Volumen von 94 Mrd. €, um eine Liquiditätsverknappung oder gar eine Panik am europäischen Finanzmarkt zu vermeiden. Auslöser war das Einstellen der Preisstellung bei drei großen Hedgefonds der BNP Paribas, die offensichtlich auch in die US-Immobilienkrise verwickelt waren. Wie von mir erwartet, zieht die US-Immobilienkrise immer mehr solide Banken in den Sog einer handfesten Finanzkrise. Ich hatte Ihnen schon Mitte Juli sowohl in meinem Newsletter EAST STOCK TRENDS als auch in meiner Kolumne „Tanz auf dem Vulkan“ rechtzeitig geraten, in Liquidität zu gehen, was ich Ihnen auch jetzt noch rate. Der technische Rebound wird sicherlich kommen, womit die Krise aber noch nicht ausgestanden ist.
Was mich besonders beschäftigt und auch Sie beschäftigen sollte, ist die Frage, ob nun auch ein „Salami-Dollar-Crash“ droht und welche Auswirkungen dies hätte. Schon jetzt hat der US-Dollar in den letzten 4 Jahren gegenüber dem Euro um 37% an Wert verloren, während der Dollar gegenüber dem Yen sogar noch relativ stark war. So ist es jetzt für die Amerikaner fast unerschwinglich nach Europa zu reisen, während eine Reise für Europäer in die USA jetzt zu einem „Schnäppchen“ wird. Nach der Kaufkraft ist Europa jetzt im Durchschnitt wesentlich teurer als die USA, was auch der „Bic Mac-Vergleich“ zeigt.
Wir dürfen uns aber jetzt schon die Frage Stelle, ab welchen Dollarkurs die deutschen und vor allem asiatische Exportunternehmen zu hohe Währungsverluste in Kauf nehmen müssen. Sicherlich wird die asiatische Exportwirtschaft vom Dollarkursverfall wesentlich mehr betroffen sein als die europäische, weil der Exportanteil der deutschen Wirtschaft in die USA mit etwa 10% sogar unter der nach Osteuropa liegt; dennoch werden einige Unternehmen wie Porsche oder Lufthansa mit einem hohen US-Dollar Exposure zu optimalen Währungsabsicherungsstrategien herausgefordert.
Die Amerikaner selbst sind sehr an einem fallenden US-Dollar interessiert, um dadurch ihr Haushalts- und Leistungsbilanzdefizit zu mindern - am besten zu halbieren. Dabei handelt es sich immerhin um 400 Mrd. USD Defizit beim Haushalt und 900 Mrd. USD in der Leistungsbilanz, die überwiegend vom Ausland (Asien) finanziert werden. Auch dies ist ein Kuriosum: die Emerging Markets(Notenbanken), insbesondere China, finanzieren schon lange die Defizite der „reichen“ Amerikaner, möglicherweise auch um irgendwann zur richtigen Zeit ein Druckmittel gegenüber der Weltmacht Amerika zu haben. Anderseits können sich die asiatischen Notenbanken keine allzu großen Kursverfalls leisten, da sonst die Währungsverluste zu groß werden. Auch ist zu befürchten, dass sich die angereizte Stimmung zwischen den USA und China in Zukunft verschärfen wird. Denn der amerikanische Kongress und US-Präsident Bush fordern immer wieder vehement eine Aufwertung des Yuan, auch um die amerikanischen Produkte wieder attraktiver zu machen.
Die Währung wird also beidseitig zwischen den USA und China als Waffe eines Handelskrieges benutzt. Nur ist es jetzt so, dass sich die Chinesen nicht mehr ohne weiteres unter Druck setzen lassen, sondern im Gegenteil als eigene Waffe das Ausbleiben von Käufen der US-T-Bonds und T-Bills androhen können. Die Chinesen und die Japaner haben die USA jetzt schon in der Hand, denn ohne die Käufe der japanischen und chinesischen Notenbanken hätte die USA große Probleme, ihre Haushaltslöcher durch die Emission von T-Bonds zu finanzieren.
Wenn jetzt aber die chinesische Notenbank und auch die japanische Notenbank die Zinsen anheben und gleichzeitig die Mittel mehr im asiatischen Raum anlegen, könnte es sein, dass die Zinsen zur Unzeit sogar in den USA steigen müssen. Wenn dann auch noch die Saudis als Käufer sich zurückziehen, kann die USA sehr schnell in eine nachhaltige Finanzkrise kommen, was wiederum den Dollar weiter schwächt. Von daher verwundert es nicht, dass Bush die Saudis zu Käufen von US-Waffen ermuntert, die ohnehin mit Mrd-Investitionen den US-Dollar stützen. Bisher haben die Saudis in den USA schon über 800 Mrd. USD investiert, während die Amerikaner zuletzt mehr im Ausland als in den USA selbst investierten.
Senkt aber Bernanke den Zinssatz, dürfte der US-Dollar ohnehin fallen, da die Terminhändler überwiegend nach dem Zinsspread, also der jeweiligen Zinssatzdifferenz, handeln. Gefährlich wird es auch, wenn die japanische Notenbank die Zinsen anhebt und die amerikanische Notenbank die Zinsen senkt, weil dies zu einer Auflösung der „Carry Trades“ im Volumen von über 300 Mrd. USD und mithin zu einer temporären Liquiditätskrise führen könnte.
Der Yen wäre dann temporär eine bessere Krisenwährung als Gold, zumal einige Notenbaken wie jetzt die italienische Goldbestände im Wert von 38 Mrd. Euro verkaufen wollen. Italien hat aber Schulden in Höhe von 1,6 Billionen Euro, so dass dadurch Italien nicht saniert wird. Achten Sie in den nächsten Tagen besonders auf den Yen: fällt er unter 114 USD/JPY dürften bei Ihnen (und bei allen Anlegern weltweit) die Alarmglocken klingeln. Weitere Kursverluste an den Weltbörsen und weitere Finanzspritzen der Notenbanken wären die zwangläufige Folge. Dies könnte wiederum die Geldmenge enorm ausweiten und die Inflationsgefahren erhöhen.
Ich hatte schon im letzten Jahr für dieses Jahr bei meinem letzten ESI-Ostbörsen-Seminar „Go East!“ einen Dollarkurs von 1,40 EUR/USD für dieses Jahr prognostiziert als er noch bei 1,25 EUR/USD war, und dieser neue historische Euro-Höchstkurs scheint jetzt in Reichweite zu sein. Steigt der Euro aber auf 1,40 EUR/USD, könnte sich der Dollarkursverfall beschleunigen, da er dann auch zu anderen Cross-Währungen charttechnisch unter Druck kommt. Die EZB hat schon eine Zinserhöhung im September angedeutet und dies könnte den Dollarkursverfall ebenfalls beschleunigen.
Machen Sie sich also auf eine (- oder mehrere) Währungskrise(n) in Zukunft gefasst, die auch andere Schwachwährungen wie die türkische Lira oder den lettische Lat (wegen zu hoher Leistungsbilanzdefizite) erfassen könnte. Betroffen von einer möglichen US-Dollarkrise wären übrigens auch einige russische Unternehmen wie Norilsk Nickel, die zu über 90% in USD fakturieren und auch die westlichen Anleger, die in Russland im RTS handeln, da die Handelswährung für Aktien dort immer nach auf USD beruht. Hier empfehle ich weiterhin die Dollar-Positionen zu hedgen oder auf Rubelkonten zu wechseln. Der Rubel und der Yuan dürfte demgegenüber eine „sicherer Hafen“ als Währung bleiben. Wer hätte das vor einigen Jahren noch gedacht?
Fazit: Die Notenbanken werden in den nächsten Monaten mehr im Mittelpunkt stehen als ihnen lieb ist. Ich erwarte zwar keinen Dollar-Crash, aber eine Fortsetzung des mehr schleichenden und unmerklichen „US-Dollar-Salami-Crashs“ ist durchaus möglich. Übrigens: je mehr über einen Währungs- oder Finanz-Crash s schreiben, desto weniger wahrscheinlich ist er. Von besonderer Bedeutung wird es in den nächsten Monaten dennoch sein, wie sich die amerikanische, japanische und chinesische Notenbank in Zukunft verhalten wird. Die EZB wird wohl einerseits für eine ausreichende Liquiditätsversorgung sorgen, anderseits aber auch die Zinsen im September anheben. Einen ähnlichen Spagat müssen wohl demnächst auch die japanische und chinesische Notenbank vollbringen. Damit werden die Kapitalmärkte und Börsen auch in den nächsten Monaten im Bann der jeweiligen Notenbanken stehen. Man kann nur hoffen, dass sie das notwendige Fingerspitzengefühl besitzen, um eine internationale Finanzkrise zu verhindern. Ein plötzlicher Liquiditätsentzug wie im Mai/Juni letzten Jahres seitens der japanischen Notenbank würde jetzt Öl ins Feuer gießen und könnte verheerende Folgen haben. Aber dafür haben die Notenbank-Chef das „rote Telefon“. Man muss es nur im Notfall auch benutzen können..
Hinweis: der Autor wird am 28. September einen Vortrag über die „Handelsmöglichkeiten in Osteuropa“ halten Anmeldung unter www.trading-house.net. Das nächste ESI-Ostbörsen-Seminar „Go East“ findet am 25. Oktober in Frankfurt/M statt. Anmeldung unter ESI GmbH, Jüthornstr. 88, 22043 Hamburg, Tel: 040/6570883; Fax: 040/6570884, E-Mail: info@eaststock.de, web: www.eaststock.de.
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| 12.08.07 13:50 Uhr