Die Fußball-WM scheint uns alle in den Bann zu ziehen.
Sind Sie auch im WM-Fieber - Anlegen wie ein Fußball-Trainer ist jetzt „angesagt“. Die dünnen Umsätze deuten darauf hin, dass die Anleger sich voll auf die WM konzentrieren.
Ob die offensichtliche WM-Euphorie im Nachhinein auch die Wirtschaft beflügelt, bleibt abzuwarten. Die meisten osteuropäischen Länder enttäuschten mehr, so dass in Osteuropa keine WM-Euphorie aufgekommen ist. Polen, Tschechien, Serbien, Kroatien sind alle raus, obwohl die eine und andere Mannschaft als Geheimfavorit gehandelt wurde. Immerhin war der 4:0 Sieg der Ukraine über Saudi-Arabien die Hauptschlagzeile bei den Broker-Analyen in Kiew. Die Kurse an der Börse Kiew wurden aber weniger durch das Erreichen des Achtel-Finales der Ukraine als vielmehr durch die Bildung der Regierung durch die „orangene Koralition“ beflügelt. Während der WM gaben die Kurse an den Ostbörsen in den letzten beiden Wochen stark nach. Zinsängste und Befürchtungen über zukünftige Wachstumschancen führten weltweit zu einem Wertverlust von 2 Billionen US-Dollar. Die meisten Aktien befinden sich jetzt in Osteuropa wieder auf Jahresanfangsniveau (oder sogar etwas darunter). Wie gewonnen - so zerronnen, war wohl das eher enttäuschende Fazit für diejenigen, die nicht im Mai Positionen glatt gestellt haben. Eine Buy and Hold-Strategie, die in den letzten Jahren noch erfolgreiche war muss jetzt wohl überdacht werden, zumal die Markttechnik – weltweit - angeschlagen ist. Falls es zu Wachstumsabschwächungen durch steigende Zinsen kommen sollte, dürften auch die Rohstoffpreise kräftig nachgeben. Einige Experten glauben sogar an ein Platzen der Rohstoff-Blase. Wenn es dazu kommen sollte, dürften besonders russische Aktien darunter leiden. Insofern erscheint jetzt eine defensive, auf Vermögenssicherung bedachte Strategie angebracht.
Wie ein Fußball-Trainer der WM sein Team auf das nächste Spiel einstellt, sollten auch Sie jetzt Ihr Geld anlegen: Nur stürmen (=kaufen) ohne auf die Abwehr zu achten, kann zum Verhängnis führen. Sie brauchen jetzt auch gute Auswechselspieler (=gute Alternativen) mit guter Kondition. Sie sollten Ihre Spieler auch genau kennen, bevor sie sie aufstellen (=erst informieren, dann investieren). Den Gegner kommen lassen und dann geschickt auskontern - und das Team (=Depot)so zusammenstellen, dass es dauerhaft harmoniert. Eine gute Strategie ist besser ein Sammelsurium von Einzelspielern, die nicht harmonieren. Wie an der Börse ist auch immer auf die psychologische Verfassung der eigenen Spieler und der „Gegner“ zu achten. Vielleicht kommt dann auch bei Ihnen WM-Fieber auf, auch wenn Sie nicht an das Göttliche am Fußball glauben. Falls Sie dem WM-Spektakel nichts Positives abgewinnen können, trösten Sie sich: die WM ist bald vorbei und dann regiert wieder die nüchterne Finanzmathematik die Börsenwelt. Osteuropäische Aktien sollten bei Ihrer Depotzusammenstellung auch in Zukunft nicht fehlen, denn sie sind jetzt wieder preiswert geworden. Und wenn dann sogar Deutschland Fußball-Weltmeister wird, ist die Welt doch wieder in Ordnung, oder? Und außerdem: Bruno der Bär, der uns die letzten Wochen mehr beschäftigte als alles andere, ist tot. Es lebe der (Börsen)-Bulle!
Andreas Männicke, Geschäftsführer der ESI East Stock Informationsdienste GmbH und Herausgeber des EAST STOCK TRENDS (www.eaststock.de).
@ ad-hoc-news.de
| 27.06.06 09:13 Uhr