Fondsanleger, Gebühren

Fondsanleger lieben hohe Gebühren!

Beim Einkaufen achten wir alle auf Qualität, Design, die Marke und vor allem natürlich den Preis. Die Faustregel lautet: Je ähnlicher die Produkte, umso wichtiger wird der Preis. Fondsinvestoren sehen dies anders. Sie lieben hohe Gebühren.

Das haben die Wirtschaftswissenschaftler James Choi von der Yale School of Management in New Haven, Brigitte Madrian von der Wharton University of Pennsylvania und ihr Professoren-Kollege David Laibson bei der Analyse des Kaufverhaltens von Fondsinvestoren festgestellt. Hohe Gebühren sind kein Thema beim Fondskauf. Einfaches Experiment Die Sensibilität von Investoren gegenüber Gebühren erforschten die Wissenschaftler mit einem einfachen Experiment: Jeder Testanleger bekam virtuelle 10'000 US-Dollar. Diese mussten sie in vier verschiedene Fonds investieren. Um den Probanden einen Anreiz zu geben, sagte man ihnen, dass per Los einigen Teilnehmern ihre im Experiment erwirtschaftete Rendite ausbezahlt würde. Zu Beginn bekamen sie nur die Prospekte in die Hand. Das Ergebnis erstaunt: Im Durchschnitt kauften die Testpersonen Fonds wesentlich teurer, als es möglich gewesen wäre. Mehr als 100 US-Dollar oder über ein Prozent der Anlagesumme hätte jeder von ihnen im Durchschnitt locker sparen können, wenn sie die billigsten Fonds ausgewählt hätten. Die Aufgabenstellung war extra simpel gewählt: Die Probanden bekamen vier Index-Fonds zur Auswahl, die sich alle auf den gleichen Index bezogen. Was die Wertentwicklung und die Managementqualität angeht, waren sie völlig identisch. Vier Fünftel zahlten viel zu viel Da stellt sich natürlich sofort die Frage, warum 80 Prozent der Probanden nicht den billigsten Fonds wählten. Eine Antwort darauf sind die Informationskosten: Man war schlicht zu bequem, den günstigsten Fonds herauszusuchen. Dann machten die Professoren den Test etwas schwieriger: Sie präsentierten zusätzlich Grafiken mit der Wertentwicklung der Fonds seit ihrer Auflage. Da es sich ja um Index-Fonds handelte, war die Wertentwicklung grundsätzlich gleich. Weil die Papiere aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten aufgelegt wurden, wiesen sie natürlich eine unterschiedliche Gesamtwertentwicklung auf. Nach rationalen Massstäben sollte diese Information für die Kaufentscheidung keine Rolle spielen. Tat sie aber doch. Die Versuchspersonen griffen häufiger zu den Fonds mit der rein optisch besseren Wertentwicklung. Die Wissenschaftler bauten noch einen weiteren Trick ein: Sie suchten die Fonds so aus, dass die Produkte mit der scheinbar besseren Wertentwicklung höhere Gebühren eingebaut hatten. Auch hier griffen die Testpersonen zu den unnötig teureren Produkten. Was beim Resultat besonders nachdenklich stimmt: Die Testpersonen waren nicht Durchschnittsanleger, sondern MBA-Studenten mit guten Finanzkenntnissen. Die Marke entscheidet über den Verkaufserfolg Das Resultat freut die Marketing-Abteilungen und ist eine Bestätigung ihrer Arbeit. Offensichtlich sind nicht die Gebühren das Hauptkriterium beim Fondskauf, sondern der Bekanntheitsgrade der Fondsgesellschaft. Ach ja, da wäre noch die Performance. Auch da würde sich ein sorgfältiger Vergleich durchaus lohnen. Schafft es doch bekanntlich die grosse Mehrzahl der Fondsmanager nicht, ihren selbst gewählten Referenzindex zu schlagen. Unser kostenloser Tipp: Schauen Sie gleich Ihr Portfolio mal ganz genau an. Da ist ganz sicher einiges an Sparpotenzial drin und damit eine bessere Rendite. Thomas J. Caduff ist Chefredakteur der Börsenbriefe QUANT’S® - BLUE CHIPS und QUANT’S® - EMERGING MARKETS, die bei ICN Financial Services AG in Zürich erscheinen.
@ ad-hoc-news.de | 07.07.06 09:02 Uhr