Der Monat Juni hätte nach Lehrbuch ein toller Monat für Hedge-Fonds werden sollen.
Hedge-Fonds enttäuschen weiter!. Die Volatilitäten rund um den Globus waren riesengross. Wurde er aber nicht. Hedge-Fonds haben fast durchs Band Geld verloren.
Eine Ausnahme sind die Fonds, die auf Preisungleichgewichte zwischen Unternehmensanleihen und Aktien setzten. Fast alle anderen Strategien sind schiefgelaufen. Hier die ernüchternde Bilanz: Gemäss den wichtigsten Indizes für die Hedge-Fonds-Industrie, die MSCI Barra von Morgan Stanley Capital International Inc. zusammenstellt, haben Hedge-Fonds im letzten Monat insgesamt im Schnitt 1,27 Prozent verloren. Bereits im Mai war ein Verlust in ähnlicher Grössenordnung zu verbuchen. Nach dünnen Gewinnen anfangs Jahr liegt die bisherige Jahresrendite der 127 für diese Indizes erfassten, weltweit grössten Fonds bei bescheidenen 2,44 Prozent. Diese Zahl ist repräsentativ, da die 100 grössten Fonds der Branche gut zwei Drittel der Anlagegelder insgesamt verwalten.
Die Herde rannte in die gleiche Richtung
Eine Vielzahl der Fonds war auf immer weiter steigende Preise an den Aktien- und Rohstoffmärkten ausgerichtet (long bias). Ihr durchschnittlicher Verlust im Juni betrug 2,61 Prozent. Auch im Mai war die Mehrzahl der Fondsmanager falsch positioniert. Feststellung: An der Börse handelt der Faktor „Mensch“ nicht rational. Für uns ist deshalb klar: Die Zukunft der quantitativen Analyse, also die systematische und emotionslose Erforschung der Finanzmärkte, hat erst begonnen.
Quantitative Computermodelle überzeugen
Auch im letzten Quartal schnitten Computermodelle weit besser ab als Fondsmanager, die sich auf ihren Bauch verlassen. Was offensichtlich die meisten tun. Diejenigen Fonds, deren Handel von komplexen Computermodellen gesteuert wird, haben im vergangenen Monat weit weniger verloren als nahezu alle anderen Strategien. Die Produkte mit einem systematischen Trading-Ansatz büssten „nur“ 0,59 Prozent im Juni ein. Die Durchschnittsrendite von Januar bis heute beläuft sich auf 3,95 Prozent. Diese Performance wird nur von jenen Hedge-Fonds überboten, die sich auf die Arbitrage (Ausnutzen von unterschiedlichen Preisen zum gleichen Zeitpunkt) zwischen Unternehmensanleihen und Aktien (Convertible Arbitrage) konzentrierten. Die Jahresrendite hier: 4,45 Prozent.
Es wird viel zurechtgebastelt
Investitionsentscheidungen, die Computermodelle auslösen, werden oftmals vom Fondsmanager nicht erkannt oder lassen sich fundamental auch nicht gleich erklären. „Wir handeln, und am Markt bastelt man sich dann im nachhinein ein plausible Erklärung für die Kurs- und Preisbewegungen zurecht“, sagt ein erfolgreicher Manager, der seit Jahren auf die quantitative Analyse schwört.
Die hellsten Köpfe finden
Die Hedge-Fonds-Industrie steht unter Performance-Stress, weil sie immer mehr Gelder in die Verwaltung bekommt und es gleichzeitig immer weniger Beute gibt. Über 1'000 Mrd. US-Dollar sind Tag und Nacht auf der Jagd nach Rendite. Und die wird immer kleiner. Der Grund: Viele Ineffizienzen in den Märkten, die Hedge-Fonds vor wenigen Jahren noch lukrativ ausnutzen konnten, haben sie selber beseitigt. Auch hier wachsen die Bäume also nicht in den Himmel. Hedge-Fonds können die hohen Erwartungen bis heute nicht erfüllen. Wie überall gibt es aber auch hier Ausnahmen. Die grosse Kunst ist es nun, die hellsten Köpfe in der Welt der Hedge-Fonds zu finden. Mit dem ICN QuantScreener® haben wir die Suche nach ihnen aufgenommen.
Thomas J. Caduff ist Chefredakteur der Börsenbriefe QUANT’S® - BLUE CHIPS und QUANT’S® - EMERGING MARKETS, die bei ICN Financial Services AG in Zürich erscheinen.
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| 10.07.06 14:29 Uhr