Bei der Air Berlin überschlagen sich die Ereignisse.
Air Berlin weiter auf Übernahmeflug. Mit Übernahmen und Kooperationen „kratzt“ Air Berlin an der Vormachtstellung der Lufthansa. Aber auch eine Kapitalerhöhung, eine Aktienplatzierung und die Rückkehr in die Gewinnzone wurden gemeldet – da fällt es schwer, den Überblick zu behalten.
Die Fluggesellschaft Air Berlin (WKN AB1000) steigt in das Führungs-Quartett der europäischen Fluggesellschaften auf – neben Ryanair, Air France und Lufthansa. Nach dem Kauf der dba, die inzwischen integriert worden ist und ab der kommenden Woche auch unter dem Namen Air Berlin fliegt, setzt Unternehmenslenker Joachim Hunold seine aggressive Akquisitionspolitik fort.
Für einen nicht genannten Preis wurden 49% der Schweizer Belair übernommen. Das ist der Ferienflieger des Reiseveranstalters Hotelplan, der zum Migros-Konzern gehört, dem größten Einzelhandelsunternehmen der Eidgenossen.
Dazu haben die Hauptstädter die finanziell angeschlagene LTU für 140 Mio. Euro gekauft und dabei auch die Schulden des Ferienfliegers von fast 200 Mio. Euro übernommen. Mit der Übernahme soll die Position am wichtigen Standort Düsseldorf gestärkt werden, außerdem steigt Air Berlin in das Langstreckengeschäft ein.
Aber das ist noch nicht alles, was Hunold zum Ausbau der Marktposition vorzuweisen hat: So wurde mit dem bisherigen Vertragspartner, der TUI-Tochter TUIfly, die Zusammenarbeit beendet.
Neuer Partner beim so genannten Code-Sharing – das bedeutet: beide Gesellschaften bieten einen Flug an, die Gäste fliegen jedoch gemeinsam in einer Maschine, um die Kapazitäten optimal auszunutzen – wird Condor. Pikant dabei: An der KarstadtQuelle-Tochter besitzt auch die Lufthansa noch einen Anteil inkl. einem Vorkaufs- und Mitbestimmungsrecht über einen Verkauf.
Die Integration von Condor wäre der nächste logische Schritt der Expansionsstrategie von Air Berlin, denn bei einem Zusammengehen von Condor und LTU, beide sind bisher Konkurrenten, könnten viele Synergien gehoben werden. Ob das in den nächsten 24 Monaten möglich ist, muss sich aber noch zeigen.
Dass die Gesellschaft angesichts dieser Zukäufe auch frisches Geld benötigt, liegt fast auf der Hand: So wurden bereits heute Vormittag 5,97 Mio. neue Aktien zu 16,40 Euro - das entspricht einem Gesamtvolumen von 98 Mio. Euro bzw. 10% des Grundkapitals – sowie eine Wandelanleihe (195 Mio. Euro) bei institutionellen Investoren platziert. Die Wandelanleihe hat eine Laufzeit von 20 Jahren sowie einen Nominalzins von 1,5% und einen Wandlungspreis von 22,47 Euro je Aktie.
Angesichts dieses Pakets an strategischen Maßnahmen waren die endgültigen Zahlen der Gesellschaft nur noch eine Randnotiz – allerdings eine sehr positive: Danach schaffte das Unternehmen in 2006 den Sprung aus den roten Zahlen und erwirtschaftete einen Gewinn von 50,1 Mio. Euro (2005: Minus 115,9 Mio. Euro). Der Umsatz kletterte um fast 30% auf 1,57 Mrd. Euro.
Nach dieser Meldungsflut bleib die Air-Berlin-Aktie weiter interessant.
Autor: derAktieninvestor, 22:00 28.03.07
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| 28.03.07 22:00 Uhr