Während der Krieg im Gaza-Streifen weiter tobt, wächst die Sorge vor einer Ausweitung des Konflikts.
10.01.2024 - 05:56:25Großangriff der Huthi-Rebellen im Roten Meer. Nun schlagen auch die Huthi-Rebellen aus dem Jemen wieder zu. Der Überblick.
Kurz vor den Gesprächen von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock im Libanon haben die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen einen ihrer bisher größten Angriffe auf den Schiffsverkehr im Roten Meer unternommen.
Das zuständige US-Regionalkommando teilte am Dienstagabend (Ortszeit) mit, 18 Drohnen und drei Raketen seien von Einheiten der USA und Großbritanniens abgefangen worden. Verletzte oder Schäden seien nicht gemeldet worden, hieß es. Unterdessen hat Israel die Tötung eines weiteren Kommandeurs der Hisbollah-Miliz im Libanon bestätigt.
Die Geschosse der Huthis seien aus den von den Rebellen kontrollierten jemenitischen Gebieten in das südliche Rote Meer in Richtung internationaler Schifffahrtswege mit Dutzenden Handelsschiffen abgefeuert worden, teilte das US-Regionalkommando weiter mit. Seit Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas greifen die Huthis immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Auch greifen die Rebellen Israel auch immer wieder direkt mit Drohnen und Raketen an.
Großbritanniens Verteidigungsminister Grant Shapps drohte den Huthi-Rebellen angesichts des neuen Angriffs mit Konsequenzen. Das Marineschiff «HMS Diamond» habe gemeinsam mit US-Kriegsschiffen über Nacht den «bisher größten Angriff» abgewehrt, teilte Shapps am Morgen auf der Plattform X (früher Twitter) mit. Es seien mehrere Angriffsdrohnen zerstört worden, die auf die «Diamond» und auf Handelsschiffe zugesteuert seien.
Hisbollah bestreitet Tod von Kommandeur
Es besteht die Sorge vor einer Ausweitung des Konflikts in Gaza auf andere Länder der Region - insbesondere auch auf den Libanon. Im dortigen Grenzgebiet zu Israel haben die Auseinandersetzungen zwischen Israel und der ebenfalls vom Iran unterstützten Hisbollah deutlich zugenommen. Die Hisbollah ist mit der Hamas verbündet.
«Heute haben wir im Norden den Hisbollah-Kommandeur der Flugeinheit im südlichen Libanon, Ali Hussein Berdschi, mit Hilfe eines Flugzeugs eliminiert», sagte der israelische Armee-Sprecher Daniel Hagari am Dienstag. Ein Hisbollah-Sprecher bestätigte seinen Tod, bestritt aber, dass es sich um den Anführer ihrer Drohneneinheit handelte. Erst am Vortag war ein Hisbollah-Kommandeur im Süden getötet worden. Laut Israels Außenminister stand sein Land auch hinter dem Angriff.
Berdschi sei in einem Auto auf dem Weg zur Beerdigung des am Montag bei einem israelischen Angriff getöteten Hisbollah-Kommandeurs Wissam al-Tauil in dem Ort Kherbet Selem im Südlibanon gewesen, als eine Rakete in das Fahrzeug einschlug, sagten Augenzeugen der Deutschen Presse-Agentur. Israels Armee veröffentlichte dazu ein von einem Flugzeug aufgenommenes Video, in dem die Explosion eines Fahrzeugs zu sehen ist.
Berdschi soll bei Dutzenden Drohnenangriffen auf Israel das Kommando gehabt haben, hieß es. Wissam al-Tauil wiederum war nach Angaben der israelischen Zeitung «Haaretz» ebenfalls verantwortlich für mehrere Angriffe auf Israel.
Israels Armee setzt Angriffe in Chan Junis fort
Unterdessen setzt Israels Armee ihre Angriffe in der Stadt Chan Junis und im Gebiet des Flüchtlingsviertels Al-Magasi im Zentrum des Gazastreifens fort. Die israelischen Truppen hätten im Laufe des vergangenen Tages rund 150 Ziele der islamistischen Terrororganisation Hamas angegriffen, teilte das Militär mit. Insbesondere in Chan Junis, der größten Stadt im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens, ist die Armee nach eigenen Angaben gegen Hamas-Terroristen vorgegangen und hat Dutzende getötet.
In Al-Magasi seien zudem 15 unterirdische Tunnelschächte freigelegt worden. Bei weiteren Einsätzen in dem Gebiet im Zentrum des Gazastreifens entdeckten die Truppen außerdem Raketenwerfer, Drohnen und Sprengsätze, wie das Militär weiter mitteilte. In dem Flüchtlingsviertel leben nach Angaben des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge UNRWA mehr als 33.000 Menschen auf einer Fläche von 0,6 Quadratkilometern. Die Straßen seien eng und die Bevölkerungsdichte hoch.
Wieder Beschuss an der israelisch-libanesischen Grenze
An der Grenze zwischen dem Libanon und Israel hat es erneut gegenseitigen Beschuss gegeben. Das israelische Militär teilte mit, am Morgen ein Militärgelände in Nakura im Grenzgebiet angegriffen zu haben, nachdem sie von dort aus beschossen worden sei. Weiter hieß es, die Armee habe «terroristische Infrastruktur» und ein Militärgelände nahe Labbouneh im Südlibanon angegriffen. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, dass auch Orte im westlichen Teil des libanesischen Grenzgebiets unter Beschuss genommen wurden.
Was heute wichtig wird
Während Außenministerin Baerbock Gespräche im Libanon führt, besucht ihr Parteikollege Robert Habeck Saudi-Arabien. Der Vizekanzler und Wirtschaftsminister will in der Hauptstadt Riad Gespräche zur Sicherheitslage in der Region und zu Energiefragen führen. Saudi-Arabien spielt eine wichtige Rolle mit Blick auf den Gaza-Krieg.
Israel und die Regierung in Riad hatten sich zuletzt angenähert, ein Prozess, der auch nach dem Terrorangriff der Hamas und anderer extremistischer Palästinensergruppen in Israel am 7. Oktober nicht ganz zum Erliegen kam. Saudi-Arabien hilft zudem, Raketenbeschuss der Huthis auf Israel abzufangen.
Unterdessen setzt auch US-Außenminister Blinken seine Nahost-Reise fort. Bisherige Stationen waren Israel, die Türkei, Griechenland, Jordanien, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien. Bis Donnerstag will Blinken nun noch das Westjordanland und Ägypten besuchen.