Vor 80 Jahren versuchten polnische Bewaffnete, die deutschen Besatzer zu vertreiben.
31.07.2024 - 15:18:42Steinmeier spricht mit Kämpfern des Warschauer Aufstands. Nicht viele überlebten die Kämpfe. Der Bundespräsident trifft einige dieser hochbetagten Männer und Frauen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zu Beginn eines Besuchs in Polen mit überlebenden Widerstandskämpfern des Warschauer Aufstands vor 80 Jahren gesprochen. In dem Nachbarland wird dieser Tage mit vielen Veranstaltungen der verzweifelten Erhebung gegen die deutsche Besatzung 1944 gedacht; Steinmeier nimmt zum Zeichen der Erinnerung an deutsche Verbrechen im Zweiten Weltkrieg daran teil. "Wir Deutschen sind uns unserer historischen Verantwortung bewusst, und wir Deutschen dürfen nicht vergessen", sagte Steinmeier den hochbetagten Männern und Frauen. Einige hatten als zwölfjährige Kinder an der Seite der Aufständischen gekämpft.Steinmeier soll auch bei der zentralen Feier am Denkmal des Aufstands am Mittwochabend eine Rede halten. Nach Roman Herzog 1994 ist Steinmeier der zweite Bundespräsident, der eingeladen wurde, bei diesem für Polen wichtigen Gedenktag zu sprechen.
Vor 80 Jahren am 1. August 1944 versuchte die polnische Untergrundarmee einen Aufstand gegen die deutsche Besatzung. Die Armia Krajowa (Heimatarmee) wollte die Deutschen vertreiben, damit Polen seine Hauptstadt vor dem Näherrücken der Sowjetarmee wieder selbst kontrolliert. Doch Wehrmacht und SS schlugen den Aufstand in 63 Tagen brutal nieder und verübten Massaker an der Zivilbevölkerung, die zu den schlimmsten deutschen Kriegsverbrechen zählen. Etwa 200.000 Menschen wurden getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. Warschau wurde aus Rache weitgehend zerstört.
Frage der Entschädigung bleibt für Polen aktuell
In den Jahrzehnten seitdem haben die Polen Warschau und ihr ganzes Land wieder aufgebaut. Doch die Zerstörungen und der enorme Verlust an Menschen im Zweiten Weltkrieg sind der Grund, warum Polen auch als heutiger EU- und Nato-Nachbar die Frage nach Entschädigung stellt. Das Thema wurde auch bei den deutsch-polnischen Regierungskonsultationen Anfang Juli in Warschau angesprochen. Dabei sieht die Bundesregierung die Frage von Reparationen als rechtlich abgeschlossen, sucht aber nach Wegen einer engeren Kooperation mit Polen. Für Steinmeier als Bundespräsident spiele das Verhältnis zu Polen und die Erinnerung an die schwierige Geschichte eine große Rolle, hieß es aus dem Bundespräsidialamt zu der Reise.
Der Bundespräsident wird bei dem Besuch in Warschau von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) begleitet. Am Donnerstag soll Steinmeier in Warschau mit dem polnischen Staatschef Andrzej Duda zusammentreffen.