Nach den mysteriösen Schäden an Leitungen in der Ostsee sollen Nato-Kriegsschiffe die Region stärker überwachen.
12.01.2025 - 16:00:20Schweden beteiligt sich mit drei Schiffen an Nato-Einsatz. Unterdessen gibt es neue Spuren, die auf Sabotage hinweisen könnten.
Das neue Nato-Mitglied Schweden wird mit drei Kriegsschiffen und einem Überwachungsflugzeug an einem Einsatz des Militärbündnisses in der Ostsee teilnehmen. Ziel der Mission ist der Schutz von Unterwasserkabeln, wie der schwedische Regierungschef Ulf Kristersson bei einer Verteidigungskonferenz mitteilte.
Hintergrund sind mutmaßlich auf Sabotage zurückzuführende Kabelbrüche in der Ostsee, hinter denen ein Schiff der sogenannten russischen Schattenflotte und ein chinesisches Schiff vermutet werden.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sollen insgesamt etwa zehn Schiffe an dem Nato-Einsatz zum Schutz der Kabel teilnehmen. Aus der Bündniszentrale in Brüssel lagen zunächst keine offiziellen Angaben vor.
Merkwürdige Vorkommnisse in der Ostsee
Kristersson hielt sich mit konkreten Schuldzuweisungen zurück, wie die schwedische Nachrichtenagentur TT berichtete. Man sei jedoch nicht naiv, sagte der liberalkonservative Politiker.
Die Tatsache, dass in der Ostsee immer wieder merkwürdige Dinge passierten, führe zu der Annahme, dass feindliche Absichten nicht ausgeschlossen werden könnten, sagte Kristersson. Schweden und seine Nachbarn duldeten dies nicht länger.
Ein zwischen Finnland und Estland verlaufendes unterseeische Stromkabel sowie mehrere Kommunikationskabel waren an Weihnachten im Finnischen Meerbusen beschädigt worden.
«Eagle S» gehört wohl zur Schattenflotte
Die finnische Polizei hegt den Verdacht, dass der unter der Flagge der Cookinseln fahrende Öltanker «Eagle S» die Schäden mit seinem Anker vorsätzlich verursacht hat. Sie ermittelt daher wegen möglicher Sabotage. Das Schiff befand sich auch in der Nähe eines weiteren Stromkabels.
Nach Einschätzung der EU gehört die «Eagle S» zur russischen Schattenflotte. Gemeint sind damit Tanker und andere Frachtschiffe, die Russland benutzt, um Sanktionen infolge seines Einmarsches in die Ukraine etwa beim Öltransport zu umgehen.
Auch die «Yi Peng 3» ist verdächtig
Mitte November 2024 waren schon einmal Kommunikationskabel in der Ostsee beschädigt worden: eines zwischen Finnland und Deutschland und das andere zwischen Schweden und Litauen.
Dabei steht das chinesische Frachtschiff «Yi Peng 3» im Verdacht. Das Schiff liegt seit Wochen im Kattegat zwischen Dänemark und Schweden vor Anker, während Patrouillenschiffe aus Deutschland und anderen Nato-Ländern ununterbrochen bei ihm sind.
Anker-Schleifspuren am Meeresboden entdeckt
Schwedens Minister für Zivilverteidigung, Carl-Oskar Bohlin, zufolge könnte die «Yi Peng 3» auch für eine neu entdeckte Anker-Schleifspur in der Nähe eines weiteren unterseeischen Stromkabels zwischen Schweden und Litauen verantwortlich sein.
Absicht, das Kabel zu zerstören, wolle er damit nicht unterstellen, sagte Bohlin dem schwedischen Rundfunksender SVT. Doch wenn man einen Anker 150 Kilometer hinter sich herschleife, sollte man das wenigstens merken, so der Politiker.
Mit dem jüngsten Schleifspuren-Fund stehe nun im Raum, dass die drei wichtigsten Stromkabel zwischen den nordischen Ländern und dem Baltikum gefährdet waren, hieß es in dem SVT-Bericht. Dies könne in einem Zusammenhang zu der Tatsache stehen, dass alle drei baltischen Staaten nahe daran seien, ihre Abhängigkeit von Elektrizität aus Russland und Belarus zu beenden, so Bohlin.