Mit Blick auf die USA ist in Großbritannien oft die Rede von «the special relationship».
10.07.2023 - 12:15:58Biden vor Nato-Gipfel in London eingetroffen. Die Amerikaner versichern stets, das beruhe auf Gegenseitigkeit. Doch ganz so rund läuft es nicht immer.
US-Präsident Joe Biden ist zu einem Treffen mit dem britischen Premierminister Rishi Sunak in der Londoner Downing Street eingetroffen. Der 80-Jährige kam mit seinem Konvoi am britischen Regierungssitz an.
Biden stieg aus dem Wagen, lief auf Sunak zu, und die beiden Politiker begrüßten sich herzlich mit einem Handschlag. Biden legt auf seinem Weg zum Nato-Gipfel im litauischen Vilnius einen Zwischenstopp in London ein. Erst rund einen Monat ist es her, dass sich US-Präsident Joe Biden und der britische Premierminister Rishi Sunak in Washington getroffen haben. Die enge Taktung legt den Schluss nahe, dass die Beziehungen so eng sind wie eh und je. Doch daran gibt es Zweifel.
Ein Stopp in Berlin läge theoretisch auch auf der Strecke, doch Biden hat sich für London entschieden.
Beratungen mit Sunak in der Downing Street
Zunächst will Biden mit dem britischen Premierminister Rishi Sunak zusammenkommen. Bei dem Treffen im Regierungssitz 10 Downing Street wolle der US-Präsident über eine Reihe bilateraler und globaler Themen sprechen, teilte Bidens nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan vor der Reise mit. Auch die Themen des bevorstehenden Nato-Gipfels dürften dabei eine Rolle spielen. Besonders militärisch ist die Zusammenarbeit zwischen Washington und London noch immer eng.
Für Verstimmungen sorgte jedoch kürzlich die Entscheidung der USA, umstrittene Streumunition an die Ukraine zu schicken. Sunak sprach sich am Samstag öffentlich gegen den Schritt aus - ohne jedoch den Verbündeten direkt zu kritisieren. Ärger bereitet haben soll in London auch, dass aus den USA keine Unterstützung für eine Kandidatur des britischen Verteidigungsministers Ben Wallace als Nachfolger für Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg kam.
Special Relationship - oder doch nur eine unter vielen?
Biden und Sunak haben sich im vergangenen halben Jahr gleich mehrfach gesehen. Erst kürzlich war Sunak zu Gast in Washington. Im März besuchte Biden zum 25. Jahrestag des Karfreitagsabkommen das zum Vereinigten Königreich gehörende Nordirland und die Republik Irland. Zum Missfallen vieler Briten verbrachte Biden aber die meiste Zeit in Irland, wo er seine Herkunft von der Grünen Insel zelebrierte.
Für Sunak war nur ein kurzes Kaffeetrinken drin. Das schien sich nicht vereinbaren zu lassen mit der angeblich ganz besonderen Beziehung, die man mit den USA zu haben glaubte. Konservative britische Medien stellten gar die provokante Frage, ob Biden «anti-britisch» sei. Für den innenpolitisch unter Druck stehenden Sunak dürfte das Treffen mit dem mächtigsten Mann der Welt aber vor allem eine willkommene Gelegenheit sein, seine eigene Bedeutung als Staatsmann zu unterstreichen.
Treffen mit König Charles und Gespräche über Klimaschutz
Bei seinem Zwischenstopp in Großbritannien traf US-Präsident Joe Biden auch König Charles III. Der 80-Jährige wurde mit militärischen Ehren auf Schloss Windsor nahe London empfangen. Biden und der britische Royal begrüßten sich vor historischer Kulisse mit einem Handschlag.
Die beiden stiegen auf ein kleines Podest und hörten von dort unter anderem, wie die US-Hymne gespielt wurde. Nach dem minutenlangen Spektakel zogen sie sich zurück. Die beiden wollten unter anderem über den Klimaschutz sprechen.
Kein Stopp in Deutschland
Vor Bekanntwerden von Bidens Reiseplänen war gerätselt worden, ob Biden einen Stopp in Deutschland einlegen würde. Seit seinem Amtsantritt im Januar 2021 war Biden nur einmal zu einem offiziellen Besuch in der Bundesrepublik - als Teilnehmer des G7-Gipfels im bayerischen Elmau. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) flog Anfang März zwar zu einem Arbeitsbesuch nach Washington, Biden war als Präsident aber noch nicht in Berlin. Nach dem Nato-Gipfel kehrt Biden nicht sofort nach Washington zurück, sondern fliegt weiter nach Helsinki, wo ein Treffen mit den Staats- und Regierungschefs von Finnland, Schweden, Dänemark, Island und Norwegen ansteht.