Israels, Verteidigungsminister

Die intensive Phase der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen komme zu einem Ende, sagt Verteidigungsminister Galant.

16.01.2024 - 08:41:10

Israels Verteidigungsminister: Kämpfe in Nord-Gaza beendet. Derweil wächst die Sorge, der Krieg könne sich auf die ganze Region ausdehnen. Die News.

  • Seit mehr als 100 Tagen kämpft das israelische Militär in Gaza gegen die islamistische Hamas. Könnte sich der Krieg auf die ganze Region ausdehnen? - Foto: Omar Ishaq/dpa

    Omar Ishaq/dpa

  • Israelische Soldaten sind während einer Bodenoperation im Gazastreifen im Einsatz. - Foto: Ohad Zwigenberg/AP

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Seit mehr als 100 Tagen kämpft das israelische Militär in Gaza gegen die islamistische Hamas. Könnte sich der Krieg auf die ganze Region ausdehnen? - Foto: Omar Ishaq/dpaIsraelische Soldaten sind während einer Bodenoperation im Gazastreifen im Einsatz. - Foto: Ohad Zwigenberg/AP

Die intensiven Kampfhandlungen der israelischen Streitkräfte gegen die islamistische Hamas im Norden des Gazastreifens sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums beendet. Auch im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens im Bereich der Stadt Chan Junis werde die intensive Phase der Bodenoffensive bald vorüber sein, zitierte die Zeitung «The Times of Israel» den israelischen Verteidigungsminister Joav Galant.

«Am Ende des Krieges wird es keine militärische Bedrohung aus dem Gazastreifen mehr geben. Die Hamas wird nicht in der Lage sein, den Gazastreifen zu kontrollieren und als militärische Kraft aufzutreten. Die israelischen Streitkräfte werden volle Handlungsfreiheit haben, um alles zu tun, was zur Verteidigung der Bürger Israels erforderlich ist», sagte Galant. «Es mag lange dauern, aber so wird es enden - mit dem totalen Sieg.»

Auch wenn die Phase der intensiven Kämpfe bald enden werde, müssten die Streitkräfte den militärischen Druck aufrecht erhalten, um die Freilassung der restlichen israelischen Geiseln im Gazastreifen zu erreichen. «Wenn das Feuer eingestellt wird, ist das Schicksal der Geiseln für viele Jahre in der Gefangenschaft der Hamas besiegelt», sagte Galant. «Ohne militärischen Druck wird niemand mit uns reden. Nur aus einer Position der Stärke können die Geiseln befreit werden.»

Angesichts der zahlreichen zivilen Opfer im Gazastreifen war zuletzt der internationale Druck auf Israel gestiegen, zumindest die Intensität der Angriffe zu reduzieren. Seit Wochen dringt Washington darauf, von der intensiven Phase mit heftigen Bombardierungen zu gezielteren Schlägen gegen die islamistische Hamas überzugehen. Das Nachrichtenportal «Axios» berichtete, US-Präsident Joe Biden sei «zunehmend frustriert» über den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und seine Ablehnung der meisten der jüngsten Anfragen der US-Regierung zum Gaza-Krieg.

Israels Armee: Wieder Dutzende Terroristen getötet

Israels Armee tötete unterdessen eigenen Angaben zufolge wieder Terroristen im Gazastreifen. In Beit Lahia im Norden des Küstengebiets seien Dutzende Mitglieder palästinensischer Terrororganisationen bei einem Einsatz der Armee ums Leben gekommen, teilte das Militär mit. Soldaten hätten dabei zudem rund 100 Raketenwerfer und 60 einsatzbereite Raketen entdeckt. Die Hamas und andere extremistische Gruppen feuern noch immer hin und wieder Raketen in Richtung Israel ab. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Die Hamas und andere extremistische Gruppen feuern noch immer hin und wieder Raketen in Richtung Israel ab. Auch heute flogen etliche Geschosse aus dem Gazastreifen. Israels Armee meldete Raketenalarm im Süden des Landes. Israelischen Medien meldeten einen Einschlag in einem israelischen Ort in der Nähe des Gazastreifens. Es sei der heftigste Raketenangriff seit mehreren Wochen gewesen, berichtete die «Times of Israel». Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht.

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben zudem einen strategisch wichtigen Tunnel der Terrormiliz Hamas gefunden und zerstört. Die mehrere hundert Meter lange Anlage habe den Norden und den Süden des Gazastreifens miteinander verbunden, teilte die Armee mit. In einer Tiefe von neun Metern sei sie unter dem Wadi Gaza verlaufen, dem Flussbett, das Nord- und Süd-Gaza voneinander trennt.

Weiter Sorge über Ausweitung des Krieges

Nach Raketenangriffen der iranischen Revolutionswächter auf Ziele im Irak und in Syrien wächst international die Sorge über eine Ausweitung des Gaza-Kriegs auf die gesamte Region. Angesichts wiederholter Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der vom Iran unterstützten Hisbollah an der Grenze zwischen dem Libanon und Israel hatte zuvor bereits UN-Generalsekretär António Guterres vor einem Flächenbrand gewarnt.

Auch die Angriffe der Huthi-Rebellen aus dem Jemen auf die Schifffahrt im Roten Meer haben das Potenzial, immer weitere Parteien in den Konflikt hineinzuziehen. Die Huthi zählen wie die islamistische Hamas im Gazastreifen und die libanesische Schiitenorganisation Hisbollah zur sogenannten «Achse des Widerstands», einem Netzwerk im Kampf gegen Israel.

Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei lobte den Kampf der Huthi-Miliz gegen Israel. «Die Nation des Jemen und Ansar Allah (Huthi) haben in der Tat eine große Arbeit geleistet», zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Irna den 84-Jährigen. Ihr Werk sei der Beweis für den Kampf auf dem Weg Gottes. «Wir hoffen, dass diese Bemühungen zum Sieg führen werden», sagte das Staatsoberhaupt laut Irna weiter.

Israels Militär bombardierte zudem nach eigenen Angaben erneut Ziele im Südlibanon. Die israelischen Streitkräfte führten kombinierte Luft- und Artillerieschläge gegen «Terrorziele» der Schiiten-Miliz Hisbollah in Wadi Saluki aus, wie die Armee mitteilte.

Irans Revolutionswächter beschießen Ziele im Irak und in Syrien

Die iranischen Revolutionswächter (IRGC) feuerten nach eigenen Angaben mehrere ballistische Raketen auf Ziele im Irak und in Syrien ab. Die Angriffe seien Rache unter anderem für den verheerenden Anschlag in der südiranischen Stadt Kerman Anfang Januar sowie die Tötung eines hochrangigen IRGC-Offiziers Ende Dezember, teilte das IRGC-Webportal in der Nacht (Ortszeit) mit.

Ziel der Attacke in der nordirakischen Stadt Erbil sei eine Spionagezentrale des israelischen Geheimdienstes Mossad gewesen. In der Nähe eines neuen im Bau befindlichen US-Konsulats schlugen Augenzeugen zufolge mehrere Raketen ein. Sicherheitskreisen zufolge kamen dabei vier Zivilisten ums Leben. Die US-Regierung verurteilte den iranischen Raketenangriff auf Erbil. Der Angriff in Syrien galt nach iranischen Angaben der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Bei dem Beschuss handelte es sich laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna mit einer Strecke von mehr als 1200 Kilometern um die bisher weitreichendste Raketenoperation des Landes. Dies dürfte auch ein klares Signal an den Erzfeind Israel sein. Es wäre in etwa die gleiche Entfernung, die Raketen vom Westen des Landes aus benötigen, um Tel Aviv oder Jerusalem zu erreichen.

UN-Generalsekretär in Sorge vor Ausweitung des Gaza-Kriegs

UN-Chef Guterres zeigte sich mit Blick auf die Lage an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon bereits zuvor in großer Sorge über einer Ausweitung des Gaza-Kriegs auf die weitere Region. «Ich bin zutiefst besorgt von dem, was sich da entfaltet», sagte Guterres. «Es ist meine Pflicht, allen Seiten diese einfache und direkte Botschaft zu überbringen: Hört auf, an der blauen Linie mit dem Feuer zu spielen, deeskaliert und bringt die Gewalt zu einem Ende.»

Die blaue Linie markiert die Grenze zwischen Israel und dem Libanon. Seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es dort immer wieder zu Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der vom Iran unterstützten Hisbollah. Sie ist mit der Hamas verbündet, gilt aber als deutlich schlagkräftiger. Neben einem sofortigen Waffenstillstand forderte Guterres zudem erneut die Freilassung aller Geiseln und eine Untersuchung der von der Hamas und anderen bei dem Massaker am 7. Oktober verübten sexuellen Gewalt.

Hamas veröffentlicht Geisel-Video - Sorge um Leben der Entführten

Die Hamas veröffentlichte erneut grausame Videoaufnahmen von israelischen Geiseln. In dem Video war unter anderem eine junge Frau zu sehen, die über den angeblichen Tod zweier männlicher Entführter bei israelischen Angriffen im Gazastreifen spricht. Militärsprecher Daniel Hagari sagte anschließend, man sei in großer Sorge um das Leben der zwei männlichen Geiseln. Er wies die Darstellung der Hamas zurück, dass sie von der israelischen Seite getötet worden seien. Am Ende des Hamas-Videos ist eine blutige männliche Leiche zu sehen.

Auch mehr als drei Monate nach dem Massaker vom 7. Oktober, bei dem Terroristen der Hamas und anderer Palästinenserorganisationen mehr als 1200 Menschen auf oft bestialische Weise getötet und rund 250 weitere in den Gazastreifen verschleppt hatten, werden in dem Küstenstreifen noch 136 Menschen festgehalten. Israel geht davon aus, dass etwa zwei Dutzend von ihnen nicht mehr leben.

Huthi greifen nach US-Angaben wieder Frachter im Roten Meer an

Die jemenitischen Huthi griffen nach US-Angaben erneut ein Containerschiff im Roten Meer an. Das zuständige Regionalkommando des US-Militärs teilte mit, die Rebellen hätten eine ballistische Antischiffrakete auf die «M/V Gibraltar Eagle» abgefeuert. Sie wurde demnach aus von Huthi kontrollierten Gebieten im Jemen abgeschossen. Bei dem Schiff handelte es sich den Angaben zufolge um einen unter der Flagge der Marshallinseln fahrenden US-Frachter. Es habe weder Verletzte noch Schäden gegeben.

Der britische Premierminister Rishi Sunak rechtfertigte die Luftschläge gegen die Huthi-Rebellen und drohte mit neuen Aktionen, sollten weiterhin Schiffe im Roten Meer angegriffen werden. «Die Bedrohung der Schifffahrt muss aufhören», sagte Sunak im Parlament in London. «Illegal festgehaltene Schiffe und Crews müssen freigelassen werden. Und wir bleiben vorbereitet, um unseren Worten Taten folgen zu lassen.»

Wie die griechische Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur bestätigte, wurde zudem der griechische Frachter «Zografia» beschossen. An Bord befanden sich demnach 24 Besatzungsmitglieder bislang unbekannter Nationalität. Es habe keine Verletzten gegeben, hieß es weiter. Das Schiff, das unter der Flagge Maltas fahre, sei zwar beschädigt worden, könne aber seine ursprüngliche Fahrtroute in Richtung Suezkanal fortsetzen.

@ dpa.de