Aus dem Laderaum wurden während der Militärdiktatur Menschen lebend in den Río de la Plata geworfen, um dort zu sterben.
27.06.2023 - 07:27:34Maschine der «Todesflüge» kehrt nach Argentinien zurück. Jetzt soll das Flugzeug in einem Museum ausgestellt werden. Das gefällt nicht jedem.
40 Jahre nach dem Ende der Militärdiktatur in Argentinien ist ein für die berüchtigten «Todesflüge» genutztes Flugzeug in das südamerikanische Land zurückgebracht worden. Die Maschine vom Typ Skyvan PA-51 wurde gestern auf dem militärischen Teil des Stadtflughafens von Buenos Aires präsentiert. Aus ihrem Laderaum waren während der Militärdiktatur Menschen lebend in den Río de la Plata geworfen und so dem sicheren Tod überlassen worden.
Die Frachtmaschine soll künftig im Museum exEsma zu sehen sein. Die frühere Mechaniker-Schule der Marine war während der Militärdiktatur (1976-1983) ein Geheimgefängnis, in dem nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen über 4000 entführte Oppositionelle gefoltert und ermordet wurden.
Während der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 verschwanden nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen bis zu 30.000 Regierungsgegner, linke Aktivisten, Gewerkschafter und Studenten. Im Kampf gegen vermeintliche kommunistische Umtriebe töteten Sicherheitskräfte zahlreiche Menschen in Geheimgefängnissen. Unter anderem ließen die Militärs Regierungsgegner betäuben und gefesselt von Flugzeugen aus in den Río de la Plata werfen.
Von dem nun aus den USA nach Argentinien zurückgebrachten Flugzeug wurden 1977 zwölf Menschen in den Fluss geworfen, darunter drei Gründungsmitglieder der Menschenrechtsorganisation «Mütter der Plaza de Mayo» und zwei französische Nonnen. Im vergangenen Jahr wurden vier ehemalige Militärs wegen der «Todesflüge» zu lebenslanger Haft verurteilt.
Kritik an der Rückführung
Die «Mütter der Plaza de Mayo» lehnten die Rückführung des Flugzeugs ab. Die Gruppe war 1977 von Frauen gegründet worden, deren Kinder während der Militärdiktatur verschleppt worden waren. Jeden Donnerstag demonstrierten sie mit weißen Kopftüchern auf dem Platz vor dem Regierungspalast im Zentrum von Buenos Aires und forderten Aufklärung über das Schicksal ihrer Kinder.
«Die Mütter lehnen es ab, dass das Flugzeug, aus dem unsere drei Genossinnen nach ihrer Entführung durch die Diktatur lebendig ins Wasser geworfen wurden, aus den USA zurückgebracht und in der ehemaligen Esma ausgestellt wird», hieß es in einer Stellungnahme der Gruppe. «Anstatt es als Trophäe der Erinnerung auszustellen, wollen wir, dass sein Eisen eingeschmolzen und zu einem riesigen weißen Kopftuch verarbeitet wird, um unseren Kampf zu ehren. Wir Mütter waren schon immer dagegen, aus dem Tod eine Show zu machen.»