Ukraine, Konflikte

Die Ukraine wird von einem unter PrĂ€sident Selenskyj bisher beispiellosen Korruptionsskandal erschĂŒttert.

12.11.2025 - 08:03:05

Ukrainischer Justizminister nach Durchsuchungen entlassen. Es geht um Millionen, es gibt erste Festnahmen. Nun erreicht der Skandal die Regierung.

Nach Durchsuchungen wegen Korruptionsermittlungen ist der ukrainische Justizminister Herman Haluschtschenko von seinen Aufgaben entbunden worden. Das habe die Regierung in einer außerordentlichen Sitzung beschlossen, teilte Regierungschefin Julia Swyrydenko bei Telegram mit. 

Der ehemalige Energieminister Haluschtschenko ist einer von mehreren VerdĂ€chtigen in einem bisher unter FĂŒhrung von PrĂ€sident Wolodymyr Selenskyj beispiellosen Korruptionsskandal in der Ukraine. Am Vortag hatte es bei Haluschtschenko Durchsuchungen gegeben. Er war seit Juli Justizminister.

Haluschtschenko schrieb bei Telegram, dass er Swyrydenko zustimme. Er halte eine Entfernung fĂŒr die Dauer von Ermittlungen fĂŒr eine zivilisierte und richtige Vorgehensweise, schrieb er. Außerdem kĂŒndigte er an, sich rechtlich verteidigen und seine Position darlegen zu wollen.

Sein Ministerium in Kiew hatte die Ermittlungsarbeit bestĂ€tigt. Haluschtschenko unterstĂŒtze die Strafverfolgungsbehörden in vollem Umfang, hieß es in einer Mitteilung am Vortag. Das Justizministerium halte sich konsequent «an den Grundsatz der Nulltoleranz gegenĂŒber Korruption». Details zu möglichen VorwĂŒrfen wurden nicht genannt.

Verdacht der GeldwÀsche in Millionenhöhe

Das Nationale AntikorruptionsbĂŒro und die Antikorruptionsstaatsanwaltschaft (SAP) der Ukraine hatten zuvor Ermittlungen bei dem Konzern Energoatom bekanntgemacht. Es geht um Bestechungsgeld, das beim Bau von Schutzvorrichtungen um Energieanlagen gegen russische Luftangriffe geflossen sein soll. Am Dienstag sprach das AntikorruptionsbĂŒro von fĂŒnf Festnahmen und sieben VerdachtsfĂ€llen. Die Gruppe soll etwa 100 Millionen US-Dollar (86,4 Millionen Euro) an Schmiergeld gewaschen haben.

Im Zentrum der Ermittlungen steht Selenskyjs langjĂ€hriger Wegbegleiter Tymur Minditsch. Er habe nicht nur Einfluss auf Haluschtschenko ausgeĂŒbt, sondern auch auf Ex-Verteidigungsminister Rustem Umjerow, wie Staatsanwalt Serhij Sawyzkyj Medienberichten zufolge sagte. Umjerow rĂ€umte in einer Stellungnahme zwar Kontakte zu Minditsch ein, wies aber KorruptionsvorwĂŒrfe strikt zurĂŒck.

Selenskyj-Vertrauter gilt als HauptverdÀchtiger

Minditsch ist ein Vertrauter und GeschĂ€ftspartner von PrĂ€sident Selenskyj aus dessen Zeiten als Schauspieler. Der HauptverdĂ€chtige habe Einfluss auf staatliche Entscheidungen «im Energie- und im RĂŒstungsbereich» genommen, hieß es. Minditsch soll die Ukraine verlassen haben. Selenskyj forderte, dass Schuldige ohne Ansehen der Person verurteilt werden sollten.

Energoatom sprach von einem «Vorfall», der keinen Einfluss auf die finanzielle StabilitĂ€t des Unternehmens, die Stromproduktion und die Sicherheit der ukrainischen Kernkraftwerke habe. Trotzdem scheint es um den grĂ¶ĂŸten Bestechungsskandal der Ukraine zu Zeiten des seit mehr als dreieinhalb Jahren dauernden Krieges gegen den Angreifer aus Russland zu gehen. Das in die EU strebende Land gilt trotz Reformen immer noch als einer der Staaten in Europa mit der höchsten KorruptionsanfĂ€lligkeit.

@ dpa.de

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